Alleine reisen: Lies das vor deinem ersten Solo-travel-Abenteuer

© Henri Rudolf

Das Warten hat ein Ende. Glückwunsch! Du hast dich also entschieden, diese eine Reise, die du schon immer machen wolltest, nicht weiter hinauszuzögern, bis deine Freund*innen, Familie oder dein/e Partner*in Zeit finden. Ich kann dir verraten: Es ist die beste Entscheidung, alleine zu reisen. Warum? Das habe ich auf gleich mehreren Solo-Reisen herausgefunden.

Das Ende der Einsamkeit

Meistens passiert es am ersten Abend. Die ersten Organisations-Aufgaben sind geschafft, ich habe es vom Bahnhof oder Flughafen ins erste Hostel geschafft, eingecheckt und meinen Rucksack abgestellt – und dabei noch nicht die Freund*innen fürs Leben gefunden. Natürlich nicht, es wäre ja auch ein Wunder – trotzdem bekomme ich ein mulmiges Gefühl. Ich bin ganz ehrlich: Obwohl ich insgesamt schon monatelang alleine auf Reisen war, überkommt mich am Anfang jedes Trips einmal Panik. Ich habe Angst, dass genau dieses eine mal alles schief gehen wird, ich zur falschen Zeit am falschen Ort bin oder mich einsam fühlen werde. Nach ein paar Tagen weiß ich dann wieder: Ich bin niemals weniger einsam als beim Solo Reisen.

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© Sonja Koller

Denn eigentlich ist Solo Travel die schlechteste Selbstbeschreibung überhaupt. Niemals habe ich mich weniger alleine gefühlt, als wenn ich vermeintlich “alleine” gereist bin. Eines kann ich dir versichern: Wenn du Leute kennenlernen willst, dann wirst du beim solo travelling keine Sekunde alleine sein. Als ich nach dem Schulabschluss sieben Monate alleine durch Asien gereist bin, habe ich mich nach ein paar Wochen manchmal sogar aus dem Hostel schleichen müssen, um zumindest einen Spaziergang alleine machen zu können.

Alle sprechen vom “Wachsen” beim Solo Reisen. Aber warum eigentlich?

Keine Angst, du musst nicht immer mit anderen im Gespräch sein. Was ich beim alleine reisen aber so schön finde ist, dass man ständig ungezwungen zu irgendwas eingeladen wird – und wenn du dir selbst einen Kaffee holen oder einen Tagestrip machen willst, wird es als total normal und nett angesehen, wenn du die Person, mit der du gerade zehn Minuten in der Hostelküche gequatscht hast, fragst, ob sie mitkommen soll. Dabei findest du manchmal Menschen, mit denen du jahrelang befreundet bist. Manchmal führst du aber auch einfach nur ein, zwei Gespräche mit Personen, die deine Sicht auf die Welt verändern. Und dann kommst du auch mal mit Menschen in Kontakt, die du nicht mal sympathisch findest, die dich aber viel lehren.

Interrail
© Sonja Koller

Klar, so ist das Leben und durch Kontakt mit anderen wächst jede/r. Beim alleine Reisen aber triffst du so viel mehr Menschen, als wenn du mit einer Reisebegleitung von zu Hause unterwegs bist – was eben diesen Wachstumsprozess enorm beschleunigt. Ganz ehrlich: Wenn wir mit anderen Personen unterwegs sind und nicht darauf angewiesen sind, Fremde anzusprechen, sparen wir uns doch meist den sozialen Stress und gehen weniger auf Andere zu. Bei mir zumindest ist das so, und ich muss mich beim solo reisen ein bisschen dazu zwingen, ins kalte Wasser zu springen. Es lohnt sich aber immer. 

Genieße die Unsicherheit

Eines kann ich dir garantieren: Beim solo reisen wirst du über dich hinauswachsen. Und noch ein wichtiger Reminder: Nicht jeder Tag muss einzigartig und erkenntnisreich sein. Ich zumindest habe mir auf Reisen früher Druck gemacht, aus jeder Sekunde das meiste herauszuholen. Manchmal sind es aber auch ruhige Abende alleine oder Tage am Pool, die du brauchst, um das Erlebte zu verarbeiten, bevor neue Erinnerungen geschaffen werden können. 

Villa Sorgenfrei Sanssoucis Sonja Koller
© Henri Rudolf

Genieße das Gefühl der Unsicherheit, was kommen wird. Denn nur du bist es, der oder die jeden Tag entscheidet, was du machen willst. Und hast du irgendwann keine Lust mehr, ist das auch vollkommen ok – auch dann steht es dir im Ernstfall frei, die Notbremse zu ziehen und nach Hause zu fahren. Solo reisen lehrt dich, ständig in dich hineinzufühlen und darüber nachzudenken, was du eigentlich willst. Von der Entscheidung, wo du zu Mittag isst, bis zu der darüber, welche Art der Reise du machen und mit wem du dich connecten willst – mit jedem Entschluss lernst du dich ein bisschen besser kennen. Es ist also ok, Angst zu haben. Mach es trotzdem.

 

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