So abenteuerlich ist die Fahrt mit dem Nachtzug an die kroatische Adriaküste

© Anthea Schaap

Ich wache auf und blicke mich orientierungslos um – wo bin ich? Diffuses Licht und beinahe vollkommene Stille umgeben mich. Langsam dämmert es mir: Ich befinde mich im Nachtzug nach Kroatien, genau gesagt nach Rijeka, dem Tor zur Adria-Inselwelt. Doch wo genau sind wir und wieso stehen wir?

Ich schäle mich aus der unteren der drei Pritschen meines Schlafabteils und versuche, möglichst leise die Tür zu öffnen, um meine Mitreisenden nicht zu wecken. Der Morgen ist angebrochen und ich habe ganze sieben Stunden tief und fest durchgeschlafen. Im Gang stelle ich mit schnellen Blicken durch den Waggon fest, dass da, wo gestern Nacht noch unsere Lok war, nun der Blick auf die Gleise frei ist. Und auch in die andere Richtung fehlt etwas: Keine weiteren Waggons reihen sich an unseren. Völlig alleine steht der Wagen voller schlummernder Passagier*innen einem Gleis im Nirgendwo und scheint zu warten. Aber worauf?

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Ein viergeteilter Zug Richtung Süden

Ich bin kurz vor Mitternacht am Bahnhof München-Ost in den Nachtzug nach Kroatien eingestiegen. Vor der Einfahrt ist die Verwirrung auf dem Bahnsteig groß: Auf der Anzeige steht ein Nightjet nach Venedig via Budapest und Zagreb – eine Route, die wenig Sinn ergibt. Und Rijeka steht nicht einmal als Halt dabei. Ich vergewissere mich immer wieder in der App, dass ich auf dem richtigen Gleis stehe und warte schicksalsergeben. Als der Zug dann einfährt, sieht er kurios aus: Die Waggons haben komplett unterschiedliche Designs. Österreichische, kroatische und ungarische Wagen hängen bunt gewürfelt an einer schnaufenden Lok.

Die geduldigen Zugbegleiter*innen helfen, die Situation aufzuklären. Die Waggons dieses Zuges haben tatsächlich vier verschiedene Ziele. Sie werden auf der Strecke an andere Züge angekoppelt und erreichen so ihre jeweiligen Destinationen. Mein Schlafwagen nach Rijeka wird insgesamt viermal umgekoppelt, bis wir schließlich in die Küstenstadt einfahren werden. Welch logistische Meisterleistung – wenn sie denn klappt.

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Von den Bergen bis zum Meer

Bewusst bekomme ich die Fahrt noch bis Salzburg mit, denn dort erwarte ich die dritte Passagierin meines Abteils, hinter der ich auf Anweisung des Schaffners die Tür von innen verriegeln soll. In dem Zug der kroatischen Zuggesellschaft HŽ Putnički Prijevoz gibt es geschlechtergetrennte Abteile mit jeweils drei übereinander liegenden Pritschen und einer kleinen Badzeile mit Spiegel und Waschbecken. Die Betten sind fertig aufgebaut und bezogen, blütenweißes Bettzeug liegt ordentlich gefaltet darauf. Für die Passagier*innen steht außerdem Wasser und ein Croissant bereit, was ich beides dankend annehme, da es ansonsten bis zum Frühstück keine Verpflegung im Zug gibt. Die Toiletten befinden sich an beiden Enden des Waggons, am Anfang der Reise sind sie sehr sauber, am Ende gerade noch erträglich.

Das Abteil ist zwar sehr ordentlich und gepflegt, aber wirklich nicht geräumig. Meine Zimmernachbar*innen und ich können immer nur abwechselnd im Abteil stehen, nebeneinander ist kein Platz. Auch für unsere Taschen ist kein Raum vorhanden. Es wirkt, als käme der Zug aus einer Zeit, in der Reisende noch mit schmalen Hartschalenkoffern unterwegs waren. Diese hätten nämlich unter die Pritschen gepasst. Nach einigem Rangieren – und jeder Menge Gekicher – liegen wir jedoch bequem in unseren Betten und die Nacht kann kommen.

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Ein Morgen auf der Schiene

Als ich dann morgens in dem diffusen Licht schlaftrunken auf den Gang stolpere, ist es kurz vor sieben, und genau genommen befinden wir uns an der Grenze zu Slowenien, wie mir der freundliche Zugbegleiter, der die ganze Nacht über uns und den einsamen Schlafwagen gewacht hat, erklärt. Von meiner Pritsche aus blicke ich über die hügeligen Wälder Sloweniens, bewundere die Seen, in denen sich der Morgenhimmel spiegelt, und bestaune die Hochhäuser Ljubljanas.

Wie angekündigt wird uns um neun Uhr ein kleines Frühstück mit Instant-Cappuccino ins Abteil gebracht. Ich lade meine Zimmergenoss*innen ein, mit mir auf der unteren Pritsche Platz zu nehmen – die einzige Möglichkeit, in der Kabine auch nur halbwegs aufrecht sitzen zu können. So kommen wir ins Gespräch und tauschen uns den restlichen Weg über unsere Reisepläne und Erfahrungen aus, bis wir – pünktlich auf die Minute – um 11.30 Uhr Rijeka erreichen. Es war zwar nicht unbedingt die bequemste Anreise, aber ich bin gut ausgeschlafen, hatte eine spannende und abenteuerliche Fahrt und habe mich wunderbar mit anderen Reisenden ausgetauscht. Genauso sollte reisen sein, denke ich mir, als ich mich mit meinem Rucksack aufmache, die größte Hafenstadt Kroatiens zu entdecken und meinen Wegbegleiterinnen zum Abschied winke.

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© Anthea Schaap

Alle Infos zum Nachtzug nach Rijeka

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