Mikroabenteuer – Biathlon lernen beim Schnupperkurs in Lenzerheide

© Anthea Schaap

Biathlon ist ein Sport, den ich bisher nur vom Fernsehbildschirm meines Ziehvaters bei den Olympischen Winterspielen kannte. Menschen, die recht hektisch mit Skiern an den Beinen und Stöcken in den Händen Hügel hoch und wieder runter hetzen, bevor sie sich auf den Boden schmeißen, um auf Scheiben zu schießen. Irgendwie habe ich den Sport nie verstanden, weshalb es umso witziger ist, dass ich heute an einem Biathlon-Schnupperkurs teilnehme. Ich bin ziemlich aufgeregt, insbesondere da ich es tatsächlich geschafft habe, mit beinahe 35 Jahren kein einziges Mal mit Wintersport in Berührung gekommen zu sein – ich habe echt noch nie auf Skiern gestanden. Dagegen kann ich mich fast als "routinierte" Schützin bezeichnen, immerhin habe ich schon zweimal mit einem Luftgewehr geschossen.

Mein Biathlon-Schnupperkurs

Ich bin in der Roland Arena in der Schweizer Lenzerheide und besuche einen Biathlon-Schnupperkurs, bei dem ich und meine Mitstreiter*innen das Schießen mit einem Kleinkalibergewehr und den Ablauf des Biathlons erlernen. Biathlon kommt aus dem Griechischen und bedeutet Zweifach-Kampf. Das Zusammenspiel von Langlauf als Ausdauersport, der eine hohe Belastung an das Herz-Kreislauf-System stellt, und Sportschießen als Präzisionssport, bei dem du vor allem Konzentration und Ruhe brauchst, ist eine der größten Herausforderungen des Biathlons.

Biathlon, Lenzerheide, Sport, Sportart, Wintersport, Schweiz
© Anthea Schaap

Am Schießstand

Mit Schusswaffen haben wir in Deutschland eher selten Kontakt und meiner Meinung nach ist das gut so – ich stehe Waffen prinzipiell immer erst einmal kritisch gegenüber. Geschossen wird ja selten aus purer Freunde, sondern auf Etwas, meistens ein lebendes Ziel. Auch Biathlon war ursprünglich eine Jagd- und später eine Militärsportart. Das sind so meine Gedanken, während ich Franco lausche, als er uns das Gewehr und das Schießen erklärt. Dann lege ich mich zur ersten Runde auf die Matte und erlebe eine große Überraschung: Ich finde Schießen ganz wunderbar.

Von allen Sportarten, die ich bisher versucht habe, erinnert es mich am meisten an Yoga. Beim Schießen sind dein Puls und deine Atmung das Wichtigste: Ist dein Puls zu schnell, zitterst du und kannst das Ziel nicht im Fokus behalten, ist er zu langsam wird dein Brustkorb von den einzelnen Herzschlägen zu ruckartig bewegt und du wirst dein Ziel verfehlen. Franco erklärt den perfekten Atemrhythmus so: "Einatmen – eins, zwei, drei; Ausatmen – eins, zwei – Schuss – drei; die nächste Scheibe ins Ziel nehmen." Ich bin absolut ruhig, alles außerhalb meines Zielkorns habe ich ausgeblendet. Dieses Level von Konzentration erreiche ich beim Meditieren quasi nie.

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Auf den Langlaufski

Damit wir auch im Schnupperkurs erleben können, welchen Einfluss der Puls auf die Schießleistung hat, geht es nach der Einführung am Gewehr ab in die Stadionrunde: Wir wollen 450 Meter Distanz fahren – da es mein erstes Mal auf Skiern ist, muss ich glücklicherweise nur eine Runde von 150 Metern absolvieren. Aber das reicht voll und ganz: Schnaufend und schwitzend komme ich am Schießstand an und versuche, mich irgendwie mit diesen unpraktischen Langlaufskiern an den Füßen auf den Boden zu legen – eine der unelegantesten Vorführungen, die ich jemals gegeben habe. Zum Glück gibt mir unser Biathlon-Lehrer Franco überzeugend das Gefühl, dass ich nicht die Erste bin, die damit Probleme hat.

Einatmen, ausatmen: daneben! Ich besinne mich meiner Yoga-Atemübungen, versuche meinen Puls zu beruhigen, nehme mir die Zeit, die ich brauche und treffe. Welch ein Erfolgserlebnis! Beim Schießen im Liegen haben die Zielscheiben einen Durchmesser von nur 4,5 Zentimetern, was bei der Entfernung von 50 Metern im Visier gerade so groß wie mein Daumennagel wirkt. Bei stehendem Schießen ist das Ziel 11,5 Zentimeter groß, aber dafür bewegt sich der Körper so stark, dass es unmöglich ist, das Ziel im Fokus zu behalten. "Reaktionsschießen" nennt Franco das – du musst abdrücken, sobald die Scheibe in deinem Korn vorbeikommt.

© Anthea Schaap

Biathlon als Urlaubs-Wintersport?

Ich bin mit vielen Bedenken in die Roland Arena gekommen und sie alle wurden ausgeräumt. Die Arena ist die größte der Schweiz, ein Leistungssportzentrum für Biathlon und andere Sportarten, zukünftiger WM-Austragungsort und die Betreiber*innen haben es sich in den Kopf gesetzt, Biathlon für alle zugänglich zu machen. Und auch als totale Skianfängerin hatte ich richtig viel Spaß, obwohl ich mit einem Langlaufkurs vorher wahrscheinlich noch mehr rausgeholt hätte. Schießen als Sport ist völlig anders, als ich erwartet habe, und das Gefühl, alle fünf Scheiben getroffen zu haben, ist glorios. Meine Mitteilnehmer*innen und ich haben alle mit einem Grinsen im Gesicht das Stadion verlassen und ich denke schon darüber nach, wann ich das nächste Mal an einen Schießstand kommen kann. Wer hätte das gedacht!

Biathlon, Lenzerheide, Sport, Sportart, Wintersport, Schweiz
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Alle Infos zu den Biathon-Kursen

Am Biathlon-Schnupperkurs können alle Menschen ab 16 Jahren teilnehmen. Wenn du als Familie im Urlaub bist, könnt ihr gemeinsam einen zweistündigen Familienkurs besuchen oder die Kinder alleine beim Langlauf und Biathlon Kids Camp anmelden. Wenn du nach deinen ersten Versuchen Lust auf mehr bekommen hast, gibt es in der Arena die Möglichkeit, eine dreiteilige Ausbildung zum*r Biathleth*in zu absolvieren, entweder im Camp oder bei drei Einzelterminen. Nach dem erfolgreichen Abschluss hast du dann die Möglichkeit, dir jederzeit ein Gewehr leihen zu können und selbstständig in der Arena zu trainieren.

Roland Areana, Voia da, Alp Bual 1, 7083 Lantsch/Lenz, Schweiz | Biathlon-Schnupperkurs 99 Schweizer Franken pro Person, Familienkurs für drei Personen 165 Schweizer Franken, Wochenendkurs dreiteilige Ausbildung 771 Schweizer Franken pro Person | Zur Website

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