Das Fotografinnen-Kollektiv "Bell Collective" zeigt, wie Frauen die Welt sehen

© Alina Rudya, Bell Collective, DuMont Reiseverlag

Wenn ich meinen Instagram-Kanal durchscrolle, dann sehe ich als erstes immer viele tolle Posts von Fotografen und Fotografinnen, die die Welt bereisen und mich mit ihren Fotos beeindrucken und beeinflussen – ständig speichere ich mir irgendein Ziel ab, dass ich noch nicht gesehen und selbst unbedingt mal entdecken will. Dabei war mein Feed lange von männlichen Fotografen bestimmt, vor allem die German Roamers, ein deutsches Kollektiv aus Landschaftsfotografen dominierte in den letzten Jahren das Bild bei Instagram. Ganz klar, die Fotos, die die German Roamers posten, sind phänomenal schön und zeigen, dass man einfach nur vor die eigene Haustür gehen und nicht weit reisen muss, um ein tolles Bild zu machen. Aber der weibliche Blick fehlte hier oft.

Weibliche Fotografie fernab von perfekt inszenierten Posen

Ein anderes Kollektiv, auf das ich erst vor Kurzem gestoßen bin, möchte das  ändern. "Changing stereotypes surrounding female travel and creative choices" heißt das Motto des all female Bell Collective, das sich nach der Britin Gertrude Margaret Lowthian Bell benannt hat. Die Britin mit dem schönen Namen wurde 1868 in Großbritannien geboren und war nicht nur Forschungsreisende und Historikerin, sondern auch Schriftstellerin, Archäologin, Alpinistin und politische Beraterin sowie ein Mitglied des britischen Geheimdienstes im Ersten Weltkrieg. Sie dient als Vorbild des Bell Collective, denn sie war eine der ersten Frauen, die teilweise allein die Welt bereiste und sich damit in einer damals männlich dominierten Szene behauptete.

Ziel des Bell Collectives ist es daher auch, fernab von perfekt inszenierten Posen, Traumstränden und Infinity Pools  die Vielfalt weiblicher Fotografie und weiblichen Reisens zu zeigen. Denn solche Fotos bestimmen noch immer die meisten Instagram-Feeds und zeigen ein einseitiges Bild weiblicher Reiseerfahrung. Reisen ist nicht immer wunderschön und es muss manchmal auch anstrengend sein – und genau darum geht es dem Bell Collective.

© Alina Rudya, Bell Collective, DuMont Reiseverlag
© Martina Bisaz, Bell Collective, DuMont Reiseverlag

Natürlich könnt ihr dem Bell Collective täglich bei Instagram folgen, oder aber ihr schaut mal in den Bildband "Bell Collective – Unterwegs mit den Pionierinnen der Reisefotografie", der seit dem 8. Oktober in den Buchregalen liegt und die Arbeit der Fotografinnen noch umfänglicher beleuchtet. In dem Buch werden 14 Fotografinnen, ihre Perspektive auf die Welt sowie ihr Fotografie-Stil vorgestellt. Bell-Collective-Gründerin Alina Rudya spricht beispielsweise über Geschlechterklischees und "poetic storytelling"; die Schweizerin Martina Bisaz erzählt, wie man am besten einen Roadtrip festhält; die Engländerin Annapurna Mellor erklärt, wie man fremde Menschen fotografiert; und Chiara Zonca erzählt, was gute Landschaftsfotografie ausmacht. Dabei erfährt der Leser viel über die künstlerische Herangehensweise der Frauen an die Fotografie im Allgemeinen und an bestimmte Fotos im Besonderen. Das Buch ist daher nicht nur für Freunde schöner Bilder spannend, sondern vor allem auch für angehende Fotografinnen ein absolutes Muss!

© Julia Nimke, Bell Collective, DuMont Reiseverlag
© Marion Vicenta Payr, Bell Collective, DuMont Reiseverlag
© Alina Rudya, Bell Collective, DuMont Reiseverlag

Das Buch "Bell Collective – Unterwegs mit den Pionierinnen der Reisefotografie" ist am 8. Oktober 2019 im DuMont Reiseverlag erschienen.

© DuMont Reiseverlag
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