Waldbrände in Europa: Was du zu Brandgefahr im Urlaub wissen solltest

© Marcus Kauffman | Unsplash

Zelten im Hochsommer oder einfach Urlaub am von Pinien umrahmten Strand in Griechenland, Spanien oder Portugal? Ein riskantes Unterfangen, bei dem man die Waldbrandgefahr immer im Hinterkopf behalten und die Augen offen halten sollte. Allein 2022 brannte in Europa eine Fläche dreimal so groß wie Luxemburg – so viel wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen. Und 2023 könnte es noch schlimmer werden: Gerade lesen wir wieder von Katastrophenmeldungen in Europa, zuletzt von der griechischen Urlaubsinsel Rhodos, wo mehr als 20.000 Einwohner*innen und Tourist*innen aus Wohnungen, Häusern und Hotels evakuiert werden mussten. 

Waldbrände werden uns in der Urlaubsplanung immer häufiger beschäftigen. Was das genau bedeutet, wie Brände entstehen und wie wir uns im Ernstfall verhalten sollen, erklärt uns Pierre Ibisch. Er ist Professor für Naturschutz an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde und wurde für sein Engagement für den Schutz des Waldes zuletzt mit der NABU-Waldmedaille ausgezeichnet.

Herr Ibisch, welche Faktoren beeinflussen Waldbrandgefahr?

Pierre Ibisch: "Die Kombination von ausgeprägter Dürre mit niedriger Luftfeuchtigkeit sowie extrem hohen Temperaturen ist gefährlich, weil durch die Luft dann potenzielles Brennmaterial ausgetrocknet wird, dass sich durch fahrlässige oder gar mutwillige Brandstiftung entzündet. Neben dem Vorherrschen von ‘Feuerwetter’ bestimmt der Zustand der Wälder seine Brennbarkeit. In einigen Regionen der Erde gehört Feuer zum natürlichen Geschehen, aber die Klimakrise und die Forstwirtschaft haben das Feuerrisiko kräftig angeheizt. Besonders leicht und heftig brennen Plantagen mit bestimmten Baumarten wie Nadelbäume oder Eukalyptus. Die Bäume enthalten ätherische Öle, die die Brennbarkeit von Blättern, Borken und der Streu am Boden erhöhen. In diesen Plantagen ist oft auch die Entstehung eines feuchteren Unterwuchses gehemmt, die einfache Struktur der Forsten fördert zudem die schnelle Ausbreitung des Feuers."

© Charlott Tornow

Wie und wo kann ich mich über Waldbrandgefahr informieren und auf dem Laufenden bleiben?

Pierre Ibisch: "Es gibt eine ganze Reihe von internationalen Portalen, die weltweit Auskunft geben. Auf der EU-Webseite von COPERNICUS bekommt man mit interaktiven Karten eine schnelle Orientierung über aktuelles Feuerrisiko und die aktiven Feuer des letzten Tages, der letzten sieben Tage oder in ausgewählten Zeiträumen. Auch von der NASA und der deutschen DLR, dem deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, gibt es Informationsangebote mit weltweiten Karten."

Über Waldbrandgefahr in welchem Radius meines Urlaubsortes sollte ich mich informieren? 

Pierre Ibisch: "Das hängt vom Urlaubsort ab. In einem Hochrisikogebiet zur Hauptwaldbrandzeit lohnt ein Blick auf ein Satellitenbild, etwa mit Google Maps. Sind die touristischen Anlagen direkt im Wald gelegen, wie sieht es wohl mit potentiellen Fluchtwegen und Straßen aus? Da sollte man schon einen Radius von mehreren Kilometern betrachten."

Wie sollte ich mich im Sommer im Wald verhalten?

Pierre Ibisch: "Es sollte selbstverständlich sein, dass im Wald kein offenes Feuer gemacht oder geraucht wird. Das scheint allerdings vielen immer noch nicht klar genug zu sein. Fahrzeuge sollten an heißen Tagen nicht auf Flächen mit trockenem Gras geparkt werden."

Madeira, Vereda do Fanal
© Björn Wisnewski

Und wie verhalte ich mich, wenn es ernst wird und ein Waldbrand entsteht?

Pierre Ibisch: "Bei einem kleinen Brand, wenn es nicht gefährlich erscheint, sollte man zunächst das Löschen versuchen. Ansonsten schnell den Notruf wählen. Waldbrände können sich vor allem bei Wind sehr schnell ausbreiten. Gefahren drohen wegen der Hitze, aber auch vom Rauch und der giftigen Gase. Es ist unbedingt Abstand zu halten, man sollte sichere Orte aufsuchen und sich gegen die Windrichtung vom Feuer entfernen. Im Zweifel sollte man sich in vegetationsfreien Bereichen wie Stränden aufhalten. In Häusern die Fenster und Türen schließen."

Wie kann ich Urlaube künftig planen, um Waldbrände zu umgehen? 

Pierre Ibisch: "Ich würde vor allem in Gebieten, in denen es immer mal wieder brennt, Feuerkarten im Internet und Satellitenbilder anschauen. In Hochrisikogebiete sollte man eher nicht im Hochsommer reisen, die Tage mit Feuerwetter werden allerdings immer zahlreicher, und die Waldbrandzeit wird leider immer länger. Die genaue Lage der Unterkunft und die Entfernung zu gefährdeten Wäldern sind relevant. In vielen Fällen kann eine Nachfrage beim Anbieter oder Veranstalter angemessen sein, um zu erfahren, wie mit dem Feuerrisiko umgegangen wird: Hat es schon Brände in der Nähe gegeben, gibt es einen Risikoplan, wie sieht es mit der Feuerlöschausstattung aus? Es wird sicherlich immer wichtiger, dass Veranstalter sehr bewusst und proaktiv mit diesem Thema umgehen."

Wird Camping im Sommerurlaub in Südeuropa in Zukunft noch möglich sein? 

Pierre Ibisch: "In Gegenden mit Kiefern- oder Eukalyptusplantagen im südlichen Mittelmeerraum ist die Gefahr sehr groß, und sie wird in den nächsten Jahren noch weiter zunehmen. Campingplätze inmitten solcher ausgedehnter Forsten würde ich im Hochsommer meiden. In der Klimakrise nehmen durch Hitze, Dürre und Brandgefahr die Risiken für Leib und Leben zu. Allein die Extremtemperaturen gefährden die Tourismusindustrie in Südeuropa."

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