Husky-Tour in Brandenburg – Auf Tuchfühlung mit den Schlittenhunden

© Anthea Schaap

Mit einem kräftigen Ruck beginnt die wilde Fahrt. Acht Sibirische Huskys rennen los, der Trainingswagen kommt ins Rollen und wir fahren den Hügel hinauf Richtung Waldesrand. Elmar Fust, der als sogenannter Musher hinter mir steht und den Wagen führt, ruft seinen Leithunden beruhigende Kommandos zu. Die Hunde können kaum an sich halten, so aufgeregt sind sie, endlich loslaufen zu können. Das Geräusch ihrer Pfoten, die rhythmisch auf die Wiese schlagen, erinnert an galoppierende Pferde. Es sind wunderbare Tiere und genau darum geht es bei dem Mikroabenteuer Freizeit mit Huskies in Frankendorf in der Ostprignitz: den Hunden näherzukommen, sie kennenzulernen und mit ihnen zusammenzuarbeiten.

Wenn du an Huskys denkst, siehst du wahrscheinlich ein Schlittengespann vor dir, das schneebedeckte Hänge in Skandinavien erklimmt. Doch so weit musst du nicht fahren, um ein einmaliges Abenteuer mit Schlittenhunden zu erleben. Und auch auf den immer seltener werdenden Schnee musst du nicht warten.

Die Huskyfarm in Frankendorf

21 Hunde halten Sabine Kühn und Elmar Fust auf ihrem Hof in der beschaulichen Prignitz. Seit 16 Jahren betreibt das Paar Freizeit mit Huskies, aber als Hobby begleiten die Tiere sie schon deutlich länger. Mit im Team sind auch drei angehende Tierpflegerinnen, die sie tatkräftig unterstützen. Es gibt einen ganzen Katalog von tollen Abenteuern, die du hier am Waldesrand mit den Hunden erleben kannst – immer abgestimmt auf das Alter und die Fitness sowohl der Menschen als auch der Hunde. Wer nur kurz reinschnuppern möchte, kann eine Huskyfarm-Führung buchen, für Familien gibt es verschiedene Möglichkeiten, mit den Huskys im Geschirr wandern zu gehen. Und wenn du schon immer einmal mit einem Gespann durch die Landschaft düsen wolltest, kannst du Fahrten mit dem Trainingswagen buchen –  ein tolles, barrierefreies Erlebnis. Dafür bin auch ich heute hier.

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© Anthea Schaap

SIBIRISCHE HUSKYS SIND FREUNDLICHE ARBEITSTIERE

Bevor es auf den Wagen geht, gilt es die Hunde kennenzulernen, die wichtigsten Mitarbeiter*innen auf dem Hof. Die erste große Überraschung, als ich durch das Tor auf das Grundstück trete, ist die Ruhe. Zwei Dutzend Huskys sollen hier wohnen und nicht ein einziges Bellen begrüßt mich. Damit ist Sabine sofort bei ihrem Herzensthema: das tolle Naturell ihrer Hunde. Der Sibirische Husky hat keinerlei Wacheigenschaften, ist wahnsinnig menschenfreundlich und ein richtiges Arbeitstier.

Seit Jahrhunderten werden diese Hunde als Zugtiere gehalten und sie brauchen diese regelmäßige Bewegung und mentale Beschäftigung. Für das Leben in Brandenburg sind die, wie der Name vermuten lässt, aus Sibirien stammenden Hunde gut angepasst. Vom Herbst bis zum Frühling sind die Bedingungen für ihr Training sehr gut und auch wenn es im Sommer heiß wird, haben die Hunde keine Probleme: Dann wird das Trainingspensum heruntergefahren. Das Wohlbefinden ihrer Hunde ist für Sabine und Elmar das Wichtigste. Das Besondere an dieser Huskyfarm ist zudem, dass die Tiere hier alt werden dürfen und bis zu ihrem Tod liebevoll versorgt werden.

Eigentlich habe ich etwas Angst vor so großen Hunden und durchaus Respekt davor, wie es sein wird, so vielen gegenüberzustehen – aber alle meine Sorgen verfliegen, als die erste Zunge über meine Handfläche schleckt und sich eine Hündin auf meine Schuhe fallen lässt. Elmar und die Azubine Annika sind gerade dabei, acht Hunde für die Fahrt im Zweisitzer-Trainingswagen fertig zu machen. Die Tiere, die für das Gespann heute Morgen ausgewählt wurden, sind außer sich vor Freude, als sie aus ihren Gehegen geführt werden. Einige von den jüngeren Hunden überschlagen sich förmlich vor Aufregung, dass es gleich losgeht. Während den Hunden das Geschirr angelegt wird, gehen wir auf Tuchfühlung, denn im Gespann sind wir ein Team, da ist es wichtig, sich gegenseitig zu kennen. Mit wild wedelnden Schwänzen begrüßen die Hunde mich und lassen sich ausgiebig kraulen.

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"Hier wird kein Tier zu irgendetwas gezwungen"

Nun werden die glücklichen Auserwählten vor den Wagen gespannt. Dabei ist die Reihenfolge der Hunde, die immer in Paaren nebeneinander laufen, sehr wichtig. Ganz vorne laufen die Leithunde – selbstbewusste, erfahrene Tiere, die kein Problem mit dem Druck haben, das Gespann zu führen. Elmar erklärt mir, dass ein guter Leithund daran zu erkennen sei, dass er zielstrebig das Tempo anführt, die Leine immer gespannt hält und sich nicht nach hinten umsieht. Ganz hinten am Wagen laufen die “Wheeldogs”, meistens größere und kräftige Tiere. “Unser Ziel ist es, dass alle Hunde alle Befehle kennen, um sehr flexibel mit unseren Teams arbeiten zu können'', fügt Elmar hinzu, während er sich auf der Fahrer*innen- Position einrichtet. “Aber natürlich hat jeder Husky seinen eigenen Charakter, auf den wir Rücksicht nehmen. Die Hunde müssen die Arbeit gerne machen, hier wird kein Tier zu irgendetwas gezwungen."

Und so muss er das Gespann auch eher beruhigen, als die Fahrt dann losgeht. Die Strecke führt hoch zum Kiefernwald, an einigen Häusern vorbei. Hier beeindrucken mich die Hunde ein weiteres Mal, als sie völlig unbeirrt an einem Golden Retriever vorbeirennen, der aufgeregt an seinem Zaun hochspringt. Die Schlittenhunde tun, was sie augenscheinlich lieben und sind voll und ganz auf ihre Arbeit konzentriert. Wir fahren eine sehr angenehme Geschwindigkeit. Ruhig und gleichmäßig hoppeln wir über den Feldweg, mit klaren Kommandos dirigiert Elmar uns durch den Wald. Die Landschaft fliegt an mir vorbei, aber wenn ich ehrlich bin, habe ich nur Augen für die Hunde, die uns ziehen – jeder mit seinem eigenen Stil, alle zusammen.

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Ab ans Steuer – meine erste Fahrt als Musherin

Nach einer Trinkpause, die die Hunde dankbar annehmen, übernehme ich den Lenker des Wagens und ich muss zugeben, dass ich ganz schön aufgeregt bin. Die Einweisung ist überraschend simpel: Fuß und Hände müssen immer an der Bremse sein und man darf keine hektischen Lenkbewegungen machen. Ich bin zum Glück nicht allein, Annika hat auf einem Passagiersitz Platz genommen und Elmar fährt mit dem Rad voraus.

Und dann geht es auf einmal los. Ich bekomme Gänsehaut, als die Kraft der Hunde den Wagen unter meiner Leitung in Bewegung setzt. Es ist eine beeindruckende Kraft, die sie im Verbund aufbringen – umso beeindruckender, weil ich die ganze Zeit auf der Bremse stehen muss, um nicht zu schnell zu werden. Vorsichtig versuche ich mich an sanften Lenkbewegungen auf dem zum Glück recht breiten Waldweg, die Hunde ziehen unbeeindruckt und stoisch weiter. Besonders aufregend finde ich meine erste Kurve, die ich dank Annikas Anweisungen problemlos bewältige. Wir ruckeln weiter über Stock und Stein und ich bin stolz, mit diesen tollen Hunden zusammenzuarbeiten.

Als wir uns dem Ende der Strecke nähern und zurück über die Wiese auf den Hof zurollen, bedauere ich, dass es schon vorbei ist. Ich hätte noch Stunden mit den Tieren durch den Wald fahren können. Doch als ich selbst einmal versuche, den Wagen anzuziehen, verstehe ich erst so richtig, was unsere acht Huskys gerade geleistet haben: Der Wagen alleine wiegt 120 Kilogramm, plus das Gewicht von zwei erwachsenen Personen – das ist schon eine Leistung, solch eine Last bergauf und bergab durch die Ruppiner Seenlandschaft zu ziehen.

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Der Abschied von den Vierbeinern

Ich verlasse den Hof als neugewonnene Husky-Liebhaberin. Sabines und Elmars Philosophie für das Zusammenleben und -arbeiten mit den Tieren ist einfach toll und ich sehe und fühle, dass es Mensch und Tier hier gut geht. Ich komme bestimmt wieder – das nächste Mal vielleicht für eine Wanderung, um den Hunden noch näher sein zu können. Oder wer weiß, vielleicht begleite ich sie eines Tages auch bis in den hohen Norden, denn für jeweils vier Wochen im Herbst und im Winter fahren die Beiden mit all ihren Hunden nach Schweden, um dort richtige Schlittenhund-Makroabenteuer  zu unternehmen.

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© Anthea Schaap

Freizeit mit Huskies | Neudorf 34, 16818 Storbeck-Frankendorf, Brandenburg, Deutschland | Preise: Familienwanderung ab 42 Euro, Hundeschlitten-Kurs ab 89 Euro | Zur Website

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