11 Reise-Typen, die du garantiert in deinem Urlaub triffst
von Wiebke Jann
Mit dem Urlaub ist es ähnlich wie mit Sex: Die Erwartungen, die man an ihn stellt, sind ebenso groß, wie divers und wenn sie dann nicht zusammenpassen, wird es sehr unangenehm. Für alle. Während sich der eine am liebsten 24/7 an den Pool legen will und nur aufstehen, um sein kleines Umstandsbäuchleich mit genügend Kuchen zu versorgen, ist für den anderen in Aufenthalt im All-Inclusive-Hotel gleichzusetzen mit einer Untersuchung beim Urologen. Aber obwohl wir so unterschiedliche Vorstellungen davon haben, was eine tolle Reise ausmacht, gibt es doch ein paar Reise-Typen, die sicher jeder schonmal erlebt hat.
1. Die Businessleute
In Anzug und Krawatte mit unbequemen Lederschuhen rollt dieser Typ sein Rimowa-Köfferchen samt passender Laptopbox schon am Flughafen an uns vorbei, Stichwort: Priority Bording, Business-Class. Da dieser Typ allerdings auch nur geschäftlich um die Welt jettet ist das Wort "Urlaub" an sich erstmal ein Fremdwort für ihn. Außerdem hat er eh keine Zeit zu verlieren, und wenn er dann mal zur Ruhe kommt, schafft er das auch nur im Flugzeug und bucht sich daher natürlich niemals einen Platz in der Economy-Class, sondern immer in der komfortablen Business-Class. Stellt sich nur die Frage: Warum genau bucht man einen extra bequemen Platz, wenn der eigene Kleidungsstil es einem unmöglich macht, diesen Komfort überhaupt zu genießen?
2. Der Planer
Mit diesem Typ in den Urlaub zu fahren ist in etwa so entspannend wie die ersten drei Monate beim Bund. Flüge werden bereits 10 Monate im Voraus gebucht, da sind sie ja viel billiger und von all den Last-Minute-"Dealettanten" lässt er nicht seine Reiseplanung durcheinander bringen. Drei Monate vor Reiseantritt wird dann der minutiös geplante Time Schedule an alle Teilnehmenden per Email versandt, ebenso wie ihnen auch am Ende der Reise eine Exceltabelle samt prozentualem Kostenanteil per Mail zugeschickt wird. Der Planer ist so spontan wie ein Schaltjahr und etwa genau so oft hat man Lust, mit so einem Erholungskontroletti wegzufahren.
3. Der Geizhals
Wo andere im Urlaub gerne die Seele baumeln und die Geldscheine fliegen lassen, versucht der Geizhals selbst in seinen zwei Wochen Urlaub, seine Scheinchen penibel zusammenzuhalten. Statt in teure Hotels mit Vollpension geht’s hier mit Campingkocher und dem Einkauf aus Deutschland – da ist es nämlich viel billiger – auf kostenlose Campingplätze. Falls es ihn doch in ein Hotel verschlägt, dann in die billigste Pension mit Frühstück, damit man sich noch ein paar Stullen für den Mittag schmieren und so das Geld für eine weitere Mahlzeit außer Haus sparen kann. Und abends kann es schon auch mal passieren, dass im Restaurant eine kleine Flasche Wasser gemeinsam geteilt und unterm Tisch heimlich aufgefüllt wird. Er will sich ja nicht in seinem wohlverdienten Urlaub abzocken lassen!
4. Der ängstliche Neuling
Zum ersten Mal auf großer Reise weiß dieser Typ noch nicht, wie er die fremde Umgebung einschätzen soll. Aus Angst, bestohlen zu werden, trägt er daher die wichtigsten Utensilien wie Reisepass, Kreditkarte und Bargeld in seiner eng anliegenden Jack-Wolfskin-Bauchtasche. An touristischen Plätzen, die von seinem Marco-Polo-Reiseführer als „Beware of Pickpockets“-Orte deklariert wurden, trägt er auch gerne seinen gesamten Daypack vorne, sicher ist sicher. Und weil das dortige Leitungswasser nicht ist wie zu Hause, werden Lebensmittel, die damit gewaschen werden kategorisch vom Speiseplan gestrichen, genauso wie Getränke mit Eiswürfeln und sowieso alle Aktivitäten, die unvorhergesehene Entwicklungen nehmen können. No risk, no fun? Stimmt, kein Riskio und kein Spaß.
5. Der Balkonien-Liebhaber
„Ach wisst ihr, zu Hause ist es auch schön." Ebenso wie der Geizhals möchte dieser Typ sparen und bleibt deswegen zu Hause. Allerdings verpackt er seinen Geiz hübsch und nennt sein Urlaubsziel "Balkonien". Er zeichnet sich dadurch aus, dass er in seiner freien Zeit statt fremder Städte lieber seine eigene erkundet. Zu dem Italiener um die Ecke wollte er ja eh schon immer, trifft sich also gut, das mit dem Urlaub auf heimischer Anlage. Und wenn er nach zwei Wochen aus dem Urlaub "zurückkommt", kann dieser Typ dir zumindest die beste Eisdiele Berlins und die kompetenteste Notfallapotheke bei akutem Sonnenstich verraten, das hat ja auch was.
6. Die Pseudo-Businessleute
Ähnlich wie die echten Businessleute trifft man sie ausschließlich in Anzug und Lederschuhen. Weil sie auch ständig am Meeten, Pitchen und Jetsetten sind, wollen sie natürlich keine Zeit verlieren und richten sich ihr Büro einfach im Abteil ein, ohne jedoch tatsächlich zu arbeiten. Stattdessen erzählen sie einem von ihren hohen Positionen und lassen hin und wieder Sätze fallen, wie "Also New York wird ja wirklich überbewertet". Wenn sie allerdings tatsächlich so busy sind und von einem Pitch zum nächsten jetten, frage ich mich: Wieso sitzt ihr hier mit mir, in der 2. Klasse des ICEs, ohne Sitzplatzreservierung? Das Business läuft wohl doch nicht so rund, was?
7. Die Backpacker
Über die Pauschaltouristen und Businessmenschen mit ihren großen Trollis kann der Backpacker nur seinen Lonelyplanet schütteln. Europa ist kategorisch von seiner Reisezielliste gestrichen, ebenso wie Thailand oder Australien, denn da ist es viel zu touristisch und er möchte ja die Authentizität des Landes spüren und am liebsten völlig neue Inseln entdecken. Für den Christoph Columbus des 21. Jahrhunderts sind All-Inclusive-Hotels nämlich in etwa so schlimm wie die ganzen Zugezogenen in Berlin. Klar, dass er seinen mit GoPro und Spiegelreflex gepackten Fjällräven nicht in einem Touristenbunker platziert, sondern in einem Backpacker Hostel, in dem er zwar genauso viel bezahlt, dafür aber immerhin auch mit 10 anderen super individuellen Entdeckungsreisenden in einem Dorm schläft.
8. Der Pauschalurlauber
Dieser Typ möchte sich während seines Urlaubs entspannen, sich um nichts kümmern und das am liebsten in gewohnter Umgebung. Weil es im kühlen Deutschland mit dem Sonnenbaden allerdings häufig schwierig wird, zieht es ihn in sonnigere, kleine deutsche Kolonien, wie seine Vorgänger sie etwa auf Mallorca, Side, Thailand oder der liebevoll genannten „Dom Rep“ schon etabliert hat. Da er nur äußerst ungern über seinen mit Schnitzel und Pommes beladenen Tellerrand schauen möchte, kann er dir zwar sagen, welche Liege am Pool am Morgen die beste Sonne hat, allerdings selbst nach drei Wochen noch nicht, welche Sprache man in seinem Urlaubsland spricht, denn "Im Hotel, da sprechen die eben alle Deutsch, das ist doch super!"
9. Der Homo Alcoholus
Als kleine, unangenehme Abspaltung des Pauschalurlaubers gibt es ihn leider immernoch. Leicht zu erkennen ist er dank der Bierflasche, die er bereits am Flughafen gut sichtbar bei sich trägt und bis zum Rückflug auch nicht mehr aus seiner Hand wegzudenken ist. Tauchen sie im Rudel auf, markieren sich die Gruppenmitglieder gerne mit Strohhüten oder Mottoshirts, auf denen berühmte Zitate von Kant, wie "Scheiß drauf, Malle ist nur einmal im Jahr" oder "Was ist geil und hat 'n Stern auf'm Rücken?" stehen. Abgesehen von ihrer Club Hotel-Anlage und den nahegelegenen Touristenclubs werden sie nicht viel von ihrem Urlaubsort zu Gesicht bekommen und kulturelle Events sind auch nebensächlich, es sei denn der Wet-T-Shirt-Kontest wird bald zum immateriellen Kulturerbe ernannt.
10. Der ambitionierte Hobbyfotograf
"Pics or it didn't happen" ist der Leitsatz, der den abitionierten Hobbyfotografen tagtäglich mit seiner schweren Spiegelreflex auf Großbildsafari treibt. Schier unermüdlich schleppt er seine zwar praktische, aber ziemlich unhandliche Kameratasche samt drei verschiedener Objektive quer durch die Welt, immer auf der Suche nach dem perfekten Shot. Auf seiner ohnehin schon multimedialen Reise – und weil seine Kamera ja auch in HD filmen kann – werden die tollsten Szenen, wie etwa tausende Tauben auf dem Markusplatz in Venedig, auch noch im Bewegtbild festgehalten. Insgeheim ist nicht der Urlaub sondern die posturlaubische Film- und Fotobearbeitung sein persönliches Highlight, sowie der darauffolgende Fotoabend mit Freunden.
11. Die junge Familie
Fast obligatorisch ist die Deuter Babytrage für den jüngsten Spross, die zwar praktisch zu tragen, aber recht unpraktisch zu verstauen ist, ebenso wie der Kindertrolli in Pinguinform für die kleine Emma, in dem sie ihre Mal- und Spielsachen sorgfältig verstaut hat. Irgendwo angekommen, erkennt man sie daran, dass erstmal alles ausgepackt wird: von den Reiswaffeln und Obst- und Gemüsesticks, über die Mal- und Spielsachen von Klein-Emma bis hin zu den Wickelutensilien des Jüngsten, wird alles in Griffnähe ausgebreitet, um für etwaige Notfälle schnellstens gerüstet zu sein. Allerdings ist dieser Typ während seiner Urlaubszeit zu 70 Prozent damit beschäftigt, Dinge und Kinder ein-, aus- oder umzupacken.