Sollten wir im Sommerurlaub auf die Klimaanlage verzichten?

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In unserer Reihe "Future Travel" beantworten wir spannende Fragen zum Thema Nachhaltigkeit im Tourismus und wie wir in Zukunft reisen werden. Kann Massentourismus nachhaltig sein? Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf unser Reiseverhalten? Worauf sollte ich bei der Kompensation meiner Reise achten? Welche alternativen Reisemodelle gibt es? Diesen und vielen weiteren Fragen gehen wir mit diesem Format auf den Grund. Hast du selbst eine interessante Frage zum Thema? Dann schreib uns an [email protected].

36 Grad und es wird noch heißer

Heute habe ich schon wieder gelesen, dass über Europa eine Hitzewelle rollen soll. In Sevilla sollen es unfassbare 46 Grad werden. Wenn ich mir vorstelle, jetzt in den Sommerferien tagsüber etwas in der Stadt zu unternehmen, laufen mir schon bei dem Gedanken die Schweißperlen über das Gesicht. Und wenn es am Tag so heiß ist, wie soll man dann nachts überhaupt schlafen? Die schnelle und einfache Lösung wäre die Klimaanlage, klar. Auf Hotelbuchungsplattformen kannst du eigentlich immer den Filter “Klimaanlage” anklicken, denn, um ehrlich zu sein, wer möchte nachts nicht in einem kühlen Zimmer schlafen? Aber wenn es in Zukunft jedes Jahr wärmer wird, wie können wir uns dann an die klimatischen Bedingungen anpassen und sind Klimaanlagen dafür überhaupt eine gute Lösung?

Die schlechte Klimabilanz von Klimaanlagen

Zu hohe Temperaturen sind auf Dauer nicht nur eine Belastung für die Natur, sondern auch für unser Leben. Um der Hitze an heißen Tagen zu entgehen, sind Klimaanlagen auf den ersten Blick ein absoluter Lebensretter. Wie schön ist bitte ein klimatisierter ICE im Hochsommer? Oder das kühle Hotelzimmer nach einem Sommertag am Strand? Leider sind Klimaanlagen ein schlechtes Mittel, um sich an den Klimawandel anzupassen. Sie fressen nicht nur viel Strom, dieser wird auch oftmals noch aus Kohlekraftwerken gewonnen – das macht sie besonders umweltschädlich.

Klimaanlage
© Vadim Babenko | Unsplash

Anfang Juli hat das Europaparlament unterdessen Atomkraft als klimafreundlich eingestuft. Strom aus Atomkraft ist auf den ersten Blick erstmal nicht so schädlich wie aus Kohle. Aber die Treibhausgase in der Atomkraft entstehen vor allem vor und nach der Stromproduktion, beim Bau der Kraftwerke und während des Uranabbaus, ganz zu schweigen von der Frage nach der Endlagerung bis hin zu einem potenziellen Super-GAU, also einer Klimakatastrophe, wie wir sie zuletzt in Fukushima erlebt haben. Hinzu kommt, dass in Frankreich – wo die meisten Atomkraftwerke in Europa stehen – die AKWs wegen zu hoher Temperaturen aktuell ihre Leistung drosseln müssen. Solange es nicht genügend Strom aus erneuerbaren Energien gibt, ist es am sinnvollsten, dort Strom zu sparen, wo es möglich ist, also zum Beispiel auch bei der Kühlung von Innenräumen. Weil konventionelle Klimaanlagen nach Heizungspumpen der zweitgrößte Stromfresser sind, kann das in manchen Ländern sogar zu einer Überlastung des Stromnetzes führen, was im schlimmsten Fall weitreichende Folgen für die Energieinfrastruktur und Versorgungssicherheit mit sich bringen kann.

Solange es nicht genügend Strom aus erneuerbaren Energien gibt, ist es am sinnvollsten, dort Strom zu sparen, wo es möglich ist, also zum Beispiel auch bei der Kühlung von Innenräumen.

Dazu kommt, dass konventionelle Anlagen noch immer halogenierte Kältemittel nutzen, obwohl das Umweltbundesamt diese fluorierten Gase (F-Gase) als besonders klimaschädlich eingestuft. Sie verstärken den Treibhauseffekt nochmal enorm. Die stetig steigenden Temperaturen und die wachsende Nachfrage erfordern alternative Lösungen zur passiven Kühlung – und das natürlich auch im Tourismus. Denn laut der internationalen Energieagentur wird von einer starken Zunahme von Klimaanlagen ausgegangen – von zurzeit 1,6 Milliarden eingebauten Klimaanlagen weltweit zu 5,6 Milliarden. Gerade Rechenzentren und die Hotellerie sind jene Branchen, in denen die meisten Kühlanlagen genutzt werden. So stellt sich mir die Frage: Gibt es nicht auch andere Möglichkeiten, mit hohen Temperaturen umzugehen?

Die Lösung: Passive Kühlung

Das Konzept der passiven Kühlung sowie alternative Bauweisen sind nicht neu. Die sogenannte passive Kühlung legt den Fokus darauf, Temperaturen von Gebäuden ohne Klimaanlage möglichst niedrig zu halten. Die Bewohner*innen des australischen Outback-Städchens Coober Pedy haben einen besonderen Weg gefunden, um sich in Wohnräumen vor Hitze zu schützen. Hier spielt sich das Leben nämlich unter der Erde ab. In gebuddelten Löchern befinden sich die Wohnungen, Geschäfte und sogar eine Kirche. Das Gestein hält die Gebäude trotz Temperaturen um die 40 Grad im Sommer angenehm kühl. Das zieht Tourist*innen aus der ganzen Welt an und gleichzeitig bietet es Einwohner*innen einen zuverlässigen Schutz gegen die Hitze. 

Coober Pedy, Australien
Die Höhlen von Coober Pedy © Pen_Ash | Pixabay
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Wir können aber nicht nur aus der Vergangenheit lernen, denn auch in der Forschung liegt der Fokus immer mehr auf passiver Gebäudekühlung. Die Verwendung isolierender Baumaterialien wie Lehmbaustoffe oder Schafwolle, Dachbegrünung als klimaschonende Maßnahme, hitzereflektierende Fenster oder auch die richtige Ausrichtung der Gebäude sind zukunftsorientierte Entwicklungen, die einen erheblichen Einfluss auf die Gebäudekühlung haben. Im Tourismus kann das in Zukunft eine tolle Möglichkeit sein, alternative Bauweisen zu fördern. Im Biohotel Sturm in der Rhön wurden bei Umbauten im Jahr 2021 Lehm und Kalk als Baustoffe genutzt, um ein angenehmes Raumklima zu schaffen, was außerdem dafür sorgt, dass sich kein Kondenswasser bildet. Ansätze wie diese geben Hoffnung, dass der Sektor nachhaltiger werden und ein Vorbild für Klimaanpassung werden kann. 

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