Der Reiseführer "Dasselbe in Grün" ist die Bibel für umweltbewusste Globetrotter

© Holly Mandarich | Unsplash

Ich habe das Gefühl, dass alles, was Elisaveta Schadrin-Esse, die Herausgeberin der schönen Reisemagazine The Fernweh Collective anfasst, einfach gut wird. In langen, aufwändig produzierten Reportagen und Artikeln erzählen Autoren und Fotografen in den Magazinen von ihren Abenteuern und Erlebnissen. Der Fokus lag dabei schon immer auf Umwelt und Nachhaltigkeit. Da lag es nur nahe, ein Buch über genau dieses Thema herauszubringen: umweltbewusstes Reisen.

Denn fernab von weltweiten Krisen konnten wir noch nie so viel und frei reisen wie im 21. Jahrhundert. Aber immer häufiger stellt sich dabei die Frage: "Zu welchem Preis?" Denn Reisen ist zwar schön und horizonterweiternd, aber auch gefährlich. Die Welt leidet durch Overtourism unter Umweltverschmutzung, Zerstörung von Ökosystemen und Artensterben. In ihrem etwas anderen Reiseführer "Dasselbe in Grün", das jetzt erschienen ist, bespricht Elisaveta ausführlich eben jene Probleme von Tourismus (und thematisiert dabei unter anderem gern vernachlässigte Themen wie Menschenrechte oder Großwildjagd). Aber sie zeigt auch, wie wir alle zu besseren Touristen werden können und gibt Tipps, wie wir bei der Wahl des Urlaubsziel über die Reisevorbereitung bis hin zum Transportmittel und der Unterkunft umweltbewusst reisen können. Dabei kommt das Buch ohne erhobenen Finger, To-Dos und Must-See-Listen aus und hilft uns stattdessen, unseren eigenen Urlaub grüner zu gestalten.

Weil wir das Buch (und die Illustrationen von Dana Lungmuss) so toll finden, kannst du hier jetzt einen Ausschnitt aus dem Buch lesen.

Dasselbe in Grün
© The Fernweh Collective

Auszug aus "Dasselbe in Grün" von Elisaveta Schadrin-Esse

Egal ob Fluss, See oder Meer: Wasser hat eine hohe Anziehungskraft auf Reisende und Urlauber. Strandurlaub ist die mit Abstand beliebteste Erholungsart weltweit. In Regionen, in denen das Wasser knapp ist, wird der zusätzliche Wasserverbrauch durch den Tourismus jedoch zu einem echten Problem. Oft muss das Trinkwasser aufwendig aufgearbeitet, kostenintensiv mit Tankschiffen und Tankwagen herangefahren oder aus salzigem Meerwasser gewonnen werden. Eine Konkurrenz zwischen Tourismus, lokaler Bevölkerung und der Landwirtschaft ist dann fast unausweichlich. 

Wasser in der Welt Weniger als ein Prozent des gesamten Wasservorkommens auf der Erde ist sowohl Süßwasser als auch leicht zu erreichen. Die restlichen Wasserreserven sind entweder Salzwasser oder schwer zugänglich. Zwar würde auch dieser geringe Anteil Süßwasser theoretisch ausreichen, um die gesamte Weltbevölkerung zu versorgen, jedoch bestehen starke geografische und saisonale Ungleichheiten zwischen den Regionen der Welt. Etwa eine Milliarde Menschen weltweit haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Und noch mal so viele müssen mit einem Bruchteil dessen auskommen, was in westlichen Haushalten täglich verbraucht wird. Die weltweite Wasserknappheit gilt als die größte Umweltgefahr des aktuellen Jahrzehnts. 

Gründe für die Wasserknappheit Für die Wasserknappheit sind viele Faktoren verantwortlich, die meisten sind jedoch allein vom Menschen verursacht. Dazu zählen die wachsende Weltbevölkerung, ein hoher Lebensstandard, ein entfesseltes Konsumverhalten und 

künstliche Bewässerung in der Landwirtschaft. Aber auch der Klimawandel, der zu Dürren und Überschwemmungen führt, die Wasserverschmutzung sowie ein verschwenderischer Wasserverbrauch – insbesondere bei industrieller Warenproduktion – verschärfen die Lage. 

Auswirkungen der Wasserknappheit Unter Wasserknappheit leiden nicht nur Menschen, sondern die gesamte Umwelt. Ein zu hoher Wasserverbrauch führt zum beständigen Absinken der Grundwasserpegel und in der Folge zum Absacken der Böden. In trockenen Regionen mit wenig Wasser sind Auseinandersetzungen zwischen den Nutzern zu beobachten. Unzureichende Sanitäranlagen und mangelnde Hygiene führen zu Krankheiten und Seuchen. Da immer mehr Regionen der Welt von Dürren betroffen sind, können bewaffnete Konflikte um die lebenswichtige Ressource Wasser nicht mehr ausgeschlossen werden. Auch größere Flüchtlingsströme wegen beispielsweise fehlendem Trinkwasser in der Sahelzone oder Überschwemmungen in Küstengebieten sind zu erwarten. 

Wasser im Tourismus Diese ohnehin kritische Lage wird durch den Tourismus entscheidend verschärft. Denn überall dort, wo Wasser Mangelware ist, werden Touristen zum Dauerproblem für die Region. Sowohl die zu hohen Wasserentnahmen für die Versorgung der Gäste als auch die darauffolgende Gewässerverschmutzung durch zu viel Abwasser sind typische Risiken in Regionen mit vielen Reisenden. Eingriffe in die Küsten- und Uferbereiche durch das Anlegen von Badestellen und Freizeiteinrichtungen, aber auch eine unzureichende Abwasser- und Müllentsorgung verschlechtern die Wasserqualität zusätzlich. Im Winter kommt in einigen Gegenden die Beschneiung von Skipisten unter dem Einsatz von chemischen Zusatzstoffen hinzu. 

Luxusanlagen und Wasser Eine besondere Stellung in Bezug auf das Thema Wasser und Tourismus nimmt das Segment der Luxus- und Pauschalhotels ein. Die florierenden Anlagen verbrauchen Millionen von Litern für die Garten- und Golfplatzbewässerung sowie für Pools, Wäschereien und Küchen. Sie entziehen der Lokalbevölkerung die ohnehin schon knappe Ressource massiv. Besonders dramatisch ist die Lage dort, wo wüstenartige Landschaften auf Luxushotellerie treffen, zum Beispiel in Nordafrika und in Nahost. Letztendlich kommt es durch eine Übernutzung der Wasservorräte durch den Tourismus zu einem Absinken des Grundwasserspiegels und zum Austrocknen oder Versalzen der lebenswichtigen Quellen. Als Reisende haben wir allerdings immer die Wahl, ob wir derartige Verschwendung durch eine Reisebuchung unterstützen. 

"Dasselbe in Grün" ist am 1. Mai 2020 bei The Fernweh Collective erschienen.

Dasselbe in Grün
© The Fernweh Collective

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