Nizza – 11 Tipps für die Schönheit an der Côte d’Azur

Frühmorgens, wenn die Sonne über das Meer steigt und die Fassaden Nizzas in goldenes Licht taucht, herrscht an der Promenade entlang des Strandes schon reges Treiben. Jogger*innen genießen die frische Brise, Radfahrer*innen sausen zur Arbeit, und die ersten Senior*innen nehmen auf den berühmten azurblauen Stühlen mit Blick aufs Meer Platz. Egal, zu welcher Tageszeit du hierher kommst – es ist immer etwas los, und du wirst schwer entscheiden können, ob du lieber das Wasser oder die Menschen beobachtest. Ihren Namen Promenade des Anglais trägt sie übrigens, da die englischen Aristrokrat*innen – die im im 18. Jahrhundert die Côte d’Azur für sich entdeckten, um dem ungemütlichen Winter in der Heimat zu entfliehen – den Bau eines Strandweges finanzierten, den Weg der Engländer*innen.

Insbesondere am Wochenende ist die Bäckerei in der Nähe des Bahnhofs leicht zu finden – die Schlange vor der Tür verrät schon, wie beliebt sie ist. Hier bekommst du die besten Croissants der Stadt, klassisch oder gefüllt, besonders lecker ist die Pistazien-Variante. Auch Kuchen, Törtchen, Kekse und herzhafte Leckereien wie belegte Brötchen, Focaccia oder Pizza werden frisch von Hand gebacken. Die Preise sind fair: Croissants ab 1,30 Euro und ein Hafercappuccino für 3 Euro.

Am östlichen Ende des Stadtstrands von Nizza erhebt sich der Colline du Château – der Schlosshügel ohne Schloss. Auf diesem Hügel siedelten schon die Griechen und Römer und einst stand hier eine mächtige Festung, von der heute nur noch Ruinen zeugen. Der Aufstieg lohnt sich trotzdem, denn von oben hast du einen fantastischen Blick über die Stadt, den Hafen und das Meer. Wenn du es gemütlicher magst oder mit Kinderwagen bzw. Rollstuhl unterwegs bist, kannst du auch den kostenlosen Fahrstuhl nehmen. Oben erwarten dich eine grüne Parkanlage mit Cafeteria, Spielplatz, historische Ausgrabungsstätten und ein Rundweg, der an einem beeindruckenden – wenn auch künstlichen – Wasserfall vorbeiführt.

Es gibt einige regionale Spezialitäten, die du bei einem Besuch in Nizza unbedingt probieren solltest – und Socca gehört definitiv dazu. Socca ist ein Fladen aus Kichererbsenmehl und Olivenöl mit klaren italienischen Einflüssen. Besonders lecker ist die Kombination aus knuspriger Kruste und weichem Inneren. Traditionell wird sie schlicht serviert, du kannst sie aber auch mit Frühlingszwiebeln oder Anchovis bestellen. Eine besonders authentische Adresse dafür ist Chez Pipo in Hafennähe – hier werden Soccas seit 1933 frisch gebacken und vier Stück der klassischen Variante kosten nur 4 Euro. Wenn du schon hier bist, probiere auch die Pissaladière de Nice, eine südfranzösische Version des Zwiebelkuchens.

Außerhalb der Hauptsaison kann es durchaus mal passieren, dass es in Nizza ganze Tage lang wie aus Eimern gießt. Dank der großen Auswahl an spannenden Ausstellungen in der Stadt ist das aber kein Grund zu verzagen. Zu den lohnenswerten Klassikern zählen das Musée Matisse und das Musée National Marc Chagall, deren Besuch du unbedingt mit einem Spaziergang durch das prächtige Viertel Cimiez verbinden solltest. Klein, aber fein ist das Musée de la Photographie Charles Nègre in einer Nebenstraße des lebhaften Blumenmarkts. Etwas abseits, aber ebenfalls mit einer lohnenden weltweiten Sammlung, ist das Musée d'Art Naïf Anatole Jakovsky in Fabron. Eine tolle Übersicht über die Kunst der Côte d'Azur findest du in der Villa Masséna und eine wunderschöne Auswahl an Werken gibt es im Musée des Beaux-Arts de Nice zu sehen.

In den schmalen Gassen der Altstadt wirst du auch in der Nebensaison den Touristenströmen nicht entkommen, aber es ist auch einfach zu schön hier. Der kleine alte Stadtkern mit den farbenfrohen Häuser – von denen die ältesten aus dem 16. Jahrhundert stammen – ist voller Cafés und Restaurants, Boutiquen und sogar überraschend guter Second-Hand-Läden. Bei deinem Spaziergang durch dieses historische Viertel solltest du auch die abgelegeneren Straßen erkunden, den Blick nach oben richten, der Wäsche zusehen, die in der Meeresbrise flattert, die üppig begrünten Balkone bewundern und versuchen, dich zurückzuversetzen in eine Zeit, als Nizza noch nicht die Perle der Côte d’Azur war, sondern ein einfaches französisches Fischerdorf.

Zugegeben, den Titel „bestes Eis in Nizza“ würden allein am Place Rosetti, dem Zentrum der vielbesuchten Altstadt, wohl drei Eisdielen für sich beanspruchen. Die Traditions-Eisdiele Fenocchio hat darauf aber definitiv gute Chancen – das bestätigen auch die Einheimischen. Die Auswahl an Sorten ist riesig und überraschend: Oder hast du schon mal Bier- oder Oliveneis probiert? Natürlich gibt es auch alle Klassiker von Schokolade über Salzkaramell bis Bounty. Für Fruchteisfans und Veganer*innen wartet zudem eine große Auswahl an Sorbets.

Die schicken Boutiquen an der Avenue Jean Médecin sind sicher ein Hingucker, aber die wahren Fashion-Schätze Nizzas entdeckst du in den Second-Hand-Läden der Stadt. Von Vintage-Denim über Blusen im Belle-Epoque-Stil bis hin zu Abendkleidern, die auf den Filmfestspielen in Cannes auffallen würden – hier findest du für jeden Anlass das passende Teil. Besonders edle Stücke – wenn auch nicht ganz günstig – gibt es bei Reshop Nice im Nice Étoile Shopping Center. Ein Highlight für Vintage-Liebhaber*innen ist Bozar Vintage, wo der Eigentümer seit 30 Jahren handselektierte Mode zu fairen Preisen verkauft.

Dass das Atelier Alfred kein gewöhnliches Café ist, merkst du sofort, wenn du durch den hübsch begrünten Hof mit Palmen und Wimpeln in den Innenraum trittst. Gruppen sitzen über Gesellschaftsspielen gebeugt, der Kirchenraum wird gerade für ein Konzert vorbereitet und der Duft frisch gebackener Cookies und Muffins liegt in der Luft. Das Atelier Alfred ist ein Treffpunkt für die Nachbarschaft, in dem alle willkommen sind – egal, ob du nur einen Kaffee und ein Gebäck willst, an einer Veranstaltung teilnimmst oder einfach ins Gespräch kommen möchtest. Außerdem ist das Café ein idealer Ausgangspunkt, um das lebendige Quartier rund um den ehemaligen Bahnhof Gare du Sud zu erkunden.

Nizza ist eine Stadt im Wandel, und nirgendwo wird das so deutlich wie auf dem coulée verte wie die Promenade du Paillon auch genannt wird. Im Jahr 2013 wurde mit dem Bau dieses Parks begonnen, der sich wie ein grüner Gürtel durch die Stadt zieht und heute ein Ort der Begegnung, Erholung und Bewegung ist. Bei schönem Wetter kannst du hier zusammen mit halb Nizza vom Place Masséna bis zum Museum für zeitgenössische Kunst flanieren, das im Rahmen der Umbauarbeiten auch renoviert wird und daher momentan leider geschlossen ist. Unterwegs kannst du die zahlreichen Wasserspiele bestaunen oder einfach auf den Bänken entspannen und das Treiben um dich herum beobachten. Die Promenade du Paillon ist ein tolles Beispiel dafür, wie moderne Stadtentwicklung Natur, Architektur, Kunst und Lebensqualität miteinander verbinden kann.

Du warst nicht in Nizza, wenn du nicht die vornehmen Straßenzüge des le Carré d’Or und die Avenue Jean Médecin erkundet hast, die in einer geraden Linie vom Bahnhof über den Place Masséna bis runter zur Küste führt. Hast du kein volles Portemonnaie, um in den schicken Läden zu shoppen, setzt du dich einfach in ein Café und bewunderst die Outfits, die vorbeilaufen. Hier wurde mir übrigens eine wichtige Frage beantwortet: Wer trägt eigentlich diese irren, buntgemusterten Versace-Trainingsanzüge? Die Antwort: die älteren Damen Nizzas!