Sonja Koller Orient Express 2.0: Der Luxuszug kommt zurück nach Europa
Der Orient Express war einst der Inbegriff des Zugreise-Booms in Europa und fuhr fast durch den ganzen Kontinent. 1883 brach der Luxuszug zu seiner Jungfernfahrt auf und legte dabei 3.1000 Kilometer zwischen Paris und Istanbul zurück. Ganz fertig war die Strecke damals aber noch nicht und so mussten die Passagier*innen auf dem Weg durch Rumänien zweimal umsteigen. Erst 1888 fuhr der Orient-Express erstmals direkt über Belgrad und Sofia nach Istanbul. An Bord: Luxus, Prunk, Spitzenköch*innen und die Schönen und Reichen der damaligen High Society. Mit einer normalen Zugfahrt hatte der Orient Express schon damals wenig zu tun, eher glich er einem rollenden Luxus-Hotel.
Während der Zug am Anfang so gut angenommen wurde, dass er sogar täglich fuhr, ging die Nachfrage in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts immer weiter zurück. 1977 fuhr der Zug zwischen Paris und Istanbul ein letztes Mal. Danach gab es zwar einige Fahrten auf verkürzte Strecken, schließlich wurde die Verbindung aber ganz eingestellt. Nun will ein Unternehmen den legendären Zug zurück auf die Schienen bringen – wenn auch in etwas abgewandelter Version und mit anderer Strecke.
Was eine Fahrt mit dem neuen Orient-Express besonders macht
Europa in einem luxuriösen Zug entdecken und in fahrenden Suiten übernachten: Das Prinzip des Orient-Expresses können Urlauber*innen bald wieder erleben. Orient Express La Dolce Vita heißt die neue Version des Luxus-Zuges. Der Beiname ist nicht zufällig gewählt und verrät, dass der Orient Express 2.0 vor allem in Italien unterwegs sein soll. Sechs Züge sollen durch 14 italienische Regionen düsen und dabei Klassiker wie Rom, Florenz und Mailand ansteuern, aber auch in unbekannteren Orten anhalten. Weil ein Orient Express aber natürlich nicht nur in Italien unterwegs sein kann, wird es drei internationale Routen geben. Von Italien aus sollen Paris, Split und Istanbul angefahren werden. Die Fahrten werden, je nach Route, zwischen ein und drei Tage dauern. An Bord werden die Passagier*innen unter anderem mit exquisiter Küche mit einem Fokus auf italienische Zutaten und Gerichte verwöhnt.
Die sechs Züge sollen sich leicht voneinander unterscheiden, von den 17 Waggons (den 1920er- und 1930er-Jahren stammen) sind immer jeweils zwölf für Schlafabteile reserviert. In den übrigen Waggons sind ein Restaurant, eine Küche und drei Logen untergebracht, in denen es ein Unterhaltungsprogramm geben soll. Zusätzlich ist ein Wintergarten in einem der Waggons geplant.
Morgens Trüffel suchen, abends ins Theater
Damit die Reisenden nicht nur im Zug Luxus erleben, werden tagsüber Ausflüge und Aktivitäten angeboten, bei denen man die Orte auf besondere Art entdecken kann. So sollen Reisenden etwa morgens im Piemont Trüffel suchen und abends in Mailand ins Theater gehen. Im Zentrum der Reisen dürfte Rom stehen. Hier ist ein spezielles Orient-Express-Hotel geplant, das 2024 eröffnen soll. In einem Barockpalast soll das erste einer Reihe von Hotels dieser Art untergebracht werden. Ein Teil des Bahnhofs Roma Termini soll außerdem komplett renoviert und für Gäste des Orient Expresses bereitgestellt werden, damit diese dort exklusiv empfangen werden können.
Im neuen Orient Express wird also nachhaltiger Transport mit exquisitem Service und dem Entdecken unbekannter Regionen kombiniert. Wer das nötige Kleingeld hat, könnte im Orient Express also beispiellos luxuriösen Urlaub auf Schienen machen. Wieviel die Tickets genau kosten werden, ist noch nicht bekannt. Ab 2023 soll man sie aber kaufen können.
