Vilnius – 11 Tipps für die aufregende Hauptstadt Litauens
Vilnius hat in seiner langen Geschichte viele Beinamen getragen. Gegen 1900, als nur eine Minderheit der Einwohner*innen aus Litauen kam, wurde sie aufgrund der großen jüdischen Bevölkerung auch das “Jerusalem des Nordens” genannt. Wegen ihrer wunderschönen Altstadt-Architektur wird sie zudem als die nördlichste Barockstadt der Welt bezeichnet. Doch Vilnius ist nicht nur einen Städtetrip wert, wenn dich Geschichte interessiert. Die alte Stadt kommt sehr modern daher: Es gibt aufregende Restaurants und hippe Cafés an jeder Ecke, du kannst spannende Ausstellungen besuchen und sogar in einem ehemaligen Gefängnis Konzerte erleben.
Vilnius – gut zu wissen
Vilnius – Unsere Tipps
1 Tauche bei einer Free Walking Tour in die Geschichte von Vilnius ein
Unser Guide steht vor einer Kirche in der Altstadt von Vilnius und scherzt: „Die Stadt ist wie eine alte Dame, die in ihrem Leben viele Ehemänner hatte und deren hartes Leben sichtbare Spuren auf ihrem Gesicht hinterlassen hat.“ Mit diesem Vergleich spielt er auf die zahlreichen, meist unfreiwilligen Herrschaftswechsel im Laufe der Jahrhunderte an. Vilnius wurde von Polen, mehrfach von Deutschland, sowie Russland und der Sowjetunion besetzt. Spuren dieser Geschichte lassen sich an den Straßen und Häuserfassaden ablesen – vorausgesetzt, man hat einen kundigen Guide dabei. Sich einer der kostenlosen Touren anzuschließen lohnt sich in Vilnius wirklich, denn ohne sie würdest du an den vielen versteckten Hinterhöfen und ihren Geheimnissen einfach vorbeilaufen. Wenn du Städte lieber alleine erkundest, findest du hier tolle Routen mit vielen Infos.
2 Probier dich durch die Tapas-Karte des Restaurants Augustin
In einer Nebenstraße direkt am Rathausplatz gelegen, kannst du im Augustin in einer schlichten, aber eleganten Atmosphäre zu Mittag oder Abend essen. Vegetarier*innen werden bei der Karte ins Staunen geraten, denn regionales und saisonales Gemüse ist hier der große Star. Mediterrane und nahöstliche Einflüsse werden mit der litauischen Küchentradition zu spannenden Kreationen kombiniert, die du am besten mit Freund*innen als Tapas durchprobierst. Die Aubergine mit Granatapfel oder der geröstete Blumenkohl in Joghurt-Sauce waren überraschend raffiniert gewürzt. Es stehen aber natürlich auch Fisch- und Fleischgerichte auf dem Menü, wie beispielsweise marinierte Makrele oder Beef-Tartar.
3 Besuche das Lukiškės-Gefängnis 2.0
Einen schaurigen Einblick in die Geschichte der Stadt und Litauens kannst du im Lukiškės-Gefängnis 2.0 bekommen. Der eindrucksvolle Gebäudekomplex wurde 1904 erbaut, als Litauen noch Teil des Russischen Reichs war, und diente 115 Jahre lang verschiedenen Herrschern als Gefängnis. 2019 wurde es endgültig geschlossen und zu einem Raum für Kunst und Kultur umgewidmet. Heute beherbergt es Ateliers und Proberäume, es finden Kino- sowie Theateraufführungen statt. Im Sommer wird sogar ein Musik-Festival hier veranstaltet. Du kannst das Lukiškės-Gefängnis im Rahmen einer geführten Tour besuchen, die dich durch die Gänge, Zellen und Aufenthaltsräume führt. Vielleicht erkennst du auch die Gänge wieder, in denen die Serie Stranger Things gedreht wurde!
4 Decke dich im Old Town store mit litauischen Spezialitäten ein
In diesem unscheinbaren, familiengeführten Lebensmittelladen findest du eine beeindruckende Auswahl an litauischen Delikatessen. Vom traditionellen Roggenbrot, das du zur Entschuldigung küssen musst, sollte es dir aus Versehen auf den Boden fallen, über Süßigkeiten aus getrocknetem Apfelmost bis hin zu fermentiertem Gemüse und den berühmten Käseprodukten. Von der Decke hängen getrocknete Kräuter und in den Regalen stapeln sich Gläser und Dosen, die ihren Inhalt oft erst auf Nachfrage bei den Verkäufer*innen preisgeben. Da in der traditionellen litauischen Küche aufgrund des kalten Klimas viele Produkte haltbar gemacht wurden, eignen sie sich auch perfekt als Mitbringsel.
5 Übernachtet zentral und stilecht im Hotel Neringa
Das Neringa Hotel blickt auf eine stolze Tradition zurück: Seit 1960 werden in dem Gebäude an der Gedimino Hauptstraße, das ein wunderbares Beispiel für den litauischen Modernismus ist, Gäste empfangen. Zusammen mit dem Neringa Restaurant, das für sein authentisches 60er-Jahre-Dekor und sein Chicken Kiev berühmt ist, wurde das Haus 2021 komplett renoviert und erstrahlt seitdem in neuem Glanz – ohne seinen historischen Charme verloren zu haben. Die Zimmer sind geräumig und gemütlich eingerichtet, dabei aber zurückhaltend elegant. Es gibt auch Konferenzräume, ein Fitnessstudio und im Sommer eine Rooftop-Bar mit Blick über die Dächer der Stadt.
6 Mache einen Bummel durch die Markthalle von Vilnius
Die ganze Bandbreite litauischer Lebensmittel kannst du in der Halės Turgus, der Markthalle von Vilnius, entdecken. Wannen voller Gurken, Berge von Wurstwaren und Töpfe mit grobkörnigem Frischkäse werden hier zum Verkauf angeboten. Wenn du nicht genug Platz in deinem Gepäck für Kiloweise Sauerkraut oder Schinken hast, ist die Halle auch ein ausgezeichneter Ort für ein deftiges Mittagessen oder einen Kaffee in einem der hippen Cafés, die sich hier inzwischen niedergelassen haben.
7 Reise in die freie Republik Uzupis ein
Der kleine Stadtteil Užupis liegt auf der anderen Seite des Flusses Vilnia und war einst ein jüdisches Wohnviertel. In den 1990er Jahren zogen zunehmend Künstler und Kreative hierher, und am 1. April 1997 wurde die freie Republik Užupis ausgerufen. Was zunächst als Scherz begann, wurde im Laufe der Zeit immer ernster genommen. So kannst du dir am Souvenirladen Užupio 1 Postas sogar deinen Pass stempeln lassen. Es gibt eine eigene Regierung und die Verfassung der freien Republik wurde in über 50 Sprachen auf Metallplatten an eine Mauer des Viertels geschlagen. Besonders im Sommer sind die Straßen des Viertels voller Menschen. Du kannst auf Terrassen oberhalb des Flusses sitzen und das bunte Treiben genießen. In den vielen Höfen findest du Galerien, Shops und Handwerksgeschäfte.
8 Genieße die Aussicht über die Stadt vom Gediminas-Turm aus
Der Gediminas-Turm ist eines der Wahrzeichen von Vilnius. Schon von Weitem sichtbar, thront der achteckige Backsteinturm auf dem gleichnamigen Hügel und blickt seit 700 Jahren über seine Stadt. Am 1. Januar 1919 wurde hier zum ersten Mal nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit die litauische Flagge gehisst. Heute erwartet dich auf dem Hügel nicht nur ein beeindruckender Blick über Vilnius, sondern auch eine Ausstellung zur Geschichte des Turms. Erreichbar ist er entweder über einen steilen Fußweg oder bequem mit der Seilbahn auf der Nordseite – die Fahrt kostet nur 3 Euro.
9 Iss traditionell litauische Küche in Restaurant Lokys
Wenn du durch die schwere Holztür des Restaurants Lokys trittst, fragst du dich vielleicht, ob es authentisch urig oder nur auf historisch gemacht ist. Doch das Lokys, versteckt in den kleinen Gassen der Altstadt, ist tatsächlich das älteste familiengeführte Restaurant der Stadt. In den Kellergewölben aus dem 15. und 16. Jahrhundert speist du in einer ganz besonderen Atmosphäre. Die beiden Geschwister, die das Restaurant in zweiter Generation führen, legen großen Wert darauf, die traditionelle litauische Küche am Leben zu erhalten. Auf der Karte stehen vor allem Gerichte mit den Früchten des Waldes – Wild, Pilze oder auch Beeren. Auch die Getränkekarte hält einige Überraschungen bereit, etwa Haferflocken-Stout oder Apfel-Himbeer-Wein aus Kaunas.
10 Kaufe dein neues Lieblingsteil bei Linen Tales
Die Leinenproduktion in Litauen geht bis ins Mittelalter zurück. Doch die Hemden, Kleider, Servietten und Kissenbezüge, die du heute in der kleinen Boutique Linen Tales bewundern kannst, haben wenig mit dem traditionellen rauen, grauen Leinen gemeinsam – außer, dass auch die farbenfrohen und weichen Stoffe nach wie vor in Litauen entworfen und produziert werden. Die Brand startete als kleines Open House der Gründerfamilie selbst und liefert ihre wunderschönen Leinenprodukte inzwischen weltweit.
11 Besuche spannende Ausstellungen im MO Museum
Wenn du dich für moderne litauische Kunst interessierst, solltest du dem futuristischen Quader des MO Museums unbedingt einen Besuch abstatten. In dem von Daniel Libeskind entworfenen Gebäude finden allerdings nicht nur wechselnde Ausstellungen aus der umfassenden Sammlung zeitgenössischer Kunst statt. Das MO versteht sich auch als kultureller Treffpunkt. In den offenen Flächen des Museums werden regelmäßig Screenings, Lesungen und Workshops veranstaltet. Ein idealer Ort, um ein Gefühl für die kreative Szene der Stadt zu bekommen. Besonders schön ist auch das kleine Bistro im Erdgeschoss, das zum Sitzen und Leute gucken einlädt.