Wie ist es eigentlich, als Bergwanderführer zu arbeiten?

© Anthea Schaap

In unserer Reihe „Wie ist es eigentlich…?“ stellen wir die Tourismusbranche aus einer anderen Perspektive vor. Wir schauen hinter die Kulissen und begleiten Menschen bei ihrer Arbeit. Wie sieht der Alltag von Fernbusfahrern aus, wie hält sich ein Liftwart warm und was machen Security-Kontrolleure am Flughafen eigentlich den ganzen Tag?

Die Wandertruppe beginnt zu strahlen, als Christian Pichler den Dorfplatz von Bad Hofgastein betritt. Er trägt hohe Wanderschuhe, kurze Lederhosen und einen zünftigen Filzhut, an dem ein Arrangement aus Trockenblumen und Federn befestigt ist. Genau so, wie sich wohl jede*r Österreich-Tourist*in eine*n Bergwanderführer*in vorstellt. Wir stehen am Treffpunkt von Wanderbares Gastein, für die Christian – je nach Saison – drei bis fünf Wanderungen pro Woche durch das Gasteinertal anbietet.

"Die Gäste müssen nur zum ersten Termin motiviert werden, danach kommen sie sowieso wieder", sagt Christian überzeugt. Er scheint Recht zu haben, außer mir kennen alle Teilnehmenden den Österreicher und können es kaum erwarten, wieder mit ihm die Berge zu erklimmen.

In den Bergen zuhause

Christian wirkt, als hätte er nie etwas anderes gemacht, aber der Schein trügt. Über 20 Jahre war er als Betriebsleiter in einer Wäscherei tätig. 2011 schlug das Schicksal zu und er wurde mit über 40 Jahren erst Skilehrer, dann Wanderführer. "Das Beste, das mir hätte passieren können", sagt er heute.

Aber in den Bergen des Gasteinertals war er trotzdem schon immer zu Hause. Bereits mit fünf Jahren hat sein Vater ihn mitgenommen, um Mineralien zu sammeln. Die Gegend ist aufgrund von geologischen Besonderheiten perfekt, um seltene Steine wie Bergkristalle zu finden. Schon als kleines Kind war er stundenlang auf den Beinen, daher ist es heute auch kein Problem für ihn, 16 Stunden am Tag zu wandern. “Wandern ist für mich bewegte Meditation”, sagt Chistian.

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Wandern ist für mich bewegte Meditation.

Als er 2015 die Anfrage von Wanderbares Gastein bekam, hätte es nicht besser passen können. Sieben Bergwanderhotels, mit denen er schon in seiner Zeit bei der Wäscherei zusammengearbeitet hat, haben ihn beauftragt, für ihre Gäste Wanderungen anzubieten. Es ist denkbar einfach: Das Programm wird wöchentlich ausgegeben und liegt in den Hotels aus, eine Anmeldung am Vorabend reicht und die Ausflüge sind für die Gäste kostenlos. Dabei hatte Christian von Anfang an sehr freie Hand in der Gestaltung der Wanderungen.

Eine gelungene Wanderung bedeutet viel Vorbereitung

Mitten auf dem Weg bleibt Christian stehen, bückt sich, pflückt eine zarte lilafarbene Blume und steckt sie genüsslich in den Mund. "Taubnesseln", proklamiert er, "köstlich und großartig, um den Körper zu entgiften." Was wie eine spontane Eingebung wirkt, ist tatsächlich Kalkül. Einige langsamere Mitwander*innen sind zurückgefallen, also legt Christian eine kleine Taubnessel-Pause ein, um die Gruppe wieder zusammenzuführen.

Auch sonst hat Christian so einige gute Wander-Tipps parat: "Wenn du merkst, dass du eine Blase bekommst, Schuhe ausziehen und barfuß weiter wandern. Sowieso niemals deine Füße vor der Tour waschen oder frische Socken anziehen. Das beste Mittel gegen einen Sonnenstich ist so ein Filzhut wie meiner – der ist nämlich nicht nur ein Erkennungsmerkmal."

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Die Kunst ist, dass jeder nach einer Wanderung sagt: Das war aber schön!

"Jede Wanderung muss flexibel in ihrer Gestaltung sein", erklärt er. "Du musst immer Rücksicht auf die Gäste nehmen, ihre Bedürfnisse spüren und darauf eingehen. Das Ziel jeder meiner Wanderungen ist, dass danach alle sagen, wie schön es war." Dafür hat er sich überlegt, was ihn auszeichnet, was ihn von anderen Bergwanderführern unterscheidet. So geht es mit ihm nicht einfach nur hoch zur Alm: Er ist auf der Spur der Mineralien unterwegs, läuft entlang der Ursprünge der berühmten Gasteiner Thermalquellen, singt in Kirchen und erklärt die heilende Wirkung der heimischen Flora. Denn eine seiner Hauptmotivationen als Wanderführer ist es, die Gäste wieder mit der Natur zu verbinden, die er hier im Gasteinertal so liebt.

Der Gasteiner Wanderer

Darum hat er sich seine Bergwanderführer-Persona zurechtgelegt. Mit seiner Lederhose und seinem Filzhut ist er Der Gasteiner Wanderer und jeder erkennt ihn sofort. Dabei plant er seine Wanderungen immer so, dass er andere Einheimische unterstützt, die vom Gastgewerbe leben: die Einkehr in der Alm, das Bier am Gasteiner Wasserfall oder der Besuch der Bergdestillerie. Er möchte den Gästen das echte Leben im Gasteinertal zeigen, ihnen die Traditionen, Bräuche und auch die Produkte der Region näherbringen. "Denn es gibt in dieser globalisierten Welt nicht mehr viele Orte, an denen Regionalität so spürbar ist wie hier bei uns", sagt er mit einem Lächeln, bei dem sein ganzes Gesicht zu strahlen scheint.

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Wanderungen mit Dem Gasteiner Wanderer in Zusammenarbeit mit Wanderbares Gastein finden im Sommer fünf, in den anderen Jahreszeiten drei Mal die Woche statt. Startpunkt ist das Hotel Panorama in Bad Hofgastein. Das Programm wird wochenaktuell herausgegeben und liegt in den Bergwanderhotels in Bad Gastein aus. Kontakt und Aktuelle Infos findest du hier.

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