Mit "the female explorer" erscheint bald das erste Reisemagazin für Frauen
Für mich ist das Alleinreisen eine der schönsten Arten Urlaub zu machen und ganz selbstverständlich. Meine Recherchereisen fürs Reisevergnügen mache ich fast immer allein. Ich liebe es, neue Orte in meinem Tempo zu entdecken, nur auf mich angewiesen zu sein und dabei immer wieder meine eigenen Grenzen auszuloten. Dabei habe ich festgestellt, dass ich viel einfacher Menschen kennenlerne, wenn ich allein unterwegs bin – wodurch ich mittlerweile Freundschaften fürs Leben geschlossen habe.
Aber es gibt auch viele Frauen, die sich bisher noch nicht vorstellen konnten, allein die Welt zu entdecken, zu groß sind die Unsicherheiten und Ängste, oftmals befeuert durch Vorurteile und Horrorgeschichten. Wenn man als Frau zum ersten Mal solo reist, muss man sich nicht nur jene Fragen stellen, die alle Alleinreisenden haben – Komme ich mehrere Wochen allein nur mit mir selbst aus? Wie viel muss ich einpacken? Wie finde ich andere Gleichgesinnte? –, sondern auch solche, die ganz konkret Frauen betreffen: Wo ist es für mich sicher? Kann ich allein ausgehen? Und was ist eigentlich, wenn ich plötzlich meine Periode in der Wildnis bekomme?
Um Frauen die Angst vor dem Alleinreisen zu nehmen und inspirierende Geschichten über Soloreisende zu erzählen, hat ein Kollektiv aus Leipzig jetzt ein Crowdfunding gestartet: Sie wollen mit The Female Explorer das erste Reise- und Outdoor-Magazin für Frauen veröffentlichen. Unterstützen könnt ihr die vier Gründerinnen und ihr Vorhaben auf Startnext, wo sie sich um die erste Ausgabe des Heftes bemühen. Was genau hinter The Female Explorer steckt und wie sich das Magazin von anderen Reiseplattformen unterscheidet, habe ich Sarah Muehl, eine der Gründerinnen, gefragt.
Was macht ihr anders als alle anderen Reisemagazine vor euch?
Sarah Muehl: "Wir lieben wilde Reisegeschichten und erzählen sie in unserem Magazin ausschließlich aus der Sicht von Frauen. Auch alle Tipps und Empfehlungen sind auf die Bedürfnisse von Abenteurerinnen, Camperinnen und Solo-Reisenden ausgelegt. Dabei geht es nicht darum, andere Geschlechter auszuschließen, sondern eine Plattform für die weibliche Travel- und Outdoor-Community zu bilden. Wir denken jedoch, dass unsere Storys für alle naturbegeisterten Menschen interessant sind und freuen uns auch ein paar vermeintliche Tabuthemen wie die Periode auf Reisen anzusprechen. Ein bezeichnendes Feedback hat uns direkt am Anfang der Kampagne erreicht: 'Darauf warte ich schon seit 20 Jahren.' Und tatsächlich schreiben uns viele Frauen, dass sie sich immer gut angepasst haben, aber die Idee von einem Magazin mit dem Fokus Frau in dieser Szene schon lange erwartet haben."
Inwiefern reisen denn Frauen deiner Meinung nach anders?
"Der Unterschied liegt zum Beispiel beim Bedürfnis nach Sicherheit. Ich glaube, dass Frauen Reisen intuitiv anders planen, um sich nicht in Gefahr zu bringen. Dadurch sind sie aber keineswegs weniger abenteuerlustig. Wir haben gemerkt, dass das Thema Sicherheit sehr hohen Andrang in unserer Umfrage und auch in Gesprächen bekam. Ich habe mich selbst schon in Situationen wiedergefunden, wo ich mich fast geschämt habe, dass ich mir einen männlichen Begleiter gewünscht habe, um mich sicherer zu fühlen. Deswegen finde ich es spannend herauszufinden, wie andere Frauen auf Reisen ein gesundes Mindset für sich finden, um sich auch allein sicher zu fühlen.
Ein anderes Beispiel ist die Monatshygiene auf langen Reisen oder bei besonders sportlichen Aktivitäten. Jede, die schonmal am Strand unter dem Surfponcho oder mitten im Dschungel einen Tampon wechseln musste, kann sich hier wiederfinden. Ich finde, wir können aufhören so zu tun, als würde dieses Thema nicht existieren. Bei einer vierwöchigen Abenteuer-Reise ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass wir unsere Periode bekommen oder auch ein schwankendes Energielevel haben. Das hat nichts mit Schwäche zu tun, bedarf aber einfach eines anderen Blickes und Planung.
Was sind ganz konkret die Themen eures Magazins?
"Wir erzählen Reise- und Erfahrungsberichte von Frauen, zeigen inspirierende Naturfotografie und geben erlebte Empfehlungen aus der Community weiter. Es gibt Trips in ferne Länder, aber besonders interessiert sind wir an Europa- und Deutschlandreisen sowie Mikroabenteuer in der eigenen Region. In der ersten Ausgabe wird es voll und ganz um die Frau draußen gehen, was sie erlebt, denkt und fühlt. Da spielt das Thema Ernährung genauso eine Rolle wie nachhaltige Active Wear und Reisen mit der Familie oder eben allein."
Was war dein schönstes Ereignis auf einem Solo-Trip?
"Ich erinnere mich an einen Abend auf einer Insel im Atlantik, allein in einem Restaurant im Mondschein. In diesem Moment war ich mir genug und glücklich. Alleine zu Reisen ist eine unglaubliche Wertschätzung sich selbst gegenüber. Die Route allein zu bestimmen und einfach mal nur auf die eigenen Bedürfnisse zu achten, hat auch etwas Befreiendes. Dazu ein Lieblingszitat von Woody Allen: 'Alleine reisen ist Ferien machen mit einer Person, die dich wirklich liebt.'"
Das klingt schön. Was war im Gegenteil dein schlimmstes Ereignis?
"In einem kleinen Dorf in der dominikanischen Republik habe ich mich nicht mal getraut, allein die Straße entlang zu gehen. So sehr hatte ich mir Gefahr eingeredet und konnte einfach nicht mehr einschätzen, was real und was Einbildung ist. Solche Situationen können einem die schönsten Momente auf Reisen rauben, weil wir die Verbindung zu unserem Bauchgefühl verlieren."
Ich glaube, dass Frauen Reisen intuitiv anders planen, um sich nicht in Gefahr zu bringen. Dadurch sind sie aber keineswegs weniger abenteuerlustig.
Was gehört in das Gepäck einer jeden Solo-Reisenden?
"Das klingt vielleicht banal, doch in meinen Augen ist das Wichtigste das Smartphone und eine gut gefüllte Powerbank. Damit kann man navigieren, sich mit anderen Reisenden sowie der Heimat verbinden, Unterkünfte buchen, fotografieren und sich mit nützlichen Apps das Reisen erleichtern."
Was ist dein ultimativer Tipp für Frauen, die noch nie allein gereist sind, es jetzt aber mal probieren wollen?
"Klein zu starten. Der erste Tagesausflug allein in der eigenen Region, ein verlängertes Wochenende an einem Ort, der einem nicht allzu fremd ist, und mit diesen Erfahrungen die Dauer und Weite der Solo-Reise erhöhen. Außerdem kann ich empfehlen auf Reisen mit Freunden einfach mal einen Solo-Abend einzulegen. So kann man wunderbar ausprobieren, wie es sich anfühlt, allein an einem fremden Ort zu sein und kann die Sache schnell abbrechen, wenn es zu viel wird."