Reisen mit Corona – So fühlt sich die neue Normalität an

© Ismail Mohamed Soviel | Unsplash

Meine letzte Reise, bevor die Corona-Pandemie 2020 auch Europa erreichte, ging nach Finnland. Ich flog nach Helsinki, stieg am Flughafen in den Bus, dann nochmals ins Taxi und verbrachte drei abgeschiedene Tage in der Wildnis des Nuuksio Nationalparks. Dann fuhr ich zurück nach Helsinki, besuchte eine Freundin, zog durch die Stadt und nahm die Fähre zurück nach Deutschland. Die einzigen beiden To-Dos, die auf meiner mentalen Liste standen, waren "Reisepass einstecken" und "Wetter checken". Niemand trug eine Maske oder zeigte beim Betreten eines Ladens den Impfpass. Ich schüttelte unbekümmert Hände und fasste Dinge an, ohne mir danach die Hände mit Desinfektionsmittel zu reinigen. Ich fühlte mich nicht unwohl dabei, durch eine volle Fußgängergasse zu laufen oder mit anderen Menschen eine Sauna zu teilen.

Seitdem hat sich mein Reiseverhalten und meine Reisevorbereitung drastisch verändert. Wo früher vor allem Unbeschwertheit dominierte, wird die Planung nun vom akribischen Studieren diverser Einreisevorschriften bestimmt. Die Website des Auswärtigen Amtes habe ich beispielsweise früher alle paar Jahre geöffnet, wenn ich ein Land außerhalb Europas besuchen wollte. Mittlerweile habe ich die Seite als Lesezeichen in meinem Browser gespeichert und öffne sie alle paar Tage: Welche Länder wurden als Hochrisiko- und Virusvariantengebiet eingestuft, wohin darf ich überhaupt einreisen, welche Hygiene- und Sicherheitsvorkehrungen gelten in dem jeweiligen Land, muss ich auch als Geimpfte einen zusätzlichen PCR-Test machen, gelten Quarantänemaßnahmen vor Ort und welches Einreiseformular muss ich nochmal bei der Rückkehr nach Deutschland bereithalten?

Der neue Reisestandard: PCR-Test, Impfpass, Einreiseanmeldung

Im Sommer 2020, nachdem die erste Corona-Welle über uns hereingebrochen war und wir uns mit Abstands- und Hygieneregeln langsam wieder aus diesem Viren-Tsunami herauskämpften, wirkte dieses ganze Prozedere noch wie ein unüberwindbares Hindernis. Viele Menschen waren eingeschüchtert von den vielen Reglungen, hatten Angst, sich im Flugzeug, im Zug oder im Restaurant anzustecken, stornierten ihre Reisen zu fernen Zielen, stiegen aufs eigene Auto um und machten lieber Urlaub im eigenen Land.

Und 2021? Die Zahl der neuinfizierten Menschen im November ist doppelt so hoch wie im Frühjahr 2020 – aber die Welt steht nicht mehr still, die Grenzen sind nicht geschlossen, Flugzeuge und Züge durchqueren wieder Europa und Restaurants, Hotels und Sehenswürdigkeiten sind geöffnet. Impfpass, PCR-Test, Einreiseanmeldung – so sieht die neue Realität des Urlaubmachens aus. Reisen sind mit Einschränkungen möglich und irgendwie haben wir uns daran gewöhnt, auch wenn ein Teil der ehemaligen Leichtigkeit dahin ist. Denn wie es scheint, wird uns diese Pandemie doch noch ein paar Jahre begleiten. Meine letzte Reise führte mich im November 2021 nach Griechenland, wo es mittlerweile akzeptierter Standard ist, dass man beim Betreten von Restaurants, Hotels und Shops seinen digitalen Impfpass zeigt, der mit einem Gerät eingescannt wird. Masken sitzen nicht irgendwo im Gesicht, sondern über Mund und Nase und niemand diskutiert darüber, ob das nun notwendig sei. Es wird einfach gemacht.

Ja, auch ich empfinde es weiterhin als einen Einschnitt in meine Privatsphäre, dass man durch das Einscannen des Impfpasses ziemlich gut nachvollziehen kann, wo ich überall war – aber ich nehme das gern in Kauf, da ich mich dadurch in der Umgebung anderer Menschen sicherer fühle. Und: Reisen ist nunmal mein Job. Klar, muss ich mich deshalb nicht in Gefahr begeben, aber solange es möglich ist, mache ich diesen Job noch immer wahnsinnig gern, trotz all der Einschränkungen.

Wie wir uns im Urlaub verhalten, ist entscheidend

Aber ich verlange auch von anderen, dass sie sich regelkonform verhalten. Ich kann mich noch genau an die Diskussion erinnern, die im Winter 2020 geführt wurde, als wir plötzlich mit den Phänomen Reisescham konfrontiert wurden. Urlaubsbilder bei Instagram zu posten, wurde nicht mit einem Herzchen honoriert, sondern mit wütenden Kommentaren. Urlauber*innen waren nicht diejenigen, die was für ihr eigenes Wellbeing taten, sondern die Pandemie beschleunigten. Dabei wurde nachgewiesen, dass Tourismus an sich kein Pandemietreiber ist. Und es kommt damals wie heute darauf an, wie wir uns im Urlaub verhalten – ob wir eine Maske tragen, ob wir geimpft sind, ob wir Abstand halten.

Aktuell kursieren viele Nachrichten von Reisenden, die den Restriktionen in ihrem Land entfliehen wollen und im Urlaub die lokale Bevölkerung in Gefahr bringen, weil sie sich nicht an die Hygiene- und Abstandsregeln halten. Das Phänomen ist nicht neu: Ich habe auf allen Reisen seit Beginn der Pandemie Menschen getroffen, die immer noch nicht verstanden haben, wie man eine Maske trägt und dass sie tatsächlich vor Ansteckungen schützt. Wie wir in Zeiten von Corona sicher Urlaub machen, habe ich schon vor einem Jahr in diesem Artikel aufgeschrieben und die gleichen Regeln gelten damals wie heute.

Wie fühlt sich also die neue Normalität an? Für mich ist es eine Mischung aus Nervosität, Entspannung und Erleichterung – vor, während und nach der Reise. Das wird sich so schnell nicht ändern, aber ich kann damit leben.

Wie geht es dir mit der aktuellen Situation? Wartest du noch, bis Reisen wieder absolut sicher und die Pandemie vorbei ist? Oder kannst du mit den aktuellen Beschränkungen und Maßnahmen leben?

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