Ausgecheckt – der Wide Path Fahrradcamper im Test
In unserer Serie Ausgecheckt testen wir spannende Outdoor-Produkte auf Herz und Nieren: Von der wasserfestesten Regenjacke über das leichteste Zelt bis hin zum faltbaren Kajak checken wir Innovationen aus, damit du weißt, ob sie sich lohnen. Wenn du auch von einem tollen Produkt weißt, das wir testen sollten, schreib uns gerne an [email protected].
Worum geht's?
Campingurlaub ohne Auto ist meist mit Entbehrungen verbunden, denn das Gepäck muss möglichst kompakt und vor allem leicht sein. Dadurch schläfst du oft in engen Zelten auf harten Isomatten. Oder du musst Unterkünfte buchen, was ganz schön aufs Portemonnaie geht. Und genau hier will der Wide Path Camper, der erste aufklappbare Camping-Anhänger fürs (E-)Bike, ansetzen. Da Fahrradurlaub eine besonders nachhaltige Form des Reisens ist und ich gerne so nah wie möglich an der Natur übernachte, ohne auf alle Bequemlichkeiten verzichten zu müssen, wollte ich mir das natürlich näher anschauen. Also bin ich zu Novacamper in Babelsberg gefahren und habe mir hier einen Wide Path Fahrradcamper ausgeliehen.
Was kann's?
Gerade einmal 1,5 Meter lang ist der Anhänger im zusammengeklappten Zustand. Mit wenigen Handgriffen lässt er sich am Zielort auf die doppelte Länge ausklappen. Im Innenraum hast du zwei Setup-Möglichkeiten: Tagsüber kannst du zwei Sitzbänke und einen Tisch aufbauen, die sich für die Nacht in ein 90 Zentimeter breites Bett umbauen lassen. Den Tisch kannst du auch draußen am Camper befestigen, sodass ein Außenbereich mit Platz für bis zu drei Personen entsteht. Für sonnige Tage oder bei Nieselregen hast du die Option, ein Tarp am Wagen zu befestigen. Zum Fahren wird der Wide Path Camper über eine Anhängerkupplung mit deinem Fahrrad verbunden. Sein Leergewicht beträgt knappe 90 Kilo und er bietet 300 Liter Stauraum für Gepäck.
Wie ist es?
Mein erster Gedanke, als ich den Camper im ausgeklappten Zustand auf dem Hof von Novacamper stehen sehe, war: "Oh wow, der ist ja riesig!" Dicht gefolgt von meiner Überraschung, wie geräumig der Camper von innen ist. Ich hänge die Box an das E-Bike, das ich mir ebenfalls ausgeliehen habe, und düse los auf die Straßen Potsdams. Zu Beginn der Fahrt bin ich ganz schön nervös. Bodenwellen bringen den Camper und mich ins Schlingern, und ich hadere mit dem Gefühl, ein riesiges Verkehrshindernis zu sein. Es ist mein erstes Mal, sowohl mit einem E-Bike als auch mit einem Anhänger unterwegs zu sein. Insofern braucht es wohl etwas Zeit, mich an die Fahreigenschaften zu gewöhnen. Als ich den asphaltierten Fahrradweg am Schwielowsee erreiche und aus dem Autoverkehr heraus bin, komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dank der Unterstützung des E-Bikes ist die Fahrt weniger anstrengend als mit meinem normalen Rad ohne Anhänger. Ich merke den Camper kaum und komme gut voran.
Das Aufbauen ist wirklich wahnsinnig leicht, braucht keinerlei Kraft und ist in circa 10 Minuten erledigt. Der Aufbau mit dem Tisch innen ist super praktisch bei schlechterem Wetter oder wenn du im Camper arbeiten möchtest. Das Bett ist für eine Person super komfortabel, zu zweit muss man sich sehr mögen. Toll ist, wie viel Platz am Fußende des Bettes noch ist. So kannst du dich bequem umziehen und hast viel Raum für Gepäck. Wenn du die Comfort-Variante bei Novacamper wählst, kommt der Anhänger auch mit einem Solarstrom-Set, das du nur an den Wagen hängen musst, um über mehrere USB-Steckdosen sowie eine 220-Volt-Steckdose versorgt zu sein. Das hat super geklappt, ich konnte sowohl mein Telefon als auch den Kamera-Akku wieder aufladen.
Das Fazit
Die Idee des Campers ist einfach fantastisch. Er ermöglicht es, mit dem Komfort eines kleinen Wohnwagens nachhaltig, ganz ohne Auto unterwegs zu sein. Durch die abschließbare Tür fühlst du dich in ihm sicherer als in einem Zelt, was gerade für Alleinreisende ein toller Effekt ist. Zusammen mit dem Solarset ist der Camper perfekt für naturnahe Workation-Aufenthalte. Was die Routenplanung betrifft, musst du unbedingt darauf achten, nur Strecken mit gutem Asphalt auszusuchen. Fahren auf Kies, Erde oder Sand ist ermüdend bis unmöglich. Wirklich schade ist, dass an der Verarbeitung an einigen Stellen gespart wurde. So sind die Kanten der Holzboxen rau, der Tisch lässt sich nur hakelig montieren und das Tarp ist etwas nervig zu befestigen. Alles in allem würde ich ihn für die stolzen 4000 Euro, die er neu kostet, in dieser Version nicht kaufen. Ihn allerdings bei Novacamper auszuleihen, den Radweg R1 bis zur Ostsee zu fahren und dort Urlaub mit Meerblick zu machen – das wäre auf jeden Fall eine tolle Erfahrung.
Wild Path Camper | 3. Generation für 3.999,99 Euro | Infos des Herstellers
Novacamper | Grünstraße 12, 14482 Potsdam – Babelsberg | Preise Nebensaison: WPC Basis-Version 29 Euro pro Tag, mit E-Bike und Comfort-Version 39 pro Tag | Zur Website