Hitzerekorde & Wasserknappheit: Wie reisen wir in Zukunft, wenn es immer heißer und trockener wird?

In unserer Reihe "Future Travel" beantworten wir spannende Fragen zum Thema Nachhaltigkeit im Tourismus und wie wir in Zukunft reisen werden. Kann Massentourismus nachhaltig sein? Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf unser Reiseverhalten? Worauf sollte ich bei der Kompensation meiner Reise achten? Welche alternativen Reisemodelle gibt es? Diesen und vielen weiteren Fragen gehen wir mit diesem Format auf den Grund. Hast du selbst eine interessante Frage zum Thema? Dann schreib uns an [email protected].

Hitzewellen in ganz Europa

Hitzerekorde, Waldbrände und kaum Regen sind dieses Jahr, Anfang Juli 2022, auch in Deutschland wieder Realität. Im Juni wurden innerhalb Deutschlands Temperaturen bis 39,6 Grad gemessen, in Brandenburg standen Mitte letzten Monats rund 200 Hektar Wald in Flammen und mittlerweile sterben immer mehr Menschen an den Folgen von zu hohen Temperaturen. In meiner Berliner Dachgeschosswohnung habe ich letzte Woche knapp 40 Grad gemessen. Wenn es so heiß ist, kann ich, außer auf dem Boden zu liegen und zu schwitzen, eigentlich gar nichts mehr tun. Den Alltag bei solch hohen Temperaturen zu bewältigen, scheint mir fast unmöglich und so verkrümele ich mich unter der Woche zum Arbeiten in die klimatisierte Bibliothek, um überhaupt einen klaren Gedanken fassen zu können. 

Doch die Trockenheit wirkt sich natürlich nicht nur auf uns Menschen aus, sondern auch auf die Natur. Wenn die Durchschnittstemperaturen in Europa weiter steigen und Regenfälle immer seltener werden, führt das europaweit zu Wasserknappheit. In Italien könnte aufgrund der aktuellen Dürre das Wasser tagsüber sogar rationiert werden, vielerorts wird das Wasser bereits in der Nacht abgestellt. Der Po, der längste Fluss des Landes, hat aktuell sogar den tiefsten Wasserstand seit 70 Jahren erreicht. 2021 wurden auf der italienischen Insel Sizilien 48,8 Grad gemessen – ein Hitzerekord in Europa. 

Doch wenn es immer heißer und das Wasser immer knapper wird: Welchen Einfluss hat das dann auf den Tourismus und unsere Art des Reisens?

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© Marie Detmer

Wie der Tourismus die Wasserknappheit verschlimmert

Die Mittelmeerregion, von Griechenland bis Portugal, zieht laut WWF jährlich 320 Millionen Besucher*innen an und die Welt-Tourismus-Organisation geht davon aus, dass es bis 2065 sogar 655 Millionen Reisende pro Jahr sein werden. Wir Deutschen sind dabei Reiseweltmeister, denn kaum ein anderes Volk gibt so viel Geld für Reisen aus wie wir. 2019 waren es knapp 73 Milliarden Euro. Am liebsten geht es für deutsche Reisenden nach Österreich, die Niederlande oder an das Mittelmeer. Doch gerade in den Mittelmeerregionen sind die Süßwasserressourcen bereits jetzt extrem knapp und der Tourismus verschlimmert das Problem noch weiter.

Für einen Reisenden fallen im Durchschnitt, 6575 Liter Wasser täglich an. Das ist vergleichbar mit fast 44 vollen Badewannen.

Große Pool- und die blühenden Gärten der Hotelanlagen benötigen Unmengen an Wasser und auf Reisen verbrauchen wir deutlich mehr davon als zu Hause. Eine Studie des Journal of Sustainable Tourism fand heraus, dass für einen Reisenden im Durchschnitt 6575 Liter Wasser täglich anfallen. Das ist vergleichbar mit fast 44 vollen Badewannen. Die Wasserknappheit führt in manchen Regionen zu einer Konkurrenz zwischen Tourist*innen und Einheimischen, aber auch der lokalen Landwirtschaft. Schon 2016 mussten Einwohner*innen im Norden Mallorcas zeitweise die Wasserleitungen abgedreht werden und Bürger*innen im kleinen Örtchen Estellenc durften kein Trinkwasser zum Befüllen ihrer Pools und Bewässern der eigenen Gärten nutzen. Die unüberlegte Nutzung von Wasser durch Tourist*innen verschlimmerte das Problem, weswegen es umso wichtiger ist, dass in Zukunft noch mehr auf den Verbrauch geachtet wird. 

Die Reisebranche trägt Verantwortung für den Wasserverbrauch

Wie so oft im Tourismus wird die Verantwortung für nachhaltigeres Verhalten direkt an die Tourist*innen weitergegeben. Reisende sollen versuchen, nicht so verschwenderisch zu handeln, obwohl beim Thema Wasserverbrauch vor allem Reiseveranstalter, Hotels und Unterkünfte in der Pflicht stehen, Wassersparmaßnahmen umzusetzen. Immerhin gibt es in den meisten Unterkünften mittlerweile eingebaute Wasserstopptasten für WCs und es wird dazu aufgefordert, nicht täglich die Handtücher austauschen zu lassen. Das muss allerdings auch kontrolliert und kontinuierlich verbessert werden. In Ländern, in denen es durch Hitze an Trinkwasser mangelt, müssen andere Konzepte her. Anstatt Pools mit Trinkwasser zu befüllen, wäre es eine Möglichkeit, beispielsweise Naturbäder oder Meerwasserpools anzulegen. Auch wasserintensive Aktivitäten wie Golf sollten nur in Ländern ausgeübt werden, in denen es genug regnet.

In Zukunft müssen wir auf jeden Fall intensiv darauf achten, mit unseren limitierten Ressourcen bewusst umzugehen. Je heißer und trockener es wird, desto wichtiger wird das Thema für unser Überleben.

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