11 Schmankerl aus dem Vatikan – unheilige Geschichten aus dem Kirchenstaat

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Wir sind Marie und Sonja, zwei reisefreudige Autorinnen mit Liebe zu Recherche und skurrilen Details. Im Zivilberuf Autorencoach und Ghostwriter haben wir im Herbst 2024 das erste Buch unserer Urban Storys Reihe auf den Markt gebracht: die „Schmankerl aus Rom – Geschichten zum Schmunzeln, Staunen und Angeben“. Nun folgt der zweite Streich: die „Schmankerl aus dem Vatikan“, in die du hier einen ersten Einblick bekommst. Mehr über uns erfährst du auf unserer Website www.urban-storys.com, und unsere Lektüre kannst du überall dort kaufen, wo es Bücher gibt.

2025 ist ein Heiliges Jahr – das bedeutet: Rom wird zur Pilger*innen-Hauptstadt, der Vatikan zur spirituellen Tankstelle. Was läge da näher, als sich das Zentrum der katholischen Welt genauer anzuschauen? Keine Sorge, hier wird nicht trocken analysiert und mit Fachbegriffen jongliert – das überlassen wir anderen. In unserem Buch »Schmankerl aus dem Vatikan« nehmen wir dich mit auf eine etwas andere Reise durch den kleinsten Staat der Welt: humorvoll, aber faktenfest. Du erfährst von skurrilen Bräuchen, kuriosen Anekdoten und erstaunlichen Hintergründen – Storys, die du noch nie gehört hast. Der Vatikan kann nämlich auch unterhaltsam sein: feierlich und fragwürdig, ehrwürdig und eigenartig. Wir servieren dir 11 ausgewählte Schmankerl – nicht zum Essen, aber ganz sicher zum Schmunzeln.

1. So kommst du auf den deutschen Friedhof im Vatikan

In den Vatikan kann jede*r – und doch wieder nicht. Um die Grenze zwischen Rom und dem Zwergstaat zu überqueren, brauchst du keinen Pass. Du kannst jederzeit den beeindruckenden Petersplatz betreten, wo Berninis Kolonnaden alle Besucher mit offenen Armen empfangen. Von dort aus gelangst du direkt in den majestätischen Petersdom. Und natürlich kannst du die geschichtsträchtigen Vatikanischen Museen besichtigen oder an einer Führung durch die päpstlichen Gärten teilnehmen. Eingeweihte – und zu denen zählst jetzt auch du – können vormittags auch den deutschen Friedhof Campo Santo Teutonico besuchen. Es genügt, jenen Schweizergardisten, der auf der linken Seite den Eingang zum Vatikan auf der Piazza del Sant’Uffizio sichert, freundlich um Einlass zu bitten. Am besten auf Deutsch.

2. Hol dir dein persönliches Segensdiplom

Gleich nach dem Haupteingang zum Vatikan an der Porta Sant’Anna kommst du in die Elemosineria Apostolica. In diesem Almosenamt kannst du dir den Segen des Papstes erkaufen. Scusa, der Segen ist natürlich gratis. Die Spende (eine fixe Gebühr) bezahlst du für das Ausstellen des "Diploma di Benedizione Papale", also des Segensdiploms. Jeden Tag nehmen zahlreiche Menschen dieses Angebot in Anspruch. So viele, dass der Almosenmeister und seine Mitarbeiter*innen mit der Ausstellung der Zertifikate einfach nicht mehr nachkamen. Prompt hatte der Vatikan eine so pragmatische wie praktische Lösung zur Hand: Es kam zu einem Outsourcing der besonderen Art, nämlich zur Anschaffung einer Unterschriftenmaschine! Und diese funktioniert so gut, dass man den Eindruck bekommt, es handle sich um eine Originalunterschrift.

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3. Entdecke, warum Frauen einst in Scharen zur Vatikan-Apotheke pilgerten

Die Farmacia Vaticana gilt als eine der meistbesuchten Apotheken der Welt – bis zu 2.000 Menschen täglich gehen dort ein und aus. Wer Einlass haben will, muss ein Rezept, einen Ausweis und viel Geduld mitbringen. Der Passierschein von der Schweizergarde öffnet dir nämlich nur diese eine Tür – weder Supermarkt noch Vatikanbank sind damit zugänglich. Trotzdem ist die Apotheke beliebt. Kein Wunder: Rund 40.000 Produkte, internationale Medikamente und ein Versandservice nach Italien locken viele Kund*innen an. Früher gab’s hier sogar die Anti-Baby-Pille, lange bevor, sie in Italien erhältlich war. Und der Vatikan? Der investierte jahrelang sogar in Firmen, die die »Pille danach« herstellten – bis Papst Franziskus 2017 »stopp« sagte.

4. Lerne die Frauen des Papstes kennen

Gibt es Frauen im Vatikan? Ja – und es werden immer mehr! Unter Papst Franziskus hatte sich der Anteil der Mitarbeiterinnen stark erhöht. Über 1.000 weltliche und religiöse Frauen arbeiten heute im Vatikan, und machen etwa ein Viertel des Personals aus. Barbara Jatta leitet seit 2017 die Vatikanischen Museen, Schwester Mary Melone wurde erste Rektorin einer päpstlichen Universität. 2025 ernannte Franziskus Simona Brambilla zur Präfektin der Ordensbehörde – die erste Frau an der Spitze eines Dikasteriums. Kurz darauf folgte Schwester Raffaella Petrini als neue Regierungschefin des Vatikanstaats. Auch in der Kurie, im Pressebüro, im Souvenirshop, in den Gärten oder im vatikanischen Gästehaus sind Frauen heute sichtbar. Franziskus betonte: „Frauen wissen besser als wir, wie man Dinge regelt.“
Nur eine Frage bleibt offen: Wird es eines Tages auch Priesterinnen geben?

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5. Achte auf deine Wertsachen!

Manche wollten es schon immer gewusst haben: Der Vatikan ist ein Sündenpfuhl. Doch nicht wegen der Skandale rund um Missbrauch oder Geldwäsche weist der Kirchenstaat die weltweite höchste Kriminalitätsrate auf. Der Grund ist profaner – Taschendiebe. Sie schlagen bevorzugt bei den Tourist*innen und Pilger*innen zu, die täglich ins Herz der katholischen Kirche strömen. Für Kleinkriminelle ist der Vatikan sowas wie ein Teller voller Gaben. Stellt man der Anzahl der gesamten Straftaten jener der Einwohner*innen gegenüber, so verwundert es nicht, dass die kleine Wahlmonarchie die weltweite Kriminalstatistik anführt. Wer erwischt wird und eine längere Strafe absitzen muss, kann das übrigens nicht im Vatikan tun. Der hat in seinen Arrestzellen nur Platz für zwei Personen.

6. Rate, mit welchem Auto der Papst fährt

Seit rund 100 Jahren lassen sich Päpste mit dem Auto kutschieren. Pius X. ließ seinen Itala 20/30 noch in der Garage, doch Pius XI. setzte schon auf einen Graham-Paige mit eingebautem Thron – der Beginn des „Papamobils“ mit dem Kennzeichen SCV1.
Johannes Paul II. führte nach dem Attentat 1981 die berühmte Panoramakuppel aus Panzerglas ein. Doch mit Papst Franziskus wurde alles anders. Er bevorzugte schlichte Gebrauchtwagen – Prunk war nicht sein Ding. Von einem Dorfpfarrer bekam er einen alten Renault 4 mit 300.000 km auf dem Tacho geschenkt – und drehte begeistert eine Runde durch die vatikanischen Gärten. Heute ist man im Vatikan dabei, auf E-Mobilität umzusteigen. Bis 2030 soll die gesamte Fahrzeugflotte des Kirchenstaates emissionsfrei werden. So sieht ernst genommener Umweltschutz aus!

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7. Finde heraus, wie Papst Franziskus lebte

Papst Franziskus stand vor 5 Uhr auf und begann den Tag mit Gebet und der Messe um 7 Uhr. Danach frühstückte er im Refektorium und nahm auch Mittag- und Abendessen gemeinsam mit anderen Geistlichen zu sich – ohne festen Platz, stets im Gespräch mit wechselnden Tischnachbarn. Die Zutaten für die einfachen Mahlzeiten wie Mozzarella mit Tomaten oder Pasta werden täglich aus dem vatikaneigenen Bauernhof in Castel Gandolfo eingeflogen. Seine Termine fanden meist im Apostolischen Palast statt, wohin er mit seinem alten Renault 4 gefahren wurde. Nach dem Mittagessen ruhte er kurz und las nachmittags Briefe aus aller Welt – manchmal rief er Betroffene persönlich an. Franziskus hatte keinen Butler und holte sich seinen Kaffee selbst aus der Küche. Nur der Schweizergardist vor Zimmer 201 erinnerte daran, dass hier ein Papst wohnte. Mal sehen, wie der Tagesablauf von Leo XIV. sein wird!

8. Gehe auf Shoppingtour mit dem Klerus

Früher shoppten alle bei Gammarelli in der Via Santa Chiara – vom Dorfpfarrer über den Kardinal bis zum Papst. Dort gibt’s Messgewänder, Käppis und Krägen für jeden.
Doch Papst Franziskus lies sich von Filippo Sorcinelli einkleiden – einem tätowierten, homosexuellen Designer, der sich zudem gern spärlich bekleidet auf Social Media zeigt. Der studierte Organist und bekennende Katholik gründete 2001 das Label LAVS, das auf sakrale Mode spezialisiert ist. Seine kreativen Designs überzeugten den Vatikan: Schon Benedikt XVI. wurde von ihm ausgestattet. Sorcinellis Stil und Persönlichkeit polarisieren – doch sein Aufstieg könnte auch ein Zeichen für frischen Wind und mehr Offenheit im Vatikan sein.

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9. Erklimme den Petersdom und vergiss die Pausen nicht!

Den Petersplatz und den Vatikan kannst du auch von der Kuppel des Petersdoms bewundern – am besten kurz vor Sonnenuntergang, wenn das Licht besonders schön ist. Der Aufstieg ist jedoch kein Zuckerschlecken: 551 Stufen musst du erklimmen, wobei du 320 davon auf der immer schmaler werdenden Treppe bewältigen musst. Doch es gibt gute Gründe für eine Pause: Du findest hier eine Snackbar, einen Souvenirladen und die höchstgelegene Toilette Roms. Bis in die 1930er Jahre war der Blick auf den Petersdom vom Osten (auf ebener Erde) übrigens blockiert. Dass sich das geändert hat, ist Benito Mussolini zu verdanken, der die Via della Conciliazione mit perfekter Sicht auf die berühmte Kirche bauen ließ.

10. Ergründe, ob das Grab des Petrus tatsächlich unter dem Petersdom liegt

Zu Weihnachten 1950 verkündete Papst Pius XII., das Grab des Apostels Petrus sei gefunden. Eine göttliche Fügung? Oder war er da etwas voreilig? Sicher ist: Unter dem Petersdom liegt ein altes Oratorium nahe einer römischen Hinrichtungsstätte, an der einst Christen getötet wurden. Auch Petrus soll hier begraben sein. In den 1940er Jahren entdeckten Archäologen tatsächlich antike Grabanlagen – allerdings ohne eindeutigen Petrus-Beweis. Skurril an der Sache war, dass Arbeiter gefundene Knochen unbemerkt in einen Pappkarton legten und diese erst 15 Jahre später analysiert werden konnten. Ergebnis: Darin befanden sich die Überreste dreier Personen aus der fraglichen Epoche. Eine davon gehörten zu einem Mann im Alter von Petrus. Für die Kirche ein klarer Fall. Für andere: eine Glaubensfrage.

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11. Komm dem Beginn der Heiligen Jahre auf die Spur!

Alle 25 Jahre ruft die katholische Kirche ein Heiliges Jahr aus, in dem Pilger:innen unter bestimmten Bedingungen einen Jubiläumsablass bekommen. Das erste dieser Jahre fand 1300 statt – offiziell verkündet von Papst Bonifatius VIII., aber eigentlich ein PR-Coup wider Willen. Denn kurz vor Weihnachten 1299 machte in Rom ein Gerücht die Runde: Wer bis 1. Jänner die Basilika St. Peter besucht, dem werden Sünden und Bußen erlassen. Prompt strömten die Leute nach Rom, und der Papst stand eher ratlos da. Doch schnell machte er aus der Not eine Tugend und aus dem Gerücht ein offizielles Jubiläumsjahr. Eine Tradition, die sich bis zu diesem Jahr fortsetzt. Halleluja! Bis Weihnachten kannst du übrigens noch Teil dieser Jubiläums-Feierlichkeiten werden!

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