Travel Buddies – Die Welt durch die Kamera von Julia Nimke
In unserem Format "Travel Buddies" erzählen uns Reiseprofis, warum sie die Welt erkunden, wie sich auf ihre Reisen vorbereiten, was im Urlaub nicht fehlen darf und was man zuhause lassen kann. Außerdem verraten sie uns ihren Geheimtipp für Europa.
Wenn ich die Bilder der Fotografin Julia Nimke anschaue, dann stellt sich bei mir unweigerlich Ruhe ein. Das ist nicht oft der Fall, wenn ich Bilder von Reisejournalist*innen und -blogger*innen betrachte. Oft wird darauf wild durch die Gegend gesprungen, oder die Farb- und Motivwahl ist laut und bunt. So atemberaubend ich Drohnenfotos finde, so unwirklich erscheinen sie mir aber auch. Und von den irren (im guten Sinne) Tieraufnahmen von Naturfotograf*innen will ich erst gar nicht erst anfangen – so nah werde ich einem Wal wahrscheinlich nie kommen...
Die Fotos von Julia Nimke jedoch vermitteln mir das Gefühl, dass ich genau in diesem Moment auch dabei bin. Viellicht liegt es an der Farb- und Motivwahl – gedeckte Farben, viel Schatten, viel Natur und Nahaufnahmen. Vielleicht kommt es aber auch daher, dass Julia gern langsam unterwegs ist. Sei es durch Europa mit ihrem Camper oder mit dem Rucksack durch Vietnam. Julia jettet nicht von einem Ort zum anderen, sondern nimmt ihre Umgebung durch ihre Kamera noch viel genauer wahr. Ein Projekt, das mich besonders fasziniert hat, findet ihr unter dem Titel "Folk Tales" auf ihrer Website. Dafür war Julia in Europa unterwegs und ist an die Orte gereist, an denen sich die Menschen heute noch Sagen und Jahrhunderte alte Geschichten erzählen. So ist ein intimes Porträt der Orte entstanden, die eng mit diesen Sagen verknüpft sind.
Wer Julia folgen möchte, kann das auf Instagram oder ihrer Website tun.
Julia, warum reist du?
Weil es mich lebendig fühlen lässt. Und weil es tollerweise Teil meines Berufs als Fotografin ist.
Du bist Teil des Fotografinnenkollektivs Bell Collective. Warum müssen sich Frauen gegenüber Männern in der Fotobranche behaupten?
In welchem Bereich unserer Gesellschaft müssen wir das nicht?
Was bedeutet Fotografieren dann für dich?
Es ist Mittel zum Ausdruck. Mit der Fotografie halte ich fest, wie ich die Welt sehe und worin Schönheit. Dass das mein Beruf ist, macht mich sehr glücklich.
Was ist denn dein absolutes Lieblingsbild von dir?
Jenes hier. Entstanden auf einer Floßtour auf dem Schwielochsee in Brandenburg im vergangenen Sommer. Ich war im Auftrag für den Tourismusverband des Bundeslandes fotografisch tätig und hatte eine wunderbare Zeit mit Freunden. Ich mag das Gefühl von Sommer, warmer Luft und das weiche Abendlicht.
Du bist mit deiner Kamera auf der ganzen Welt unterwegs. Erzähl uns von einer Sache, die du auf Reisen gelernt hast.
Das man wirklich sehr wenig braucht. Meine letzte Reise durch Vietnam habe ich mit Handgepäck gemacht und habe in dem knappen Monat rein gar nichts vermisst.
Okay, du reist gern leicht. Was darf auf Reisen trotzdem nicht fehlen?
Gute Musik. Vorbeiziehende Landschaften beim Fahren und der dazu passende Song sind alles, was es braucht.
Und was kann man zuhause lassen?
Bücher. So gern ich lese, so selten mache ich es auf Reisen. Am Ende eines Reisetages ist mein Kopf so voller neuer Eindrücke, dass ich nicht aufnahmefähig bin für weitere Informationen.
Wie bereitest du dich auf deine Reisen vor? Recherchierst du viel oder lässt du dich treiben?
Ich recherchiere gern. Es weckt die Vorfreude und gibt eine grobe Struktur für die Reise. Ich liebe es, mir auf Google Maps Sattelitenbilder der Gegenden anzusehen, in die ich fahre und potentielle Schlafplätze zu finden für meinen Camper. Jedoch vermeide ich zu viele explizite Bilder zu sehen, die ich machen möchte. Ich persönlich finde, dass ein Teil des Zaubers verloren geht, wenn wir schon allzu viele Fotos eines zu bereisenden Ortes gesehen haben.
Ich persönlich finde, dass ein Teil des Zaubers verloren geht, wenn wir schon allzu viele Fotos eines zu bereisenden Ortes gesehen haben.Julia Nimke Twittern
Wie sieht ein normaler Reisetag bei dir aus?
Viele meiner Reisen mache ich mit meinem ausgebauten Sprinter. Da beginnt der Morgen meist mit dem Sonnenaufgang. Ich passe mich auf Reisen dem Rhythmus der Natur an und mag den Beginn eines neuen Tages. Es folgt der Kaffee am Morgen und die Überlegung, wo es an dem Tag hingehen soll. Das ist das Maximum an Struktur an einem Reisetag – der Reiz liegt vor allem darin, dass es kein „normal“ gibt beim Reisen.
Was war dein schönstes Reiseerlebnis bisher?
Da gibt es nicht das eine. Es wäre unfair gegenüber all den Momenten, die ich erlebt habe, das eine herauszupicken. Meine Highlights sind aber auf jeden Fall: Polarlichter sehen auf den Lofoten; Polarfuchs begegnen in Island; bei - 17 Grad in den Dolomiten campen; in Mazedonien mit dem Auto stecken bleiben und von den Dorfbewohnern mit einem Tracker herausgezogen werden; quer durch die Staaten reisen.
Du hast schon viele europäische Länder genannt. Welchen Ort in Europa müssen wir unbedingt gesehen haben?
Das ist schwer, denn jedes Land ist auf seine Weise schön und einzigartig. Ich liebe Albanien und Rumänien sehr. Allgemein die Balkangegend besticht durch ihre Ursprünglichkeit und beeindruckende Natur.
Reisen & Nachhaltigkeit: Was ist dein ultimativer Tipp?
Mehr Ausflüge in die nahe Umgebung des Wohnortes zu machen. Ich bin gebürtige Brandenburgerin und liebe die Wälder- und Seenlandschaft Brandenburgs. Ob mit dem Rad oder zu Fuß oder auf dem Floß – allzu schnell übersehen wir die unmittelbar vor uns liegende Schönheit der Natur.
Zu guter Letzt: Wer inspiriert dich gerade?
Fotograf Justin Chung, Schauspieler Lars Eidinger und der Song Costello Ave von TRAILS.
Ob mit dem Rad oder zu Fuß oder auf dem Floß – allzu schnell übersehen wir die unmittelbar vor uns liegende Schönheit der Natur.Julia Nimke Twittern