11 Podcasts & Hörbücher über Rassismus und für mehr Weltoffenheit

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Der gewaltsame Tod von George Floyd durch einen weißen Polizeibeamten hat uns erneut vor Augen geführt, dass systematischer Rassismus bis heute unsere Gesellschaft prägt – nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland. Keine Einladung zu einer Wohnungsbesichtigung zu bekommen, auf Job-Bewerbungen nur Ablehnungen zu erhalten, öffentliche Anfeindungen und grausame Gewalttaten aufgrund der eigenen Hautfarbe oder Herkunft – Erfahrungen, die Schwarze Menschen häufig machen. Und das muss sich ändern.

Doch es reicht nicht aus, sich am #BlackOutTuesday mit einem schwarzen Quadrat zu beteiligen, um zu zeigen, dass wir selbst nicht rassistisch sind. Wir wollen anti-rassistisch handeln und haben uns vorgenommen, uns weiterzubilden, offen für Gespräche zu sein und vor allem zuzuhören! Ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir Schwarzen Menschen nicht nur bei den Themen Rassismus und Migration mehr Aufmerksamkeit schenken, sondern unabhängig davon ihre Fähigkeiten und Talente deutlicher anerkennen und würdigen. Deswegen habe ich dir eine Liste zusammengestellt, in der du nicht nur hörenswerte Podcasts und Hörbücher findest, die fremdenfeindliche und rassistische Strukturen unserer Gesellschaft aufzeigen, sondern auch tolle Romane und Biografien großartiger Schwarzer Schriftsteller*innen.

1. "The Hate U Give" von Angie Thomas

Es gibt sie, diese Bücher, deren Erzählungen uns direkt ansprechen, deren Autor*innen eine bedeutende Botschaft vermitteln und deren Protagonisten uns inspirieren. Der Debütroman The Hate U Give von Angie Thomas ist so ein Buch. Mit ihrer eindringlichen Erzählung über eine mutige 16-Jährige hat sie einen notwendigen Teil zur internationalen Literaturgeschichte beigetragen. Sie erzählt die Geschichte von Starr, die in einem verarmten Viertel Amerikas aufwächst. Um ihr eine bessere Zukunft zu ermöglichen, schicken ihre fürsorglichen Eltern sie auf eine Privatschule, die allerdings nur von wenigen anderen Schwarzen Schüler*innen besucht wird. Während Starr versucht, in diesen beiden Welten ihren Platz zu finden, wird ihr bester Freund Khalil vor ihren Augen von einem Polizisten erschossen. Langsam entwickelt sie sich zu einer inspirierenden Kämpferin, die sich für Gerechtigkeit und gegen Rassismus einsetzt. Eine großartige Erzählung, die du nicht nur lesen, sondern hören solltest, denn Erzählerin Bahni Turpin verleiht jedem der unzähligen Charaktere eine authentische Stimme.

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2. "Baele Street Blues" von James Baldwin

"Nicht alles lässt sich ändern, aber nichts ändert sich von selbst" – Autor James Baldwin ist eine Ikone der Gleichberechtigung und des Mutes. In Beale Street Blues nimmt er uns mit ins Harlem der 1970er. Er erzählt die tragische Geschichte von Tish und Fonny. Die Zwei sind, zum Leidwesen ihrer beiden zerstrittenen Familien, ein Liebespaar. Als Tish schwanger wird, malen sie sich eine gemeinsame Zukunft in ihrem Zuhause, der Beale Street, aus. Doch alles kommt anders, denn Fonny wird plötzlich verhaftet und der Vergewaltigung angeklagt. Doch statt zu verzweifeln, setzt sich die junge Tish vehement ein und kämpft gegen die weiße Justiz, um die Unschuld ihres Verlobten zu beweisen.

3. "Dreams from My Father" von Barack Obama

Dass Barack Obama ein mitreißender Redner ist, wissen wir alle. Dass er aber auch ein talentierter Schriftsteller ist, wissen die Wenigsten. Dabei stellt das, was er zu Papier bringt, die Memoiren seiner amerikanischen Kollegen aus der Politik allemal in den Schatten. In Dreams from My Father erzählt Barack Obama von einer Kindheit auf Hawaii, in Jakarta und Chicago und gewährt Einblicke in seine persönliche Suche nach Identität und Zugehörigkeit. Offen und ehrlich teilt er die Vergangenheit seiner weißen Mutter und seines Schwarzen Vaters. Dass er selbst das Hörbuch liest, verleiht jedem Satz einmal mehr Authentizität und Lebendigkeit.

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4. "Why I'm not longer talking to white people about race" von Reni Eddo-Lodge

Wenn du ab und zu auch mal einen Blick in fremdsprachige Zeitungen wirfst, wirst du Reni Eddo-Lodge sicher kennen, denn die britische Journalistin schreibt unter anderem für die New York Times oder The Guardian. Anfang 2014 veröffentlichte sie unter dem Titel Why I'm not longer talking to white people about race einen Blogbeitrag, mit dem sie ihre Frustration über Rassismus in England ausdrückte: "I couldn't have a conversation with white folks about the details of a problem if they didn't want to recognise that the problem exists". Der Beitrag ging viral, denn was sie hier mit intelligenten Worten beschrieb, war nicht nur ihre eigene Sichtweise, sondern die unbequeme, aber einzige Wahrheit. Mit ihrem Buch will sie dazu beitragen, dass offen über systematischen Rassismus und weiße Privilegien gesprochen wird, um diese Ungerechtigkeiten wirklich zu beenden.

5. "The Nickle Boys" von Colson Whitehead

Colson Whitehead ist ein literarischer Star in Amerika – das Time Magazine nannte ihn "America's Storyteller". Und wer seinen neusten Roman liest, weiß warum. Der Titel Die Nickel Boys klingt zwar wie der Name einer sweeten Boyband, bezieht sich aber auf einen Ort des Grauens im US-Bundesstaat Florida, der straftätige oder schwierige Jugendliche aufnimmt. Die Geschichte beruht auf den wahren äußerst brutalen Vorkommnissen in der Florida School for Boys, die vor einigen Jahren aufgedeckt wurden. Der Protagonist des Romans ist der sechzehnjährige Elwood, der durch einen unglücklichen Zufall in der Strafanstalt eingesperrt wird. Missbrauch und Folter stehen an der Tagesordnung. Sein Kampf gegen Rassismus und Ungerechtigkeit berührt zutiefst.

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6. "Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten" von Alice Hasters

Ich bewundere Alice Hasters – für ihren Mut, ihre Offenheit und vor Allem für ihre unglaubliche Geduld. Denn in ihrem Buch Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten teilt die Autorin (bekannt durch den Podcast Feuer & Brot) nicht nur ihre eigenen schmerzhaften Erfahrungen mit Rassismus, sondern hat es sich auch noch zur Aufgabe gemacht, deutlich zu zeigen, wie sehr das Privileg der weißen Hautfarbe noch gelebt wird und, wie häufig wir uns als weiße Menschen nicht bewusst darüber sind, dass wir rassistisch handeln und damit andere Menschen verletzten. Die Erkenntnisse, die dieses Buch hervorbringt, sind sicherlich auch manchmal unangenehm, aber absolut notwendig und sollten eigentlich zum Allgemeinwissen aller gehören.

7. "In Love and Struggle" von The Meteor

Bedeutende Schwarze Frauen, darunter Schauspielerin Sarah Jones, Frauenrechtlerin Anita Hill, Kommentatorin Brittany Packnett Cunningham, Jodie Patterson oder Hip-Hop-Künstlerin Maimouna Youssef aka Mumu Fresh, kommen zusammen, um ihre Geschichten zu erzählen – in Monologen, als Musikstücke oder Kabarett.

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8. "Ich habe einen Namen" von Lawrence Hill

Die ersten Jahre ihres Lebens verbringt Aminata zusammen mit ihrer kleinen Familie im Kreise einer friedliebenden Dorfgemeinschaft in Guinea in Westafrika. Doch als sie gerade einmal elf Jahre alt ist, wird sie von Sklavenhändlern auf die Plantagen von South Carolina entführt. Als sie es schafft, über New York und Nova Scotia zurück nach Afrika und letztendlich nach England zu fliehen, setzt sie alles daran, um gegen die Sklaverei zu kämpfen und sich für die Rechte von Schwarzen Menschen einzusetzen. In Ich habe einen Namen erzählt Lawrence Hill die nur schwer vorstellbare Geschichte einer unglaublich willensstarken und intelligenten Schwarzen Frau. Ein lehrreicher Roman, der an das Leid von Millionen Menschen erinnert; und uns einmal mehr bewusst macht, dass wir aktiv gegen Rassismus und Unterdrückung in der heutigen Gesellschaft vorgehen müssen.

9. "Born a Crime" von Trevor Noah

Wenn von Trevor Noah die Rede ist, weiß man gar nicht genau, wo man eigentlich anfangen soll. Vielleicht bei seinen humorvollen Darbietungen in The Daily Show, einer der einflussreichsten US-amerikanischen Politik- und Satiresendungen, seiner beeindruckenden Eloquenz oder vielleicht doch bei seinem unglaublichen Sprachtalent? Und das, obwohl seine Kindheit in einem noch von der Apartheid geprägten Südafrika von Gewalt und Unterdrückung geprägt war. Born a Crime ist seine bewegende persönliche Geschichte, in der er sich immer wieder Vorurteilen und sozialer Ungleichheit stellen muss. Ohne Verbitterung, dafür immer mit einer Portion Humor teilt er seine schwierigsten Erfahrungen. Diese beeindruckende Biografie lohnt sich im englischen Original, denn dann kannst du Trevor Noah selbst in südafrikanischem Slang, Afrikaans oder Xhosa sprechen hören.

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10. "Americanah" von Chimamanda Ngozi Adichie

Dreimal habe ich We Should All be Feminists gelesen und bereits unzählige Male verschenkt, denn Chimamanda Ngozi Adichie versteht es, mit wenigen klaren Worten, Identitäten zu beschreiben und tiefgründige gesellschaftliche Missstände zu erfassen. Gleichzeitig zeigt sie Lösungen auf, die den Weg in eine achtsamere und tolerante Zukunft ebnen können. In ihrem weltpolitischen Roman Americanah erzählt sie von der Liebe zwischen Ifemelu und Obinze im Nigeria der 1990er Jahre. Während das Land von einer Militärdiktatur beherrscht wird, reist die selbstbewusste Ifemelu nach Amerika aus, um in Princeton zu studieren. Obinze soll nachkommen, doch die tragischen Attentate des 11. Septembers 2001 kreuzen die Zukunftspläne des Paares. Obinze schafft es nicht nach Amerika und schlägt sich jahrelang als illegaler Flüchtling in London durch. Vom Heimweh geplagt zieht es die erfolgreiche Ifemelu Jahre später nach Lagos, wo sie Obinze wieder trifft. Eine Begegnung, die beide vor eine große Entscheidung stellt.

11. "Der Wassertänzer" von Ta-Nehisi Coates

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Ta-Nehisi Coates ist eine der stärksten Stimmen Amerikas und einer der bedeutendsten Autoren der neuen Weltliteratur! Mit seinem Essay The Case for Reparations setzte der Journalist sich für die Aufarbeitung der Sklaverei in den USA ein. Kurz darauf verfasst er ein Manifest in Form eines tiefgründigen Briefes an seinen Sohn, in dem er auf intime Weise beschreibt, was es bedeutet im heutigen Amerika ein Schwarzer Mann zu sein und insbesondere auf die rassistisch motivierten Gewaltausbrüche hinweist. Nun hat Ta-Nehisi Coates seinen ersten Roman publiziert. Anhand des Lebens von Hiram Walker, erzählt der Autor in Der Wassertänzer die reale Geschichte Amerikas, in der Generationen von Familien eine gewaltsame Trennung durch Sklaverei und Rassismus widerfahren mussten. Ein wortgewaltiges, magisches Meisterwerk, das du dir unbedingt anhören solltest!

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