Graz – 11 Tipps für die wohl unterschätzteste Stadt Österreichs

Wenn du auf der Suche nach dem angesagtesten Viertel von Graz bist, musst du einfach nur die Mur überqueren und ins Lendviertel schlendern. Noch vor nicht allzu langer Zeit als Rotlichtviertel bekannt, hat sich der heute am dichtesten besiedelte Stadtteil spätestens seit dem Kulturhauptstadtjahr 2003 zu einem echten Hotspot für Design, Kunst, Kultur und urbanes Lebensgefühl entwickelt. Zwischen Lendplatz, Mariahilfplatz und dem Kunsthaus reihen sich Boutiquen nur so aneinander. Im Kunst- und Keramikstudio DA LOAM findest du einzigartige Skulpturen und Kunstwerke, gleich daneben hat das Noi, ein kleiner Laden mit handgemachtem Schmuck und einer Änderungsschneiderei eröffnet. Es gibt Designerläden, Manufakturen und Werkstätten – kurz: alles, was dein Shopping-Herz höherschlagen lässt!

Wenn du dich für Kunst interessierst, führt in Graz kein Weg am Kunsthaus vorbei. Der futuristische Bau mit seiner blauen, blubberblasenartigen Fassade – liebevoll auch „Friendly Alien“ genannt – ist nicht nur ein architektonisches Highlight, sondern auch das Herzstück der zeitgenössischen Kunstszene der Stadt. Hier erwarten dich wechselnde Ausstellungen internationaler Künstler*innen, Installationen, Performances und spannende Diskursformate. Nur ein paar Gehminuten entfernt kannst du im Landeszeughaus in eine völlig andere Welt eintauchen: Inmitten tausender Rüstungen und Waffen zeigt das Museum eindrucksvoll, wie Kunst und Handwerk schon im 16. Jahrhundert verschmolzen sind. Und auch das barocke Schloss Eggenberg mit seinen Prunkräumen und der Alten Galerie gehört unbedingt auf deine Liste – ein spannender Kontrast zur progressiven Gegenwartskunst im Kunsthaus.

Wenn du steirischen Genuss mit allen Sinnen erleben willst, solltest du dir eines der Vollmund-Dinner rund um Graz nicht entgehen lassen. In der zweiten Saison führt dich das Event an immer neue, sorgfältig ausgewählte Orte – mal hoch oben in den Bergen zwischen grasenden Kühen und Eseln, mal am See, in dem sich der Vollmond spiegelt, oder sogar auf einem Flugfeld. Was bleibt: die hohe Qualität des Menüs, das steirische Spitzenköch*innen zaubern, und die besondere Atmosphäre, die das engagierte Team mit viel Liebe kreiert. Freu dich auf überraschende Neuinterpretationen österreichischer Klassiker wie Tafelspitz oder Maibock, perfekt abgestimmte Weinbegleitung, stimmungsvolle Musik – und einen Abend, den du nicht so schnell vergisst.

Hinter den barocken Fassaden, den Bogengängen und Gittertoren der Grazer Altstadt verbergen sich überraschende Innenhöfe, die oft übersehen werden – und genau das macht ihren Zauber aus. Bei einer geführten Tour der GrazGuides kannst du diese versteckten Orte entdecken, erfährst Spannendes über die Geschichte der Gebäude und bekommst exklusive Einblicke, die dir beim Stadtbummel sonst verborgen bleiben. Die GrazGuides bieten neben den Innenhofspaziergängen auch viele andere thematische Touren an – etwa zur Grazer Stadtgeschichte, zu Kunst und Architektur oder Kulinarik.

Plane bei deinem Graz Besuch unbedingt einen Ausflug ins Örtchen Thal ein – denn auch wenn dir der Name nichts sagt, es ist der Geburtsort einer sehr berühmten Person: Arnold Schwarzenegger! In seinem Geburtshaus hat sein alter Schulfreund Peter Urdl das einzige Arnie-Museum der Welt eingerichtet – ein Ort der Inspiration und Motivation, wie Urdl sagt. Denn die Geschichte, wie Arnie es aus dem unscheinbaren Thal bis nach Hollywood geschafft hat, ist einfach beeindruckend – auch wenn du kein Hardcore-Terminator-Fan bist. Am Thaler See, wo Arnie einst trainierte, kannst du heute auf dem Schwarzenegger-Trimm-dich-Pfad spazieren oder ein Ruderboot leihen. Das Ausflugslokal Thaler See Garten wurde kürzlich renoviert, glänzt im stylischen 50er-Jahre-Flair und versorgt dich den ganzen Tag mit Drinks und gutem Essen – Ferienwohnungen gibt’s direkt oben drüber. Unbedingt anschauen solltest du dir auch die Pfarrkirche St. Jakob. Sie wurde vom phantastischen Künstler Ernst Fuchs gestaltet und wirkt wie eine sakrale Unterwasserwelt – sowas hast du garantiert noch nicht gesehen.

Zwischen duftenden Blumen, frischem Obst und Gemüse, regionalem Käse, Wurstspezialitäten und handwerklichen Besonderheiten kannst du auf den Grazer Märkten in das authentische Lebensgefühl der Stadt eintauchen. Auf der linken Murseite solltest du dem Kaiser-Josef-Markt einen Besuch abstatten – er ist der älteste und größte Markt der Stadt und bei Einheimischen besonders beliebt. Am Bauernmarkt im Lendviertel geht’s kreativer zu: mit Streetfood, Designständen und jungen Produzent*innen. Auch die kleineren Bauernmärkte in den Stadtteilen lohnen sich für einen genussvollen Abstecher.

Im Tribeka – was herrlich treffend für „Trink besseren Kaffee“ steht – bekommst du nicht nur hervorragenden Espresso, Cappuccino – und Cold Brew aus der hauseigenen Rösterei, sondern auch eine große Auswahl an Pflanzenmilch, köstliche süße Backwaren sowie verschiedene belegte Bagel. Mit vier Standorten in Graz – davon einer direkt am Kunsthaus – ist der nächste Tribeka nie weit weg. Der ideale Spot für ein entspanntes Frühstück, eine kleine Pause – oder falls du doch kurz noch was am Rechner erledigen musst.

30 Kilometer nördlich von Graz liegt mit der Lurgrotte eine der beeindruckendsten Tropfsteinhöhlen Europas. Ab Semriach kannst du sie mit einer 90-minütigen Führung besuchen, die dich tief hinein in das verzweigte Höhlensystem bis zum sogenannten Dom, einer gigantischen Halle mit 120 Metern Länge und bis zu 40 Metern Höhe führt. Am Ende der Tour hängt auch der größte freihängende Tropfstein der Welt – ein bis zu 13 Tonnen schwerer Stalaktit, der langsam in die Tiefe wächst. Die Lurgrotte wird bereits in fünfter Generation als Familienbetrieb geführt – mit viel Leidenschaft und spannenden Geschichten aus dem Inneren der Erde. Wenn du nicht klaustrophobisch veranlagt bist, kannst du dich auch der Abenteuertour anschließen und dich noch tiefer in die Höhle vorwagen – teilweise kriechend in nur 60 Zentimeter hohen Gängen. Die Lurgrotte ist auch von der anderen Seite aus, über Peggau, zugänglich.

Wenn du traditionelle steirische Küche mit einem modernen Twist probieren willst, solltest du im Glockenspielkeller essen gehen. Direkt am Mehlplatz in der Altstadt gelegen, serviert das Wirtshaus Klassiker wie Strohschweinbacke, Beef Tartar oder Vogerl Salat, aber auch Zucchini-Burger oder zweierlei Ravioli – natürlich begleitet von einem Glas Chardonnay oder einem Frizzante. Die Steiermark ist bekannt für ihre kulinarische Vielfalt: Von Kürbiskernöl über Vulcano-Schinken bis zum saftigen Apfelstrudel – in fast jedem Restaurant in Graz kannst du solche Spezialitäten probieren.

Im Freilichtmuseum Stübing kannst du einen Spaziergang durch alle Regionen und sechs Jahrhunderte Geschichte des Landes machen. In dem idyllischen Tal findest du ein richtiges Bilderbuch-Österreich. Rund 100 original erhaltene Bauernhöfe, Werkstätten und Almhütten aus allen Bundesländern wurden hier wiederaufgebaut und erzählen vom ländlichen Leben vergangener Zeiten. Auf dem weitläufigen Gelände spazierst du durch alte Streusiedlungen, schaust in Rauchkuchln und Ställe und kannst manchmal Handwerker*innen bei traditionellen Techniken zusehen. Ein echtes Highlight für alle, die Geschichte lieber draußen als im Museum erleben. Und wenn du vom vielen Entdecken hungrig wirst, wartet mitten im Tal das Gasthaus Zum Göller mit regionaler Hausmannskost und schattigem Gastgarten auf dich.

Wenn du denkst, dass nur Tourist*innen den Schlossberg erklimmen, um die beste Aussicht auf Graz zu genießen, liegst du falsch. Ob verliebte Paare mit Champagner, ältere Herren beim abendlichen Tai-Chi, Familien mit Picknickdecken oder Alleingänger*innen mit Kopfhörern – hier trifft sich ganz Graz. Von der einst mächtigen Festungsanlage aus dem 12. Jahrhundert ist nur der Uhrturm geblieben, doch heute ist der Schlossberg ein beliebter Ausflugs- und Veranstaltungsort. Im Dom im Berg gibt’s Konzerte und Theater, im Graz Museum erfährst du mehr über die Stadtgeschichte. Für eine Pause bieten sich das Restaurant Schlossberg, das Aiola Upstairs oder das Starcke Haus an. Wer nicht zu Fuß gehen möchte, kommt bequem mit der Schlossbergbahn oder dem Lift – und saust zum Abschluss mit der Schlossbergrutsche wieder nach unten.