Estland Urlaub – 11 Tipps für deine Reise ins Baltikum

von Lucas T. Jahn

Jedes Jahr suchen wir aufs Neue nach fernen Ländern, die unsere unbändige Reiselust stillen. Bei all dieser Weitsicht übersehen wir aber regelmäßig, welche Schätze direkt vor unserer Haustür liegen. Estland ist so ein Schatz. Versteckt im Nordosten Europas, bietet der nördlichste der drei baltischen Staaten viele gute Gründe für eine Reise. Zwischen ruhigen Wäldern, schönen Sandstränden, mystischen Moorlandschaften und der tollen Hauptstadt Tallinn ist Estland ein wahrer Genuss für alle Naturliebhaber*innen. Damit dein eigener Estland-Urlaub unvergesslich wird, verrate ich dir meine 11 Lieblingstipps für eine Reise durch die estnische Wildnis.

Estland – Gut zu wissen

Die besten Tipps für deinen Estland-Urlaub

Estland_Zu Fuß durch die Ostsee
© Lucas T. Jahn

1
Durchquere die Ostsee zu Fuß

Die Ostsee zu Fuß statt mit dem Boot durchqueren – klingt verrückt? Ist es auch! Der Käkisilma-Vilsandi Wanderweg auf Estlands größter Ostseeinsel Saaremaa führt direkt durch die flache Ostsee. Während Wander*innen von einem kleinen Inselchen zum nächsten waten, steigt das salzige Meerwasser teilweise bis auf Höhe des Bauchnabels. Aber keine Sorge, entlang des Weges siehst du immer wieder Steine mit roter Markierung und Strommasten zur Orientierung. Nach ungefähr fünf Kilometern anstrengendem Laufens, erreicht du dein Wanderziel: die einsame Insel Vilsandi. Faulpelze können übrigens auch die Fähre dorthin nehmen.

Saunaboot_Estland
© Lucas T. Jahn

2
Hüpfe von der Hausboot-Sauna direkt ins kühle Nass

Wusstest du, dass die erste Erwähnung einer Sauna in den baltischen Staaten bereits 800 Jahre zurückreicht? Die Tradition selbst besteht wahrscheinlich noch deutlich länger. Als prägender Bestandteil der estnischen Identität, besuchen viele Einheimische regelmäßig eine Sauna, um das eigene Immunsystem zu stärken. Deshalb sollte diese Aktivität auf deiner Estland-Reise auch nicht fehlen. Ein besonders schönes Erlebnis nach einem heißen Saunagang ist der direkte Sprung in einen See oder Fluss – zum Beispiel von einem Hausboot in Tartu. Um die pure Entspannung zu genießen, kannst du dich am Emajõgi Fluss für einen Saunaabend mit Übernachtung einbuchen. In Gesellschaft gehört es in Estland übrigens zum guten Ton, sich gegenseitig den ganzen Körper mit einem Viht, einem Saunaquast aus Birkenreisig, abzuklopfen und so die Durchblutung der Haut anzuregen. Die Esten nennen diese Massage übrigens "Whisking".

Wildtierversteck_Estland
© Lucas T. Jahn

3
Beobachte Bären bei einer Übernachtung im Wildtierversteck

Während die meisten Zentraleuropäer*innen beim Gedanken an eine Begegnung mit einem Bär schlagartig in Panik verfallen, gehört das Leben mit Braunbären für die Menschen in Estland zum Alltag. Rund 900 Tiere leben im Land verteilt, beinahe die Hälfte davon in den Wäldern des Nordostens. Tagsüber sind die Bären eher scheu, deswegen lohnt es sich eine Nacht in einem Wildtierversteck zu verbringen, um einen Blick auf die opportunen Jäger zu erhaschen. Ausgestattet mit Fernglas scannst du stundenlang geduldig eine große Lichtung, in der Hoffnung einen Bären zu entdecken. An den meisten Abenden im Sommer lässt sich Meister Petz dann auch tatsächlich blicken!

Kreuzritter_Estland
© Lucas T. Jahn

4
Begib dich auf die Spuren der deutschen Kreuzritter in Estland

Als eine von Europas letzten Heiden, wurden die Esten erst im 13.Jahrhundert von dänischen und deutschen Kreuzrittern christianisiert. Dabei hinterließen insbesondere die deutsche Kreuzritter ihre architektonischen Spuren. Noch heute kannst du im ganzen Land Zeugnisse dieser vergangenen Tage entdecken, zum Beispiel die Ruinen prächtiger Ordensburgen aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Während von einigen Burgen nur noch einzelne Mauern übrig geblieben sind, haben andere Bauwerke die turbulenten Jahrhunderte beinahe unversehrt überstanden.

Moorlandschaft_Estland
© Lucas T. Jahn

5
Entdecke den Zauber der estnischen Moorlandschaften

Beträchtliche Teile Estlands sind von Feuchtgebieten und Mooren geprägt, Landschaften auf denen sich das Vorankommen oft schwierig gestaltet. Doch auch hier sind dem Erfindungsreichtum der Est*innen kaum Grenzen gesetzt. Um nicht knietief im weichen Boden einzusinken, schnallst du dir einfach Schneeschuhe an die Füße und lässt dich von dem Experten Romet Vaino auf diese Weise sicher durch den tückischen Untergrund navigieren. Eine Moorschuhwanderung erlaubt dir, diese ursprünglichen Landschaften abseits etablierter Pfade zu erkunden. Übrigens kannst du deine Tagestour auch ausweiten und eine Nacht in der Hängematte direkt am Moor verbringen. Ebenso bezaubernd ist ein SUP-Ausflug im Keava Moor in den frühen Morgenstunden. Während Nebelschwaden über den Moorseen aufsteigen, paddelst du entspannt mit deinem Guide durch die stille Landschaft und naschst Beeren vom Ufer.

Panga Steilküste_Estland
© Lucas T. Jahn

6
Klettere die Panga Steilküste auf Saaremaa hinunter

Die Panga Steilküste ist ein Teil des Baltischen Steilufers, welches sich von Schwedens Öland bis zu Russlands Ladoga See streckt. Die beeindruckendste Klippe Estlands fällt hier 21 Meter zum Meer hinab, ohne dass die Sicht durch Bäume beeinträchtigt wird. Die Steilküste führt etwa 2,5 Kilometer am Wasser entlang, bevor sie sanft auf Höhe des Meeresspiegels absinkt. Die Erkundung dieses Gebietes ist richtig abenteuerlich. Zuerst folgst du einem Pfad durch einen dichten Wald bis du eine Stelle erreichst, an der ein Seil befestigst ist und an dem du die Klippenwand bis zum Meer hinunter klettern kannst.

Camping_Estland
© Lucas T. Jahn

7
Entspanne in der estnischen Einsamkeit an naturbelassenen Campingplätzen

Stell dir vor, du wachst mit den ersten Sonnenstrahlen auf, während in den Bäumen über dir ein paar Vögel leise zwitschern. Das Gras wiegt gemächlich im Wind und kleine Wellen plätschern sanft ans nahe Ufer der Ostsee. Klingt zu gut, um wahr zu sein? Ist es aber nicht! Estland ist ein Paradies, wenn du ein Camping-Liebhaber bist. Über das ganze Land verteilt, hat das estnische Forstministerium RMK kostenlose Zeltplätze in freier Natur eingerichtet. Die meisten dieser Campsites sind mit überdachten Bänken, Trockentoiletten und Feuerstellen ausgestattet. Eine Anmeldung ist nicht nötig, es gilt "first come, first serve". Besonders an den Wochenenden im Sommer lohnt es sich daher, früh anzukommen, denn die Est*innen sind selbst große Camping-Fans. Der Großteil der Zeltplätze liegt im Schatten von Bäumen, hübschen Seen oder direkt an der Ostsee. Und selbstverständlich gibt es eine kostenlose App, welche alle Campsites im gesamten Land detailliert auflistet. Also, worauf wartest du noch? Ab in die Wildnis zum Entspannen.

4x4_Mine_Estland
© Lucas T. Jahn

8
Düse im Geländewagen durch die ehemalige Mine des Aidu Steinbruchs

Adrenalinjunkies aufgepasst! Während Estland ansonsten vor allem mit seinen beruhigenden Landschaften entzückt, bietet eine Offroad-Safari im ehemaligen Aidu Steinbruch das genaue Gegenteil. In einem hochgelegten Geländewagen geht es durch die stillgelegte Ölschiefermine und dabei nicht selten gefühlt senkrecht bergab. Während dir das Herz kräftig in der Brust pocht, lernst du außerdem mehr über die Gewinnung von Energie aus dem Verbrennen von Ölschiefer und den Einfluss der ehemaligen Industrieanlagen auf die Landschaft.

Pesapuu Aussichtsturm
© Lucas T. Jahn

9
Genieße die Aussicht vom Pesapuu Aussichtsturm

Estlands höchste Erhebung liegt gerade einmal 318 Meter über dem Meeresspiegel. Aus Mangel an höher gelegenen Aussichtspunkten, behelfen sich die Est*innen deshalb mit dem Bau von ausgefallenen Aussichtstürmen. Zweifellos der markanteste Turm des Landes ist der Pesapuu oder "Nestbaum", ein 30 Meter hoher Aussichtsturm in Rõuge der optisch einem Storchennest nachempfunden ist. Von der Aussichtsplattform bietet sich ein weiter Blick auf das umliegende Nachtigallental und den Landkreis Võru. Übrigens ist der Pesapuu zu jeder Uhrzeit zugänglich. So kannst du die Natur auch bei Nacht genießen, denn durch die geografische Nähe des Landes zum Polarkreis ist Estland im Sommer mit fast 20 Stunden Tageslicht gesegnet. Obwohl die Sonne auf diesem Breitengrad noch komplett untergeht, umarmt die Dunkelheit das Land nie ganz, denn ein heller Schein am Horizont ist auch in tiefer Nacht zu sehen. Unter den Einheimischen sind die Sommernächte deshalb auch als weiße Nächte bekannt.

Unter Tage_Estland
© Lucas T. Jahn

10
Krieche auf allen Vieren durch die Unterwelt Estlands

Nahe den Ruinen der Ordensburg Helme warten einige Höhlen darauf, von dir entdeckt zu werden. Von Hand in den weichen Sandstein gehauen, dienten die Helme Höhlen ursprünglich als Versteck in Kriegszeiten. Es heißt, dass sich die heidnischen Esten hier versteckten, als sich die christlichen Kreuzfahrer näherten. Einst gab es sieben miteinander verbundene Kammern, doch heute sind die meisten der großen Hallen eingestürzt. Während der Eingang noch etwa drei Meter hoch ist, müssen die letzten Teile der Höhle auf allen Vieren kriechend erkundet werden. Übrigens: Die Höhlen sind in Estland auch als Tor zur Hölle bekannt.

Baumhaus_Estland
© Lucas T. Jahn

11
Übernachte in Saaremaa mitten in der Natur in einem Baumhaus

Mehr als die Hälfte Estlands ist von üppigen Wäldern bedeckt, deswegen überrascht es kaum, dass die Est*innen gerne Baumhäuser bauen. Der Gedanke an kleine, klapprige Kinderbehausungen wird den estnischen Baumhäusern allerdings überhaupt nicht gerecht. Vielmehr erwarten dich hier gut ausgestattete und urig gemütliche Schlafzimmer in den hohen Wipfeln der Wälder. Wir können dir ein ganz besonderes Naturhäuschen empfehlen: Hängematten, Ethanol-Kamine und sogar eine kleine Küchenzeile sorgen in Saaremaa für eine unbeschwerte und entspannte Übernachtung inmitten der natürlichen Stille.

Anna und Lucas T. Jahn haben das baltische Land ausgiebig bereist und ihre Erfahrungen in einem wunderschönen detaillierten Estland-Reiseführer festgehalten. Der digitale Guide ist der ideale Begleiter für deinen Urlaub in Estland. Neben wissenswerten Fakten rund um die estnische Geschichte und die Kultur des Landes, teilen die Beiden ihr großzügiges Insiderwissen. Weil die Zwei sich draußen am wohlsten fühlen, haben sie den Schwerpunkt ihres Reiseführers auf wilde Naturerlebnisse, Wanderungen und Camping gelegt. Sie empfehlen dir nicht nur, welche sehenswerten Orte du unbedingt besuchen solltest, sondern verraten dir auch genaueste Koordinaten für abenteuerliche Expeditionen.

Titelbild: © Lucas T. Jahn

Zurück zur Startseite