Winter in Südtirol – 11 tolle Erlebnisse in der kalten Jahreszeit
Langsam stapfe ich durch die verschneite Landschaft, während die hellen Sonnenstrahlen das fast perfekte Weiß der Bergspitzen am Horizont reflektieren. Ich ziehe mir die Wintermütze tiefer über die Ohren und beglückwünsche mich noch einmal zu der Entscheidung, mich für eine Thermoleggins entschieden zu haben. Dann halte ich kurz inne und genieße, was ich am meisten an der Winterzeit schätze: Ihrem Namen alle Ehre machend, umhüllt die dichte Schneedecke mich mit einer intensiven Stille, die jegliches Geräusch zu dämpfen scheint.
Auch jene, die normalerweise sofort Pläne schmieden würden, um in wärmere Gefilde zu entfliehen sobald die Temperaturen unter zehn Grad fallen, sollten sich das Überwintern noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Denn gerade die Wintermonate lassen die Bergwelt in einer ganz besonderen Atmosphäre erstrahlen. Von romantischen Schlittenfahrten bis hin zu wilden Rodeltouren und ausgiebigen Winterwanderungen, ich verrate dir 11 tolle Erlebnisse für den Winter in Südtirol, die dir fernab der Skipisten die kalte Jahreszeit verschönern.
Highlights für den Winter in Südtirol
1 Besuche das ladinische Bergsteigerdorf Lungiarü
Auf einer Höhe von 1400 Meter im Gadertal gelegen und zu allen Seiten von beeindruckenden Bergen umschlossen, schmiegt sich das kleine Dörfchen Lungiarü an den Hang. Wegen der Nähe zur Natur und der Abgrenzung vom Massentourismus wurde es zum ersten "Bergsteigerdorf" der Südtiroler Dolomiten ernannt. Es ist ein echter Rückzugsort für alle, die lieber durch Wälder statt über Einkaufsstraßen spazieren, und der ideale Ausgangspunkt, um den nahegelegenen Naturpark Puez-Geisler zu erkunden und mehr über die ladinische Kultur zu erfahren. Doch nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter kannst du hier herrliche Stunden verbringen. Die Umgebung ist ein echtes Paradies für Schneeliebhaber*innen, die sich die kalte Jahreszeit in Schneeschuhen, auf Ski oder beim Rodeln verschönern wollen. Kein Wunder, dass sich viele Outdoor-Fans dazu entscheiden, gleich länger in Lungiarü zu bleiben und in den luxuriösen Ferienunterkünften der erst kürzlich eröffneten Les Dolomites Mountain Lodges zu nächtigen.
2 Erlebe das malerische Gsieser Tal beim Langlaufen
Aktiv sein und gleichzeitig mental runterkommen? Das geht nicht nur beim Yoga, sondern auch beim Langlaufen. Während du leichtfüßig mit deinen Langlaufski über den Schnee gleitest, kannst du die unberührte und ruhige Winterlandschaft um dich herum genießen und langsam abschalten. Besonders schön sind die Langlauf-Loipen im idyllischen Gsieser Tal. Da das Tal zum Dolomiti NordicSki, dem größten Langlaufski-Karussell Europas gehört, erwartet dich hier ein kilometerweites Langlaufgebiet. Egal, ob du nur ein paar Stunden am Vormittag über den Schnee skaten oder den ganzen Tag unterwegs sein willst, hier wirst du garantiert Spaß haben. Wenn du noch nie zuvor Langlaufen warst, solltest du erst einmal auf einer gespurten blauen Loipe für Anfänger starten. Achte auch darauf, dich nicht zu verausgaben, damit du nicht von Muskelkater am Folgetag geplagt wirst. Denn auch wenn es leicht aussieht, Langlaufen ist technisch anspruchsvoll und beansprucht viele Muskelgruppen, die im Alltag meist eher zu kurz kommen.
3 Schalte einen Gang zurück beim Winterwandern im Antholzertal
Meterhohe Schneewände, kristallklare Eiszapfen, die Dachgiebel zieren und in weiß gehüllte Bäume, deren Äste unter der schweren Schneelast fast zu bersten scheinen – wenn du eine stille Winterlandschaft wie in Narnia erleben willst, solltest du unbedingt mal im Antholzer Tal vorbeischauen. Am besten du erkundest die Gegend zu Fuß auf einer winterlichen Wanderung. Besonders schön ist eine Wandertour zum Antholzer See, der im Winter häufig zufriert und ringsum von majestätischen Gipfeln umgeben ist. Damit du gut durch Schnee und Eis kommst, solltest du dein klassisches Zwiebel-Outfit (ja, Thermounterwäsche ist erlaubt) noch mit leichten Steigeisen und Gamaschen upgraden.
4 Genieße kulinarische Südtiroler Highlights im Jora Mountain Dining
Seien wir mal ehrlich, unser Lieblingsrestaurant ist nicht der Imbiss um die Ecke und auch nicht der luxuriöse Laden, in dem wir nur in Abendgarderobe dinieren dürfen (wenn wir nicht am Katzentisch zwischen Toilette und Küche speisen wollen). Meist sind es kulinarische Orte, deren Atmosphäre so gemütlich ist, dass wir uns wie Zuhause fühlen. Und genau so empfinden wir im Jora Mountain Dining. Auf über 1300 Metern Höhe befindet sich die urige Hütte bei bei Innichen im Hochpustertal. Doch das Restaurant ist nicht nur dank dieser sensationellen Lage über die Südtiroler Grenzen hinaus bekannt. Auch die Sonnenterrasse oder die Skipisten direkt vor der Tür sind nur die Sahnehaube auf dem Apfelstrudel. Das eigentliche Highlight ist das, was auf den Teller kommt. Denn hier werden regionale und saisonale Südtiroler Spezialitäten auf ganz hohem Niveau serviert. Wenn du dich von Küchenchef Markus Holzer und seinem kulinarischen Expertenteam so richtig verwöhnen lassen willst, solltest du dir unbedingt einen Tisch für eines der Dinner-Events buchen, die dich noch ein paar Meter höher in Richtung Wolke 7 befördern werden.
5 Wandere in Schneeschuhen durch das winterliche Villnöss
Vereinzelt ragen kleine Hütten aus den tiefen Schneemassen hervor und auf den Nadelbäumen hat sich eine dünne Puderzuckerartige Schicht niedergelassen – im Dolomitental Villnöss erwartet dich ein echtes weißes Wunderland. Damit du die schöne Winterlandschaft aber ohne Probleme und vor allem ohne nasse Füße erkunden kannst, tauschst du deine Wanderschuhe am besten gegen Schneeschuhe. Keine Sorge, die großen Schuhkonstruktionen mit den Zacken an der Unterseite sind ganz easy zu tragen und nicht mit einer schweren Skiausrüstung vergleichbar. Statt im Tiefschnee zu versinken, kannst du auf einer Schneeschuhwanderung ebenso entspannt wie an Sommertagen die Natur erkunden – und zwar ganz in deinem Tempo. Das Besondere ist, dass du mit dieser winterlichen Ausrüstung auch stark verschneite Gebiete durchwandern kannst, die für Skifahrer*innen meist unzugänglich bleiben.
6 Bestaune im Heißluftballon die Winterlandschaft Südtirols von oben
Der Ballon steigt immer höher und nähert sich den imposanten Bergspitzen, langsam schwebst du über die winterliche Landschaft hinweg und kannst die in Schnee eingebetteten Dörfer entdecken und vereinzelte Skifahrer, die die Pisten runtersausen, beobachten. Es heißt, dass wir auf Reisen unseren persönlichen Horizont erweitern, weil wir unsere Umwelt aus einer neuen Perspektive betrachten dürfen. Wenn du das wortwörtlich nehmen möchtest, solltest du dir eine Fahrt mit dem Heißluftballon nicht entgehen lassen. In luftigen Höhen kannst du Abstand von der Welt gewinnen und absolute Ruhe genießen. Auch wenn dieses Erlebnis nicht ganz preisgünstig ist, ist die Aussicht von dort oben wirklich einmalig. Wer lieber etwas Geld spart, sich aber den Anblick der bunten Ballone vor dem Hintergrund eines strahlend blauen Winterhimmels und verschneiten Gipfeln nicht entgehen lassen will, kommt im Januar zum ASV Dolomiti Balloonfestivals vorbei undgenießt die Flugshow einfach vom Boden aus.
7 Versuche dich im Eisstockschießen und erwandere das Schlerngebiet
Wenn du dich immer schon einmal gefragt hast, warum das Eisstockschießen zu einer olympischen Disziplin erkoren wurde und, ob es wirklich so spaßig ist, wie es an den Gesichtern der professionellen Sportler*innen abzulesen ist, kannst du dich auf einer Erlebniswanderung durch das Schlerngebiet selbst davon überzeugen. Denn in dieser Region gehörte das eisige Vergnügen in der Vergangenheit zu einem beliebten Volkssport. Vor einer gigantischen Bergkulisse schickst du die Eiskegel über die gefrorenen Weiher, die sich auch sehr gut als Postkartenmotiv machen würden. Zum Abschluss legst du noch einen Stopp im Gasthof Zum Schlern in St. Konstantin ein, um dich mit traditionellen Schupfnudeln zu belohnen. Wenn das nicht nach einem perfekten Wintertag klingt!
8 Gönn dir eine romantische Pferdeschlittenfahrt mit anschließendem Candle-Light-Dinner
In der kalten Jahreszeit ist es nicht nur schön, durch die fantastische verschneite Landschaft zu wandern, sondern auch nach einem langen Wintertag leicht verfroren in das warme Zuhause zurückzukehren und sich mit einer heißen Tasse Tee aufzuwärmen. In Südtirol kannst du dieses wohlig-warme Gefühl erleben und gleichzeitig draußen in der winterlichen Natur sein. Schnappe dir deine Lieblingsbegleitung und verabrede dich zu einer gemütlichen Pferdeschlittenfahrt durch die verschneiten Berge und Täler. Eingekuschelt in dicke Decken bleibt ihr dabei von der klirrenden Kälte verschont. Doch das ist noch nicht der Höhepunkt eures romantischen Wintererlebnisses. Während sich die Sonne langsam dem Horizont nähert und die Almen in Dunkelheit hüllt, werdet ihr von Kerzen zu eurer Hütte geleitet, in der euch ein feines 4-Gänge-Menü erwartet.
9 Klettere am Eisfall in Tristenbach
Eine der absoluten Trendsportarten, die zahlreiche Anhänger in den letzten Jahren gefunden hat, ist das Klettern oder für Adrenalinjunkies die Variante ohne Sicherung, das Bouldern. Mittlerweile scheint es in meinem Freundeskreis niemanden mehr zu geben, den die Sucht, steile Felswände zu erklimmen, nicht auch schon angefixt oder zumindest begeistert hat. Zum einen ist es natürlich extrem aufregend, die eigene Muskelkraft an die Grenzen zu treiben, doch auch die natürliche Szenerie, die dich dabei umgibt, spielt sicherlich eine große Rolle. Wenn du bisher dachtest, dass dieser Outdoor-Spaß nur im Frühjahr oder im Sommer möglich ist, kannst du dich jetzt freuen, denn auch zur eisigen Winterzeit kannst du deinen Unterarmmuskeln den Rest geben – und zwar beim Eisklettern. Da das Klettern im Eis definitiv eine herausfordernde Erfahrung ist, solltest du natürlich mit einer leichten Route starten. Ein idealer Spot für leichte Klettereien ist der Eisfall in der beeindruckenden Schlucht von Tristenbach.
10 Erkunde das winterliche La Val
Wandergebiete in Südtirol gibt es viele...sehr viele – eines beeindruckender als das andere. Ganz vorne mit dabei ist auf jeden Fall das ladinische Wanderdorf La Val, das am Fuße der monumentalen Kreuzkofelgruppe gelegen und umringt von einem artenreichen Naturbiotop ist. Während im Frühjahr die Armentara Wiesen rund um Wengen mit einer herrlichen Blütenpracht locken und die von zahlreichen Vogelarten besiedelten Wälder im Sommer zu erholsamen Spaziergängen und Wandertouren einladen, kannst du auch in den kälteren Monaten von hier aus losziehen, um das bilderbuchreife Winterwunderland des Naturparks Fanes-Sennes-Prags zu erkunden. Sobald der erste Schnee fällt, bist du nicht weit von den Skigebieten Alta Badia und Sellaronda entfernt oder du setzt dich einfach auf den Schlitten und rodelst die Hänge von La Val hinunter.
11 Nimm an einer magischen Laternenwanderung in Welschnofen teil
Wenn die Tage kürzer werden, hat man bereits am Nachmittag Lust, das Abendprogramm einzuleiten. Ein ganz besonderes abendliches Event erwartet dich in Welschnofen. Denn sobald sich im Winter die Dunkelheit über die Dörfer Südtirols gelegt hat, beginnen die Straßen der Gemeinde in warmen Farben zu leuchten – und das nicht nur hintern den Fenstern der kleinen Häuschen. Denn alljährlich finden in der Ortschaft in der Nähe von Bozen atmosphärische Laternenwanderungen statt. Mit Laternen und Fackeln ausgestattet kannst du dich der Laternenwanderin Helga anschließen und gemeinsam entlang des Panoramaweges wandern. Und wenn du schon einmal im schönen Welschnofen bist, sollest du unbedingt auch Zeit einplanen, um am Karersee vorbeizuschauen. Während hier im Sommer immer einiges los ist, lohnt es sich, in der ruhigen Winterzeit an dem klaren Gewässer vorbeizuschauen. Denn wenn der sommerliche Dunst verschwunden ist und eine weiße Schneedecke das Ufer bedeckt, ist das Funkeln des türkisfarbenen Sees am intensivsten – und das Gute ist, dass du diesen Anblick dann nicht mit Menschenmassen teilen musst!
Titelbild: © IDM Südtirol | Manuel Kottersteger