Travel Buddies – Unterwegs für kleines Geld mit dem Budget Traveller Kash Bhattacharya
In unserem Format Travel Buddies erzählen uns Reiseprofis, wie und warum sie die Welt erkunden, was sie auf Reisen gelernt haben und welche Ereignisse ihnen besonders im Gedächtnis geblieben sind. Außerdem verraten sie uns ihre Geheimtipps für Europa.
Wenn du auch schon einmal länger on the road warst, wirst du selbst erfahren haben, dass nach vielen Erlebnissen irgendwann der Zeitpunkt eintritt, an dem sich das eingeplante Budget dem Ende zuneigt. Reisebudget und Reiselust verhalten sich jedoch meist disproportional zueinander und so hält das Bedürfnis unterwegs zu sein, weiterhin an. So geht es auch Kash Bhattacharya, besser bekannt als Budget Traveller, der gemeinsam mit seiner Partnerin und Videographin Sabrina Wulf das Leben eines digitalen Nomaden führt. Auf ihren Low-Budget-Trips zeigen die Beiden, dass es durchaus möglich ist, mit kleinem Geld und stilvoll aus dem Koffer zu leben. Genächtigt wird in coolen Hostels und zum Abendessen werden einfache, aber extrem leckere Straßenküchen mit lokalen Spezialitäten angesteuert.
So wollen Kash und Sabrina ihre Leser*innen dazu anregen, das eigene Reisebudget zu überdenken und Vorurteile gegenüber dem günstigen Travel-Lifestyle abzulegen. Wenn du Hostels bisher nur als stressige Orte mit dreckigen Gemeinschaftsküchen und rücksichtslosen Mitbewohnern kennst, solltest du unbedingt mal auf Kashs Blog vorbeischauen. In den letzten Jahren hat der Hostel-Guru bereits über 500 Budgetunterkünfte besucht und so manches Gästehaus gefunden, das mit einem 4-Sterne-Luxus-Hotel definitiv mithalten kann.
Im Interview mit Team Budget Traveller
Kash und Sabrina, warum reist ihr?
"Reisen war für uns schon immer eine Form der Therapie. Wenn wir auf Reisen sind, ist das Leben einfach. Jeden Tag hast du ein paar ganz einfache Entscheidungen zu treffen. Was willst du tun, wo willst du essen und wo willst du schlafen. Du hast Zeit, dich auf dich selbst zu konzentrieren. Aber für uns steht das Reisen auch für Verbundenheit und Gemeinschaft, die wir in diesen einsamen, abgeschotteten Zeiten sehr vermissen. Wir sehnen uns danach, wieder interessante Gespräche zu führen, während wir in einer Hostel-Lounge mit einem Haufen Fremder sitzen. Für uns ist Reisen das beste Werkzeug zur Selbstentwicklung, das wir kennen. Jeden Tag lernst du etwas über dich selbst und die Welt um dich herum."
Der Name eures Blogs verrät schon, dass ihr euch auf Low-Budget-Reisen konzentriert. Was gefällt euch daran?
"Mit kleinem Budget zu reisen, ist für uns eine Lifestyle-Entscheidung. Auf unserem Blog ging es nie nur darum, einfach nur die billigsten Unterkünfte zu finden. Viel eher wollen wir unsere Erlebnisse nicht nur an ihrer Budgetfreundlichkeit orientieren, sondern vor allem Orte finden, die eine Seele, eine gute Mission und ein Gefühl von Gemeinschaft vermitteln. Budget-Reisen sind für uns eine Art, 'intelligent zu reisen'. Es macht uns Spaß, uns clevere Lösungen einfallen zu lassen, um an bestimmten Stellen Geld zu sparen, etwa beim Transport oder in guten Hostels. So können wir ein größeres Budget für Dinge einplanen, die uns wichtig sind, beispielsweise gemeinsam in einem kleinen Restaurant zu sitzen und ein wirklich leckeres 3-Gänge-Menü mit einer guten Flasche lokalen Weins zu genießen oder die Möglichkeit, ein Souvenir von lokalen Handwerkern zu kaufen und dadurch die Menschen vor Ort zu unterstützen."
Wir wollen unsere Erlebnisse nicht nur an ihrer Budgetfreundlichkeit orientieren, sondern vor allem Orte finden, die eine Seele, eine gute Mission und ein Gefühl von Gemeinschaft vermitteln.Kash Bhattacharya
Günstige Unterkünfte gehören zu eurem Alltag. Lastet Hostels eurer Meinung nach ein falsches Image an?
"Ja, Hostels werden extrem unterschätzt. Für uns bieten Hostels ein Raum, in dem uns sehr oft Offenheit und Menschlichkeit begegnen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass, sobald wir durch die Tür eines Hostels treten, es keine Rolle mehr zu spielen scheint, ob wir nun arm oder reich sind, wo wir herkommen oder welcher Kultur wir angehören. Im Hostel ist jeder Gast ein Gast auf Augenhöhe. Für uns sind Hostels Orte, an denen wir Lebensgeschichten austauschen können, an denen wir etwas über die Welt um uns herum lernen und an denen wir ein echtes Gefühl von Gemeinschaft und Verbundenheit finden, das in unserer Gesellschaft häufig fehlt."
Verratet ihr uns eure liebste Budget-Unterkunft in Europa, die wir unbedingt mal besuchen sollten?
"Unsere Lieblingsunterkunft in Europa? Oh, das ist eine sehr schwierige Entscheidung! Wir sind beide große Fans des 7 Fells Hostel in Yllas in finnisch Lappland. Es ist eine Herberge mitten in der Natur, umgeben von Bergen, die perfekt für lange Wanderungen sind, und wunderschönen Seen und Wäldern, in denen du im Sommer Beeren pflücken kannst. Vor Ort gibt es eine tolle Sauna, die allen Gästen zur Verfügung steht. Im Sommer kannst du die ewige "Mitternachtssonne" erleben, dann bleibt es 24 Stunden hell, und ab Ende August kannst du von der Herberge aus die Nordlichter sehen. Es ist ein ganz besonderer Ort, der von einer wunderbaren Dame namens Tinja geführt wird. Nur ein kleiner Tipp: Frage sie bloß niemals nach Weinempfehlungen..."
Abgesehen von der Unterkunft gibt es sicher noch zahlreiche weitere Möglichkeiten, auf Reisen Geld zu sparen. Was sind eure besten Tipps?
"Wir buchen unsere Reisen immer gerne im Voraus, um uns die besten Preise zu sichern. Covid-19 macht es einem da natürlich nicht leicht und hält viele Ungewissheiten bereit. Wenn wir größere Strecken zurücklegen, planen wir deshalb gerade immer mit Transportanbietern, die es uns ermöglichen, ohne zusätzliche Kosten umzubuchen. Ansonsten reisen wir sehr gerne mit dem Zug durch Europa. Ich finde, dass eine Zugreise viel weniger stressig ist als die Strecke mit dem Flieger zurückzulegen. Wenn du dich informierst, kannst du dir einige fantastische Schnäppchen sichern. Als wir unsere Reise nach Tschechien geplant haben, fand ich für beliebte Strecken wie Berlin-Prag häufig günstigere Optionen auf der Website der Tschechischen Bahn als auf der Website der Deutschen Bahn (im Durchschnitt etwa 10-20 Prozent billiger). Oft gibt es auch spezielle Ticket, wie beispielsweise das Bayern-Böhmen-Tagesticket, das im Vergleich zu einer Einzelfahrt unschlagbar billig ist."
Für uns sind Hostels Orte, an denen wir Lebensgeschichten austauschen können, an denen wir etwas über die Welt um uns herum lernen und an denen wir ein echtes Gefühl von Gemeinschaft und Verbundenheit finden, das in unserer Gesellschaft häufig fehlt.Kash Bhattacharya
Und was versteckt sich in euren Rucksäcken? Gibt es Accessoires, die Reisenden dabei helfen, Geld zu sparen?
"Ja, auf jeden Fall, die gibt es. Wir folgen bereits seit 11 Jahren dem Lebensstil der digitalen Nomaden. Das heißt, wir haben kein permanentes Zuhause. Alles, was wir wirklich brauchen, tragen wir in unseren Rucksäcken. Das heißt natürlich, dass wir relativ wenig dabei haben und platzsparend packen müssen. Da wir unterwegs viel selbst kochen, haben wir immer jede Menge Brotboxen dabei. Darin bewahren wir unsere indischen Gewürze auf, so dass wir in jeder Küche auf dieser Welt ein Curry zaubern können. Und natürlich ist sie unglaublich praktisch, um unterwegs die leckeren Reste einer üppigen lokalen Mahlzeit verstauen zu können. Wir möchten nichts verschwenden und so sparen wir viel Geld."
Ihr seid schon so viel herumgekommen. Erzählt uns doch von einer Sache, die ihr auf euren Reisen gelernt habt?
"Wenn mich das Reisen eines besonders gelehrt hat, dann ist es, Geduld zu haben. Dauerhaftes Unterwegssein kann unglaublich herausfordernd und manchmal auch frustrierend sein. Wenn du jedoch die mentale Stärke entwickelst, diese vermeintlichen Hindernisse zu überwinden, erwartet dich ein unglaubliches Gefühl von Freude und Glück."
Wie haben die letzten Monate eure Art zu reisen und eure Meinung über das Reisen verändert?
"2020 war definitiv ein schwieriges Jahr für uns. Auf Grund der vielen Beschränkungen und der Tatsache, dass viele Destinationen einen negativen PCR-Test vor der Reise fordern, war das Reisen nicht einfach. Ich denke, es ist eine wichtige Erinnerung daran, dass Reisen ein großes Privileg ist. Während wir uns auf das Reisen selbst konzentrieren, vergessen wir oft die vielen kleinen und großen Auswirkungen dahinter. Für viele stellt der Tourismus eine wichtige Lebensgrundlage da, die das Überleben sichert. Durch den regen Austausch mit der Hostelbranche haben wir miterlebt, welche erdrückenden Auswirkungen das Ausbleiben der Gäste hat. Viele Herbergen mussten bereits schließen, vielen Menschen in der Tourismusbranche haben ihre Jobs verloren. Für uns sind Hostels ein Symbol lokaler Gemeinschaft und wir haben die Hoffnung, dass wir alle, sobald das Reisen wieder möglich ist, unsere Entscheidungen bewusster fällen und unser Geld an der richtigen Stelle investieren, um kleine und große Akteur*innen in der Tourismus zu unterstützen. Reisen kann eine Therapie sein, aber auch eine Kraft, Gutes zu bewirken – das liegt ganz an uns."
Habt ihr einen persönlichen Lieblingsort in Europa?
"Unser Herz schlägt für Portugal. Wir lieben die Menschen, das Essen und die atemberaubende Küste. Außerdem gibt es dort unserer Meinung nach die besten Weine der Welt! Die Portugies*innen legen eine außergewöhnliche Leidenschaft und Lebensfreude an den Tag, die uns immer wieder inspiriert. Wenn wir am frühen Morgen in Portugal aufwachsen, sind wir einfach glücklich."
Was oder wer inspiriert euch gerade?
"Wir schauen uns immer wieder Fotos und Videos unserer vergangenen Reisen an. Das tut gut! Außerdem können wir allen, die das Reisen vermissen, Geoff Dyer's fantastische Sammlung "Working the Room" und Karl Watson's Reise-Dokumentationen empfehlen. Auch wenn man selbst auf der Couch sitzt, machen diese kleinen mentalen Ausflüge großen Spaß."
Danke Kash und Sabrina für eure Zeit!
Folgt Kash und Sabrina auf ihrem Blog Budget Traveller und auf Instagram.