Reisetagebuch – Ohne Lappen in Lappland

© Matze Hielscher

Von Matze Hielscher

Bei manchen Fragen überlege ich keine Sekunde. Zum Beispiel bei dieser: Hast du Lust, im Januar mit ein paar Berliner Musikern und DJs zum Lapp Dance nach Finnland zu fahren? Im näheren Umfeld des Polarkreises sollten Kid Simius, Local Suicide, Reznik, Ada, Johann Fanger und Jenz Balzer den langen Winter mit etwas Bass aufwärmen. Und zu so einem Anlass stelle ich mich gern neben die Box.

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Etwas irritierend ist es schon, von einem mittelälteren Mann mit einem Lapp Dance-Schild vom Flughafen abgeholt zu werden. Aber halt auch lustig. Und das findet der mittelalte Mann auch.

Lappland, Finnland
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Die Allerweltsbeschreibung "Winterwonderland" bekommt hier eine neue Bedeutung. Es ist 15:00 Uhr und die Sonne geht gerade unter. Das Licht ist phänomenal. Die Wipfel strahlen. Die Bäume tragen so viel Schnee, wie sie nur können. Es ist wunderschön und es ist kalt. Saukalt. -24 (in Worten: minus vierundzwanzig!) Grad.

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Wir wohnen im Hullu Poro Ressort in Levi. Vor über 25 Jahren hat Päivikki Palosaari mit einer kleinen Hütte angefangen und nun erweitert sie das Ressort immer weiter. Die langen Gänge erinnern an Shining, die Beleuchtung an Weihnachtsfilme mit Chevy Chase. Mein Zimmer hat eine Sauna und ich empfange RTL. Meine Dschungelcampsucht ist gerettet.

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In der Arena findet nun an zwei Abenden der Lapp Dance statt. Berliner DJs und Künstler sollen den Lappen zeigen, wo der Hammer hängt. Problem bei der Sache: Die Lappen tauchen leider nur in kleinen Mengen auf. So spielt Kid Simius vor ziemlich leerem Haus. Allerdings, und das beeindruckt mich, mit brutaler Überzeugung auch den grummeligen Türsteher zum Fan zu machen. Und das gelingt sogar. Der Bouncer folgt ihm jetzt auf Facebook.

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Für einige Mitreisende endet die Nacht erst um 8 Uhr morgens betrunken im Partyzimmer von Kid Simius. Der vernünftige Rest darf mit dem Schneemobil durch den Winter rasen. Die Finnen wissen aus eigener Erfahrung, dass ein Alkoholtest schon angebracht sein kann.

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Unser Fortbewegungsmittel. Reisebegleitung Nina darf fahren. Ich nicht.

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In Lappland haben es Vegetarier eher schwer. Alles, aber auch wirklich alles besteht aus Rentier. Dieser Kuchen ist zu meiner Freude frei von Tier und das obwohl wir auf einer Rentierfarm sind.

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Nach einer weiteren, heiteren Schneetour, halten wir in einer kleinen Hütte, die von außen wie ein Zelt aussieht. Wir werden traditionell mit Kohle vollgemalt, wärmen uns am Feuer, sprechen leise und machen unser Stockbrot selbst. Für uns Stadtmenschen das größte Abenteuer.

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Von Andreas Kieling hat Jens Balzer gelernt, dass man sich, um einem Tier besonders nah zu kommen, ihm optisch anpassen muss. Hier übt Jens für die bevorstehende Husky-Tour.

© Nina Hüpen Bestendonk

Ich trage alle Kleidungstücke, die ich dabei habe, um meinem großen Game-of-Thrones-Vorbild Hodor zu ähneln. Stichwort: Winter is coming.

Lappland
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Wirklich wahr: Diese 30-minütige Husky-Tour zählt zu den besten Reiseerlebnissen. Die Hunde tragen uns routiniert über den Schnee. Es ist absolut still. Der Mond steht bereits über den Wipfeln und die Sonne nutzt ihre kurze Auftrittszeit für einen spektakulären Abgang.

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Jens Balzer und seine Schlittenführerin Sonja haben die Fahrt nicht nur emotional mitgenommen. Herrn Balzer sind Teile seiner Gesichtsbehaarung einfach abgefallen. Gut, dass er davon einiges mit hat.

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Apropos Behaarung. In den letzten Stunden unserer Reise lässt Kid Simius noch einmal die Hosen fallen und führt einen privaten Lapp Dance vor. Wir vermissen beide unsere Familien und freuen uns auf den Rückflug.

Näkemiin!

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Ein Reisetagebuch von Matze Hielscher.

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