Raus aus dem Arbeitsalltag – So wichtig und schön ist Bildungsurlaub

© Milena Magerl

"Du weißt wirklich, wie man Urlaub macht" ist ein Satz, den ich öfter mal zu hören bekomme – und das liegt nicht nur daran, dass ich jobbedingt oft mit Insidertipps im Gepäck anreise. Denn immer wieder höre ich von Freund*innen, dass es ihnen gar nicht so leicht fällt, zu Beginn des Urlaubs richtig abzuschalten. Erst nach ein paar Tagen lösen sich ihre Nackenverspannungen und dann ist endlich auch die alte Tapete, deren Wechsel sie so ersehnt haben, wirklich vergessen.

Mir ging das noch nie so, spätestens auf der Autobahnauffahrt hat sich bei mir der "On-Vacation-Mode" eingestellt und ich kann diese wunderbare Mischung aus gelassener Entspannung und fast schon übermütiger Vorfreude verspüren. Energiegeladen und voll neuer Kräfte geht es dann zurück nach Hause, wo ich noch einige Wochen von dem tiefenentspannten Urlaubsgefühl zehre, bevor es sich wieder im Alltag verflüchtigt und in Routinen verliert.

Vergangene Woche bin ich jedoch in einen ganz besonderen Urlaub aufgebrochen, der ziemlich sicher eine nachhaltige positive Wirkung auf mich haben wird. Wo sich dieser wohltuende Kraftort befindet, willst du jetzt sicher wissen, oder? Wer nun an entspanntes Meeresrauschen auf Mallorca oder ausgelassene Aperitivo-Nächte in bella Italia denkt, irrt – Reiseführer und Sonnenbrille habe ich diesmal nämlich Zuhause gelassen.

Shiatsu, Bildungsurlaub Erfahrungsbericht
© Milena Magerl

Gönn dir Bildungsurlaub

Stattdessen ging es gar nicht so weit weg, denn genau genommen bin ich für meine Auszeit nicht verreist. Mein Urlaubsziel war das Europäische Shiatsu Institut Berlin, in dem ich meinen Bildungsurlaub verbracht habe. Eins gleich vorneweg – gönn dir diese Chance! Ich hoffe wirklich, dass dich diese Zeilen bestärken, am besten gleich noch in diesem oder allerspätestens im nächsten Jahr einen Bildungsurlaub zu planen – denn so kompliziert ist das gar nicht!

Wusstest du, dass gerade einmal zwei Prozent der Arbeitnehmer*innen diese wunderbare Chance nutzen? Dabei hat jede*r Angestellte sogar einen gesetzlichen Anspruch auf Bildungsurlaub. In einem Arbeitsjahr stehen dir fünf Tage Bildungsurlaub zu, die du entweder gleich alle auf einmal oder gesplittet nehmen kannst. Und es gibt noch mehr good news, denn du musst dafür nicht einmal deine Urlaubstage aufbrauchen. Die Weiterbildung wird nämlich als Sonderurlaub angerechnet. Und ich setze noch einen drauf, denn wer seinen Bildungsurlaub aus dem letzten Jahr nicht genutzt hat, kann die Tage anrechnen lassen und im Folgejahr sogar zehn Tage der persönlichen Weiterbildung widmen. Alles, was du noch so über Bildungsurlaub wissen musst, verraten wir dir in diesem Artikel.

Nimm dir Zeit für dich

Ich habe mich für einen Shiatsu-Kurs entschieden, den ich über die Website von Bildungsurlauber.de gefunden habe. Shiatsu heißt übersetzt "Fingerdruck" und ist eine Energiebehandlung des Körpers, deren Ursprung in der Traditionellen Chinesischen Medizin sowie in den japanischen Gesundheitslehren liegt und die Selbstheilung deines Körpers aktivieren soll. Das klingt erst einmal ein wenig spirituell, doch du kannst dir eine Shiatsu-Session ein bisschen wie eine Massage vorstellen – auch wenn es viel mehr als das ist! Dabei werden bestimmter Druckpunkte aktiviert und der Sympathikus fährt runter, was wiederum eine ausgleichende und beruhigende Wirkung auf Atmung und Muskeltonus hat.

Shiatsu, Bildungsurlaub Erfahrungsbericht
© Milena Magerl

Sehr passend, finde ich, denn mehr Entspannung im Alltag können wir wohl alle gut gebrauchen. Außerdem hat sicher jede*r von uns schon einmal gespürt, welchen Einfluss die Energie, oder weniger spirituell ausgedrückt, die Stimmung auf das Zusammenleben oder -arbeiten im Büro haben kann. Vielleicht ist dir ja auch schon aufgefallen, dass es manchmal nicht so leicht ist, Arbeitsstress nach Feierabend einfach loszulassen oder sich während der Zeit im Büro von Alltagssorgen abzugrenzen?

About to zen out...

Ich düse also eine Woche lang jeden Morgen nach Berlin-Weißensee ans Europäische Shiatsu Institut, wo ich von der Shiatsu-Lehrerin Kathrin Schröder herzlich empfangen werde, die bereits seit über 20 Jahren praktiziert. Wir sind eine reine Frauengruppe, was mich nicht weiter verwundert, auch wenn Kathrin und ihre Assistentin Enke schwören, dass das eigentlich eher ungewöhnlich ist.

Jeden Tag beginnen wir mit einer Meditation und einigen Übungen, um in Ruhe anzukommen, uns in Achtsamkeit zu üben, uns selbst besser wahrzunehmen und unseren Fokus auf das Hier und Jetzt, also den Raum, in dem wir praktizieren zu richten. Im Laufe der Woche zeigen uns die beiden Shiatsu-Expertinnen immer wieder neue Techniken, die wir sogleich auch an unseren neuen Kursfreundinnen austesten, denn während der Energiearbeit baut sich sehr schnell Vertrauen auf.

Shiatsu, Bildungsurlaub Erfahrungsbericht
© Milena Magerl

Shiatsu fördert die Achtsamkeit sich selbst und anderen Menschen gegenüber und die energetische Körperarbeit ist nicht nur physisch, sondern auch mental eine Herausforderung. Denn während der Praxis lerne ich nicht nur mein Gegenüber, sondern auch mich selbst besser kennen und kann eine verstärkte Körperwahrnehmung spüren. Immer wieder hinterfragen wir unsere eigenen Grenzen: Bin ich gerade entspannt oder aufgeregt? Kann ich Spannung im Körper wahrnehmen und wie kann ich diese lösen? Was brauche ich gerade? Was fühlt sich gut und was fühlt sich weniger gut an?

Obwohl ich seit über 15 Jahren Yoga praktiziere und auch ungewöhnliche Asanas gewohnt bin, lerne ich schon jetzt meinen Körper auf eine neue Art kennen, kann Muskelgruppen spüren, die ich sonst eher selten benutze – und das fühlt sich sehr gut an! Anders als im Erholungsurlaub fällt es mir am Anfang gar nicht so leicht, meine Aufmerksamkeit auf den Kurs zu richten, denn im Hintergrund toben immer noch To-Do-Listen in meinem Kopf herum. Doch am Ende der Woche nehme ich eine innere Ruhe wahr, die ich sehr zu schätzen weiß.

Erweitere deinen Horizont und genieße Urlaubsvibes

Diese Erfahrung hat mir deutlich gezeigt, dass Bildungsurlaub ein super wichtiges Tool ist, um sich selbst etwas Gutes zu tun und mehr für die eigene mentale und körperliche Gesundheit zu sorgen – oder zumindest den Impuls zu geben. Es tut extrem gut, aus den täglichen Routinen rauszukommen, den Körper mal anders als sonst zu bewegen und unterschiedliche Menschen aus verschiedenen Berufsfeldern kennenzulernen, denen man vielleicht sonst nicht begegnen würde.

Während dieser Auszeit zeigt sich ganz deutlich, dass es nicht nur darum geht, die eigenen Skills zu erweitern oder sich beruflich weiterzuentwickeln. Man könnte fast behaupten, dass das nur willkommene Nebeneffekte sind – auch wenn sich positives Feedback nach der Abschlussprüfung natürlich super anfühlt und das Selbstvertrauen pusht.

Shiatsu, Bildungsurlaub Erfahrungsbericht
© Milena Magerl

Es gibt natürlich noch mehr Aktivitäten, die du während deines Bildungsurlaubs ausprobieren kannst. So kann dir ein Paragliding-Kurs zum Beispiel dabei helfen, Ängste zu überwinden; während eines Coaching-Trainings kannst du deine Stärken entdecken. Oder du verlängerst sozusagen deinen Erholungsurlaub und startest vorab mit einem Sprachkurs, um mehr über dein Reiseland zu erfahren. Natürlich kannst du dich auch echten Hard-Skills widmen, endlich mal Adobe verstehen oder deine kreative Seite in einem Foto- oder Malkurs ausleben.

Egal, für was du dich entscheidest, ich glaube, ich greife nicht zu hoch, wenn ich dir verspreche, dass du die Woche mit einem großen Lerneffekt fürs Leben beenden wirst! Wenn du es nun kaum erwarten kannst, bekommst du in unserem Interview mit Lara Körber, der Gründerin von Bildungsurlauber.de, noch mehr tolle Tipps.

Urlaub mal anders!

Umweltschutz im Urlaub
Wir sehen es als unsere Pflicht, auch auf Reisen auf einen nachhaltigen Konsum zu achten und eine verantwortungsvolle und umweltbewusste Form des Tourismus zu leben. Wir stellen dir grüne Aktionen vor, an denen du selbst teilnehmen und aktiv unsere Umwelt schützen kannst.
Weiterlesen
Volunteering auf dem Bauernhof
Da arbeiten, wo andere Urlaub machen. Wir sind in die Schweiz gereist, doch statt alpine Berge zu besteigen und entspannt in Seen zu schwimmen, haben wir diesmal richtig mit angepackt und als Freiwillige auf einem Bauernhof gearbeitet.
Weiterlesen
Zurück zur Startseite