Süditalien im Winter: Wohin lohnt sich eine Reise in der Nebensaison?

© Sonja Koller

Ich war in den letzten drei Jahren zweimal rund um den Jahreswechsel in Süditalien. Einen der Trips würde ich in diesem Zeitraum so niemanden weiterempfehlen, bei einer anderen Reise hatte ich das Gefühl, genau zur richtigen Zeit unterwegs zu sein. Damit du nicht die gleichen Fehler machst wie ich und auf der Suche nach Sonne an den richtigen Orten Pizza futterst, teile ich meine persönlichen Erfahrungen zu Süditalien im Winter mit dir.

Rom, Italien in der Nebensaison
© Henri Rudolf | Sonja Koller

Rom zwischen den Jahren

Ich sitze Ende Dezember im hippen viertel Trastevere im sonnigen Rom und fühle mich, als würde ich gerade dem Frühling beim Erwachen zusehen. Zum Glück ist es noch vor 11 Uhr und ich darf auch nach italienischem Verständnis meinen Cappuccino selbstbewusst vor dem Café trinken. Nach 11 Uhr Cappuccino zu bestellen, ist in Italien nämlich verpönt. Die letzten Tage in Rom waren total entspannend, in der italienischen Hauptstadt habe ich sowieso nie Schwierigkeiten, gutes Essen und stimmungsvolle Cafés zu finden und so habe ich hier auch zwischen den Jahren ohne Probleme ausgiebig schlemmen können. Dabei liegt mein Besuch der Pizza-Hauptstadt Neapel erst noch vor mir.

Silvester in Neapel? Nie wieder!

Ich brauche nur eineinhalb Stunden mit dem Zug, um vom noblen Rom in eine Welt des liebevollen, aber doch absolutes Chaos zu kommen. Neapel ist an diesem Nachmittag belebt, die Straßen dreckig und voller Menschen, die sich laut unterhaltend Aperitivo schlürfen. Ich lege meine Taschen nur kurz in der Unterkunft ab und will direkt zurück ins Getümmel – doch die Straßen sind kurz drauf auf einmal wie leergefegt und werden es für den restlichen Abend auch bleiben. Heute ist Jahreswechsel, und da ist es auf Neapels Straßen einfach zu gefährlich, erzählen mir Locals. Überall knallen Böller, oft wird mit Pistolen in die Luft geschossen und selbst Einheimische trauen sich frühestens um vier Uhr morgens wieder auf die Straße. Neapel ist wirklich kein Ort, an dem ich jemals wieder Silvester feiern möchte.

Neapel, Italien
© Sonja Koller

Amalfiküste im Winter: No oder Go?

Auch in den nächsten Tagen wird es nicht besser: Denn ich fahre weiter an die Amalfiküste und will den Insta-Hype um Positano ohne die Crowd im Hintergrund der Fotos erkunden. Als Basis eignet sich Sorrent, denn von hier aus fahren mehrmals täglich Busse die gesamte Amalfiküste entlang. Im Sommer wirklich praktisch, in der kalten Jahreszeit bleiben mir bei meinem Besuch nur zwei Optionen, um von Positano zurück nach Sorrent zu fahre: einmal mit einer Stunde Aufenthalt, einmal mit fünf. 

Positano im Winter stellt sich als Reinfall heraus. Praktisch alle Restaurants und Geschäfte haben geschlossen, auf vielen Hotelterrassen sehe ich statt Blumensträußen oder Sonnenschirmen aufeinander gestapelte Liegen, die unter Planen Winterschlaf machen. Schnell wird deutlich: In Positano leben keine Locals, sondern nur Menschen, die in der Tourismusbranche arbeiten – im Winter ist folglich niemand da, der die Gassen belebt. Die einzigen Besucher*innen, die mit mir etwas verloren durch die Gassen taumeln, sind zum Großteil im selben Bus hergefahren. Positano ist trotzdem nett anzusehen – aber Dolce Vita will in der kalten Jahreszeit so gar nicht aufkommen und ich bin froh, hier keine Übernachtung gebucht zu haben und nach einer Stunde wieder zurück nach Sorrent fahren zu können. Dort wiederum ist auch Anfang Januar einiges los und ich merke, dass hier wahrscheinlich viele Menschen aus der Tourismusbranche ihre wohlverdiente Winterpause verbringen.

Positano, Italien in der Nebensaison
© Sonja Koller

Sizilien in der Nebensaison

Während ich am Ballaró Markt einen Aperol Spritz für drei Euro trinke, denke ich, dass die Winterpause in Palermo definitiv anders aussieht. Tourist*innen sind hier Ende Dezember tatsächlich kaum unterwegs, die Stadt bebt trotzdem. Meine Liebe zu Italien hat mich nicht aus meinen Fehlern lernen, sondern auch für diesen Winter 10 Tage Urlaub im Süden des Landes buchen lassen – diesmal in Sizilien. Und es hat sich gelohnt, denn ich kann einen Besuch der Insel zu jeder Jahreszeit empfehlen. In den größeren Tourist*innenorten wie Cafalú, Noto und Modica haben zwar einige Restaurants die Tore über den Winter geschlossen – aber jene, die noch Pasta und Co. servieren, machen das, weil die Locals sie für gut befinden und dort so oft einkehren, dass sich ein Betrieb auch ohne Tourist*innen lohnt. Das ultimative Gütesiegel.

Sizilien, Italien in der Nebensaison
© Sonja Koller | Henri Rudolf
Ragusa, Italien in der Nebensaison
© Sonja Koller

Catania und Palermo sind auch im Winter quirlig, Castellammare del Golfo und der angrenzende Zingaro Nationalpark im naturbelassenen Nordwesten der Insel sind angenehm ruhig, aber nicht leer und für das Tal von Noto, in dem ich neben der namensgebenden Stadt auch Modica und Ragusa besuche, könnte ich mir keine bessere Reisezeit vorstellen. Vergiss bei deinem Besuch trotzdem nicht dicke Pullis und Wollsocken einzupacken. Denn obwohl du am südlichen Zipfel Europas selbst im Winter tagsüber oft Sonnencreme auftragen musst, kann es in der Nacht kalt werden, weil die Häuser schlecht gedämmt sind und nicht immer über eine Heizung verfügen. 

Mein Fazit: Wenn du Süditalien im Winter erleben willst, kann ich in Rom und Sizilien absolut empfehlen. Von der Amalfiküste würde ich in der Nebensaison bis April die Finger lassen und Neapel rund um den Jahreswechsel vermeiden.

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