Unterwegs auf dem Amazon of Europe – Europas spannendsten Flussradweg

© Anthea Schaap

Ein Sumpfbiber hebt träge den Kopf im morgendlichen Nebel, der dicht über der Drau liegt. Ein Silberreiher steht regungslos im Schilf, den Blick auf die Wasseroberfläche gerichtet. Mit einem Kaffee in der Hand sitze ich am Ufer und beobachte, wie die aufgehende Sonne langsam wieder Farbe in die Landschaft zaubert. Das soll Europa sein? Diese Frage stelle ich mir auf dieser Reise immer wieder.

Gemeinsam mit einer Freundin fahre ich die Amazon of Europe-Radtour, von Österreich über Slowenien, Kroatien und Serbien bis nach Ungarn. Die 1250 Kilometer lange Route folgt den Flüssen Mur, Drau und schließlich der Donau durch das weltweit einzige länderübergreifende Biosphärenreservat, das nicht ohne Grund den Beinamen „Amazonas Europas“ trägt.

Die wichtigsten Infos zur Tour

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© Iskriva | WWF

Auf zur ersten Grenze

Am ersten Morgen unserer Reise hängen wir unsere randvollen Packtaschen an die Räder, zurren alles fest und radeln gut gelaunt los. Ganz entspannt geht es auf einem Feldweg unserer ersten internationalen Grenzüberquerung entgegen – die erste von vielen auf dieser Reise. Keine halbe Stunde nach dem Start überqueren wir das erste Mal die Mur und sind in Slowenien, wo die südliche Route der Tour beginnt.

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© Anthea Schaap

Der Abschnitt in Slowenien führt uns hauptsächlich durch kleine Dörfer und Felder – eine perfekte Einstimmung auf die kommenden Tage. Da wir keine 16 Tage für die gesamte Tour haben, fahren wir direkt bis nach Kroatien weiter. Unser Plan: die Tour in neun Tagen schaffen, mit täglich etwa 77 Kilometern. Doch in der brütenden Augusthitze wird das schnell zu einem ehrgeizigen Ziel. Mit etwas flexibler Routenplanung und viel Durchhaltevermögen haben wir es aber schließlich doch geschafft – nach der kroatischen auch noch über die serbische und am Ende auch die ungarische Grenze!

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© Anthea Schaap
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© Anthea Schaap

Zelten in den Weinbergen, am Fluss und auf dem Bauerhof

Unsere erste Nacht verbringen wir auf einem sogenannten Weincampingplatz – ein Konzept, das wir so noch nicht kannten. Ein kleines kroatisches Weingut betreibt am Hang seiner Weinberge einen Campingplatz mit kleinen Bungalows, Stellplätzen für Wohnmobile und einer Wiese für Zelte. Das Beste: ein Kühlschrank voll mit kühlen Säften und den hauseigenen Weinen. So konnten wir abends ganz stilecht mit kroatischem Sauvignon aus unseren Emaille-Bechern auf den ersten erfolgreichen Tag anstoßen!

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© Anthea Schaap

Auf der Südroute des Amazon of Europe ist es ziemlich schwierig, zu zelten, da es im kroatischen Teil nur wenige Campingplätze gibt und Wildcampen verboten ist. Allerdings findest du entlang der Strecke viele charmante kleine Pensionen, in denen du übernachten kannst. Wenn du wie wir die Nächte lieber unter freiem Himmel verbringst, lohnt es sich, nach Stellplätzen zu suchen und mit den Einheimischen zu sprechen. So haben wir traumhafte Zeltplätze entdeckt und viele Nächte fast alleine am Fluss verbracht. Auf der Nordroute, die überwiegend durch Ungarn führt, gibt es übrigens mehr Campingplätze.

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Gravel, Schweiß und Sonnenbrand

Die Tour ist größtenteils gut ausgeschildert, aber wir waren trotzdem froh, die Route zusätzlich auf dem Handy zu haben. Ein übersehenes Schild kann schnell zu kilometerlangen Umwegen führen. Unser einziges Problem unterwegs war der Untergrund, der unsere Zeitplanung manchmal völlig durcheinander gebracht hat. Während viele Teile auf perfektem Asphalt durch charmante Dörfer und Städtchen oder tolle Waldstücke führen, sind die eigentlich wunderschönen Abschnitte am Fluss, die Komoot als „unbefestigten Untergrund“ beschreibt, ziemlich herausfordernd. Mal fuhren wir über losen Kies, mal durch Sand oder sogar einfach über kilometerlang über Wiesen.

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Zum Amazon of Europe solltest du also definitiv mit  einem Rad aufbrechen, das für jeden Untergrund geeignet ist, und genug Pausen einplanen. So vermeidest du, wie wir, von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang schwitzend in der Mittagshitze durchzustrampeln. Die Anstrengungen der Strecke waren bei jedem Stopp an den traumhaften Flüssen aber schnell vergessen. Pack auf jeden Fall genug Proviant ein, um auch mal ein gemütliches Picknick am Wasser zu machen.

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Verwunschende Landschaften und Flusskultur

Der vielversprechende Name Amazon of Europe wird der Tour auf jeden Fall gerecht. Die meisten unserer Morgen begannen so, wie die Abende geendet hatten: in stiller Bewunderung nebeneinander sitzend, auf das Wasser schauend und uns fragend, ob wir wirklich noch in Europa seien. Entlang der Flüsse haben wir die Flusskultur Kroatiens kennengelernt – mit kleinen, versteckten Fischerhütten, nicht verzeichneten Campingplätzen und wunderbarer Gastfreundschaft. An vielen Stellen sieht man, wie viel Liebe und Ortskenntnis in die Routenplanung geflossen sind. Es gibt Raststopps mit Fahrradreparaturstationen und Solar-Ladepunkten für Handys, und die Strecke führt zu vielen landschaftlichen und kulturellen Highlights. Wir können es kaum erwarten, vielleicht schon nächstes Jahr die Nordroute zu erkunden!

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