Warschau – 11 Tipps für die polnische Hauptstadt
Über Warschau spalten sich die Meinungen. Die Einen lieben die wieder aufgebaute Altstadt, die anderen sehen nur sozialistischen Klassizismus. Zugegeben, aufgrund ihrer Vergangenheit hat es die Stadt nicht leicht. Wer hinfährt, wird sich nicht blitzverlieben, aber die kleinen Entdeckungen zu schätzen wissen. Warnung vorab: Die Stadt ist größer als man denkt und kaum zu Fuß zu schaffen. Traut euch, auch mal Bahn und Bus zu fahren. Wir haben 11 tolle Tipps, die euch einen tollen Aufenthalt bescheren werden.
1 Erkunde die Warschauer Altstadt Stare Miasto und die Neustadt Nowe Miasto
Wer sich fragt, warum die Warschauer Altstadt aussieht wie eine hübsche Filmkulisse, findet die Antwort in der bitteren Vergangenheit: Während des Zweiten Weltkriegs wurde Warschau zu 90 Prozent zerstört. Kurz nach der Befreiung begann der Wiederaufbau der Altstadt, der bis Mitte der 1960er Jahre dauerte. Heute sind die ursprünglichen Häuser und Plätze wiederhergestellt und erstrahlen in bunten Farben. Ein Spaziergang durch die Gassen lohnt sich also auf jeden Fall, für ein gutes Preis-Leistungsverhältnis solltest du aber lieber in einem anderen Stadtteil zum Essen einkehren.
2 Schlendern im Łazienki-Park
Im 18. Jahrhundert noch die Sommerresidenz von König Stanislaw II. August Poniatowski, kann heute jeder durch den größten Park Warschaus, den Łazienki-Park schlendern. Neben alten Palästen und Denkmälern könnt ihr hier auch viele Eichhörnchen und sogar Pfauen sehen. In den Sommermonaten finden Konzerte und Events statt, natürlich auch mit Musik von Frédéric Chopin.
3 Frühstücken und Leckereien kaufen im Café Sam
Unweit der Unibibliothek, in einer eigentlich recht unauffälligen Straße, bildet das Café Sam einen kleinen, gemütlichen Zufluchtsort. Auf der Speisekarte steht alles, was das Frühstücksherz begehrt, von Müsli über pochierte Eier bis hin zu frisch gepressten Säften. Wer nicht vor Ort essen möchte, kann sich im kleinen Shop auch einfach nur mit allerlei Leckereien aus der hauseigenen Bäckerei und anderen lokalen Produkten eindecken.
4 Über die Stadt schauen vom 30. Stock des Kulturpalastes
Wer mit dem Zug am Warschauer Hauptbahnhof ankommt, dessen Blick dürfte als Erstes auf den Kulturpalast fallen. Ein Koloss, der an eine Mischung aus Big Ben und Empire State Building erinnert und ein Geschenk der Sowjetunion an die polnische Nation war. Der über 240 Meter hohe Turm ist aus den verschiedensten Winkeln der Stadt gut zu sehen, entsprechend habt ihr vom 30. Stock alles im Blick. Alternative Aussichtspunkte: Marriot Hotel oder der Glockenturm der St.-Anna-Kirche.
5 Museum des Warschauer Aufstandes besuchen
Als die Rote Armee 1944 auf dem Weg nach Deutschland das Territorium des polnischen Staates betrat, setzte die polnische Regierung zu einem Befreiungsschlag an, leider ohne Erfolg. Am Ende beklagte sie über 200.000 Todesopfer, die Deutschen bombten die Stadt danach systematisch nieder. Das Museum, untergebracht in einem ehemaligen Straßenbahnwerk, erzählt die Geschichte des Aufstandes mit vielen Geräuschen, Bildern, Filmen.
6 Deftig essen im Lokal Vegan Bistro
Wäre hätte das gedacht: Warschau ist ein wahres Paradies für Veganer und Vegetarier. Auf jeden Fall eine Portion essen solltet ihr im Lokal Vegan, einem netten Bistro, das große Portionen polnisches Comfort Food zu günstigen Preisen (5-6 Euro) auftischt, wie etwa Seitan-Schnitzel mit Kartoffelpüree. Lecker!
7 Vintage-Shopping bei New Lady in Town
Dass Fast Fashion nicht die Lösung sein kann, merkt man spätestens, wenn man in diesem Vintageladen vorbeigeschaut hat. Mit viel Liebe werden hier die Second-Hand-Stücke ausgewählt, auf Facebook gibt’s regelmäßige Updates über die neuesten Teile. Auch, wenn der Name es nicht vermuten lassen würde, Jungs können bei New Lady in Town auch fündig werden.
8 Essen in der Foodhalle Hala Koszyki
Ein wenig wie die Markthalle Neun in Kreuzberg, aber doch mit einem anderen Gefühl: Die Hala Koszyki ist die erste Foodhalle ihrer Art überhaupt in Polen, hat erst im Herbst 2016 eröffnet und ist jetzt schon zu einem gehypten Ort geworden. Die alte Halle wurde dafür möglichst originalgetreu wieder aufgebaut und vereint allerlei Restaurants, Bars und Shops unter einem Dach. Gerade bei schlechtem Wetter kann man mal vorbeischauen. Gute Straßen und Orte zum Weiterziehen in der Nähe: Zbawiciela Plac und Poznańska.
9 Auf Entdeckungstour in Alt-Praga
Wie so viele Viertel in Warschau ist Alt-Praga sicher nicht der schönste Ort, aber man sollte ihn gesehen haben, um die Stadt zu verstehen. Die Häuser haben den 2. Weltkrieg überlebt, diese Seite des Flusses wurde trotzdem lange vernachlässigt. Hier wohnen die Alt-Warschauer, russische Verkäufer und angeblich immer mehr junge Kreative. Insgesamt sind die Häuser relativ heruntergekommen, doch in den Hinterhöfen strahlen imposante Statuetten der heiligen Jungfrau Maria – ein absurder Kontrast.
10 In der Soho-Factory schick polnisch essen
Über den möchtegern coolen Namen lässt sich streiten, wenn ihr allerdings sowieso in Praga unterwegs seid, macht einen Abstecher zur Soho Factory, ein ehemaliges Gewerbegebiet, das heute allerlei Ateliers und Büros beherbergt. Heimliches Highlight: das kleine Neon-Museum, das zahlreiche Schriftzüge in petto hat, die einst auf Bahnhöfen, Kino-, Hotel- oder Theaterfassaden hingen. Danach könnt ihr euch im Restaurant Warszawa Wschodnia stärken, das 24 Stunden am Tag geöffnet und polnische und französische Klassiker auf der Karte stehen hat. Die Atmosphäre dort ist etwas gewöhnungsbedürftig – Start-Up-People treffen auf Schickeria –, aber das Essen schmeckt top.
11 Architektur in Saska Kępa bestaunen
Ein bisschen Luft der der Goldenen Zwanziger und Dreißiger könnt ihr in Saska Kępa schnuppern. Denn in dem ruhigen, fast kleinstädtischen Viertel sind viele Villen aus der Zwischenkriegszeit erhalten (heute größtenteils Botschaften), die Architektur ist hier nochmal eine ganz andere als im Rest der Stadt. Wenn das Wetter passt, plant eure Route durch den hübschen Skaryszewski-Park, der schon zum schönsten Park Polens gewählt wurde.
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