Travel Buddies – Nachhaltig übernachten mit Franziska Diallo von Good Travel
In unserem Format "Travel Buddies" erzählen uns Reiseprofis, warum sie die Welt erkunden, wie sich auf ihre Reisen vorbereiten, was im Urlaub nicht fehlen darf und was man zuhause lassen kann. Außerdem verraten sie uns ihren Geheimtipp für Europa.
Nachhaltiger Urlaub wird in Zeiten des Klimawandels immer wichtiger. Gleichzeitig wissen viele gar nicht, wo sie anfangen sollen oder wie Nachhaltigkeit auf Reisen überhaupt geht. Franziska Diallo hat zusammen mit Judith Hehl die Buchungsplattform Good Travel gegründet und zeigt schon seit einiger Zeit, wo man mit Nachhaltigkeit beginnen kann – nämlich bei der Unterkunft. Auf Good Travel könnt ihr ausschließlich nachhaltige Hotels, Bed & Breakfasts oder kleine Ferienhäuser buchen. Dabei befinden sich die Unterkünfte ausschließlich in Europa, was wir natürlich ganz besonders gut finden.
Franziska, warum reist du?
Aus Leidenschaft neue Orte zu entdecken, neue Menschen kennenzulernen uns aus dem Alltagstrott auszubrechen. Schon bei den Reisevorbereitungen breitet sich ein Glücksgefühl in mir aus, daher plane ich auch gerne schon im voraus, da ich dann die Vorfreude auf die nächste Reise voll auskosten kann. Beim Reisen fühle ich mich lebendig, komplett im Moment und genieße es, mich ungewohnten und unbekannten Situationen hinzugeben, auszukosten und zu erleben.
Erzähl uns von einer Sache, die du auf Reisen gelernt hast.
Loszulassen, spontan sein, Dinge anders zu machen als geplant… Gerade bei Reisen, z.B. nach Afrika, habe ich die Erfahrung gemacht, dass Menschen einfach ein anderes Zeitverständnis haben. “Maybe tomorrow” wurde bei uns zum geflügelten Wort, da es tatsächlich genau so ist. Vielleicht klappt’s morgen mit der Tour in die Wüste. Vielleicht kommt auch jemand in einer Stunde vorbei. Generell habe ich mir beim Reisen abgewöhnt zu warten - besser die Zeit nutzen und andere Dinge machen. Auch wenn es nur das Beobachten von Menschen, das Treiben in einer Stadt oder das Lesen eines Buchs ist.
Ich habe mir beim Reisen abgewöhnt zu warten – besser die Zeit nutzen und andere Dinge machen. Auch wenn es nur das Beobachten von Menschen, das Treiben in einer Stadt oder das Lesen eines Buchs ist.
Was war dein schönstes Reiseerlebnis bisher?
Es gibt so viele! Wahrscheinlich war es meine erste Madagaskar-Reise, als ich noch Studentin war. Dieses Land ist so anders als alles, was ich bis dahin kannte. Die Stadt, der Verkehr, die Armut, der Schmutz… und auf der anderen Seite die Fröhlichkeit und Herzlichkeit der Menschen, die paradiesische Natur, das friedliche Beisammensein. Jeden Tag gab es etwas Neues zu entdecken. Und es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich eine “Exotin” war. Mit meinen blonden Haaren und der hellen Haut stach ich komplett aus der Menge raus. Und in manchen Dörfern hatte ich fast das Gefühl, dass ich die erste Europäerin war, die die Kinder im Dorf je gesehen haben. Das war auch das Besondere an dem Land - es ist wirklich noch sehr unberührt vom internationalen Tourismus geblieben.
Ihr stellt auf Good Travel tolle nachhaltige Unterkünfte vor. Warum ist es wichtig, auch beim Hotel auf Nachhaltigkeit zu achten?
Natürlich ist uns klar, dass es mit einer nachhaltigen Unterkunft nicht getan ist. Aber es hat einen großen Einfluss, wie man sich als Urlauber vor Ort verhält. Und da spielt natürlich auch die Wahl der Unterkunft eine Rolle. Wir sprechen immer davon, dass von einer Good-Travel-Unterkunft die Region stark profitiert. Damit meinen wir, dass die Häuser bereits schonend für die Umwelt gebaut, respektive saniert wurden, dass sie sich in die Umgebung einfügen, dass nachwachsende Materialien aus der Region verwendet wurden, dass Menschen aus der Region Arbeit finden, dass Landwirte aus der Region als Lieferanten eingebunden werden und so weiter. Letztlich geht es uns bei Good Travel darum, dass die Schönheit der Umgebung so gut wie möglich erhalten bleibt und das Geld, das man als Reisender ausgibt, auch bei den Menschen vor Ort landet. Das ist bei Pauschalreisen oder großen Hotelketten so gut wie nie der Fall.
Nach welchen Kriterien wählt ihr die Unterkünfte auf Good Travel aus?
Grundsätzlich haben wir 5 Kriterien definiert und zwar folgende: Architektur (naturnahe Bauweise erleben), Umwelt (Ressource bewusst nutzen), Food (frische und regionale Bioküche geniessen), Sozial (soziales Miteinander erfahren) und Well-Being (den Alltag entschleunigen). Nach diesen Kriterien “bewerten” wir unsere Unterkünfte. Da wir aber ganz unterschiedliche Unterkünfte auf unserer Seite anbieten, können gar nicht alle unserer Kriterien von allen Häusern erfüllt werden. Bei einem Ferienhaus legen wir natürlich andere Maßstäbe an als bei einem Hotel. Wir möchten unseren Kunden vor allem Transparenz bieten, was das nachhaltige Engagement der Betreiber der jeweiligen Unterkunft beinhaltet.
Uns geht bei Good Travel darum, dass die Schönheit der Umgebung so gut wie möglich erhalten bleibt und das Geld, das man als Reisender ausgibt, auch bei den Menschen vor Ort landet. Das ist bei Pauschalreisen oder großen Hotelketten so gut wie nie der Fall.
Alles klar, in welcher Unterkunft sollten wir also mal unbedingt übernachten?
Im Briol: Das Briol steht ziemlich exemplarisch für das, was wir auf Good Travel anbieten möchten. Authentisch, familiengeführt in 4. Generation, mit viel Charme und selbstverständlich gelebter, unangestrengter Nachhaltigkeit im gesamten Tun.
Und was ist dein persönlicher Lieblingsort in Europa?
Ich liebe die Ecke um Cahors in Frankreich. Cahors ist die Hauptstadt des Departements Lots im Südwesten Frankreichs. Eine wunderschöne Gegend, in die sich nur selten die Massen verirren. Viele charmante, mittelalterliche Dörfer, tolle Märkte, eine wunderschöne Landschaft, die an die Toskana erinnert. Besonders im Juni, wenn die Sonnenblumenfelder blühen, ist es einfach wunderschön dort.
Wie bereitest du dich auf deine Reisen vor? Recherchierst du viel oder lässt du dich treiben?
Grundsätzlich lasse ich mich bei Reisen gerne treiben. Ein wenig Recherche im voraus ist manchmal schon notwendig, gerade wenn man plant irgendwohin zu fahren, wo man noch nie war. Da möchte ich dann vorab schon wissen, welche Ecke was zu bieten hat. Aber ich vermeide es, alles genau durchzuplanen oder auch zu viel im Vorhinein zu recherchieren. Da ich es schön finde, wenn man von einem neuen Ort auch noch überrascht wird. Was ich allerdings schon mache, ist, dass ich mich in meinem Freundeskreis erkundige, ob jemand das Reiseziel besonders gut kennt. Manchmal ist es schon hilfreich, ein paar gute Restaurant-Tipps oder besondere Badebuchten oder Ähnliches zu kennen.
Wie sieht ein normaler Urlaubstag bei dir aus?
Ganz wichtig: ohne Wecker aufstehen. Dann erstmal Kaffee trinken und mit der Familie überlegen, was man unternehmen möchte. Manchmal entscheiden wir dann auch einen Pooltag einzulegen, also uns gar nicht groß vom Fleck zu bewegen. Oder aber wir machen einen Ausflug und erkunden irgendetwas. Ich liebe es, lokale Märkte zu besuchen oder in kleinen Städtchen zu bummeln und ähnliches. Je nachdem, wo wir sind beziehungsweise was für einen Urlaub wir machen, ist das natürlich auch ganz unterschiedlich. Städtereisen sind sicherlich um einiges aktiver gestaltet als ein Strandurlaub.
Du packst deinen Koffer... Was darf nicht fehlen?
Bücher, Bücher, Bücher… Ohne Lektüre gibt es für mich keinen Urlaub.
Und was lässt du Zuhause?
Meinen Schminkbeutel. Im Urlaub bin ich normalerweise immer ohne Make-Up unterwegs.
Zu guter Letzt: Wer inspiriert dich gerade?
Meine Schwiegermutter. Sie reist gerade mit ihrem 82-jährigen Ehemann für vier Wochen nach Nordindien und hat die gesamte Tour unabhängig von irgendwelchen Reiseanbietern geplant. Mit Satellitentelefon, Malariamedikamenten, eigenen Strohhalmen und diversen anderen Notfalltools ausgestattet, reisen die beiden quer durch Rajasthan inklusive Übernachtung in der Wüste. Sich auf so eine Reise einzulassen und das in dem Alter finde ich toll!