Camping in Apulien – Tipps für deine Reise durch den Süden Italiens

© Charlott Tornow

Ich habe den Sitz nach hinten gekurbelt, meine Beine liegen ausgestreckt auf der Ablage und auf meine nackten Füße fällt durch die Frontscheibe das Sonnenlicht. Wir haben gerade die Brenner Autobahn verlassen und sind auf die Autostrada Adriatica gefahren. Allein der Name klingt nach Sommer: Autostrada Adriatica – da macht das Autofahren doch gleich viel mehr Laune. Während auf Spotify gerade unsere Italien-Playlist läuft, werfe ich den Blick abwechselnd nach draußen auf die von Olivenbäumen gesäumte Landschaft und das Navi, um zu schauen, wie weit wir schon gekommen sind. Auf der Autobahn durchqueren wir von Norden nach Süden jede Menge italienische Regionen – Emilia-Romagna, Marche, Abruzzo, Molise. Kurz nach Termoli, nach 1600 Kilometern und 17 Stunden Fahrt, zeigt uns ein schnödes Schild auf der Autobahn an, dass wir endlich an unserem Ziel angekommen sind: Puglia.

Italien ist eines der Sehnsuchtsländer der Deutschen schlechthin und auch ich verliebe mich mit jedem Besuch ein bisschen mehr in die abwechslungsreiche, wunderschöne Landschaft zwischen spitzen, hohen Berggipfeln im Norden und azurblauen Küsten im Süden und in den entspannten Lebensstil, der dem deutsche "Schaffe schaffe" im starken Kontrast gegenüber steht. Die italienische Küche ist eh eine meiner liebsten, aber auch die beste Pizza Berlins übertrifft nicht eine einfache, frisch zubereitete Pasta in einem kleinen ur-italienischen Bistro. Während Regionen wie Südtirol und die Toskana oder Städte wie Venedig oder Rom allseits bekannt und beliebte Touristenmagneten sind, ist Apulien dagegen noch immer ein kleiner Geheimtipp: Hier reihen sich kleine, romantische Dörfer wie Polignano a Mare, Monopoli, San Foca oder Otranto an der zum Teil steilen Küste aneinander; das Wasser schimmert in den schönsten Türkis- und Blautönen und Olivenbäume breiten sich wie ein grüner Teppich über die gesamte Region aus.

Ich war im Oktober mit dem Camper in Apulien, eine perfekte Reisezeit, wie sich herausstellte, denn dann ist es immer noch spätsommerlich warm, um einerseits in aller Ruhe baden, andererseits entspannt in den Städten flanieren zu gehen. Auf was du bei deinem eigenen Camping-Trip in den Süden Italiens achten musst, erfährst hier. In diesem Artikel geht es vor allem um Camping-Tipps für Apulien. Alle Infos zu meinen liebsten Orten in Apulien wie dem Gargano Nationalpark, süßen Orten wie Alberobello und Peschici, aber auch schönen Stränden wie der Baia Calanella und der Spiaggia du Vignanotica findest du in meinen Tipps für Apulien.

Unterwegs mit dem Ford Nugget

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Als ich 2019 mit dem Camper durch Bosnien und Herzegowina gefahren bin, habe ich mich in das entspannte, unabhängige Unterwegssein und die stetige Nähe zur Natur verliebt, von der alle Camping-Begeisterten immer schwärmen. Damals bin ich mit einem recht großen Wohnwagen von Deutschland in den Balkan gefahren, der zwar geräumig war, aber für meinen Geschmack viel zu groß und behäbig. Auf meinem Trip durch Apulien konnte ich dieses Mal ein Auto testen, das ich schon lange im Blick hatte: den Ford Nugget Plus. Wer es komfortabel und nicht allzu reduziert mag, der ist mit dem Ford Nugget sehr gut beraten. Der Camper hat ein integriertes Hochdach und ist mit 5,34 Meter Länge noch immer kompakt und wendig genug, um bei einem Ausflug in die Stadt schnell einen Parkplatz zu finden oder auf den zum Teil engen Straßen in Italien auch mal am Seitenstreifen zu parken. Durch das integrierte Hochdach hat der Ford Nugget eine Höhe von 2,80 Meter, sodass man entspannt stehen und verregnete Tage auch einfach mal im Auto verbringen kann, ohne Beklemmungen zu bekommen. Tatsächlich ein wichtiger Punkt für mich.

Ansonsten ist der Camper perfekt und ohne viel Schnickschnack ausgestattet: Im hinteren Teil des Wagens befindet sich die Küche mit einer recht großen Arbeitsfläche, einem kleinen Kühlschrank darunter und einem Gasherd. Darüber und darunter befindet sich genug Stauraum, um Lebensmittel für eine ganze Woche unterzubringen. Es gibt sogar eine kleine Toilette, auf die ich verzichten konnte, aber die Außendusche ist ziemlich praktisch für eine Erfrischung zwischendurch – gerade wenn man ein Bad in der salzigen Adria genommen hat. Ein großer Fan bin ich mittlerweile von dem integrierten Hochdach, das man bei Bedarf einfach auf- und zuklappen kann. Wer mit mehr als zwei Personen unterwegs ist, kann zusätzlich die Rückbank aufklappen. Dort befindet sich auch ein Tisch, den man easy verlängern kann. Das einzige Manko: Im Gegensatz zum kleineren Ford Nugget mit Aufstelldach kann man die Sitze der Fahrerkabine des Ford Nugget Plus nicht umdrehen, um auf ihnen zusätzlich am Tisch zu sitzen. Gerade wenn man mit mehr als zwei Personen in dem Camper unterwegs ist, gibt es dadurch nicht genug Platz am Tisch.

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Mit dem Camper durch Apulien – Darauf musst du achten

Da ich noch nie mit dem Camper in Italien unterwegs war, war ich mir zu Beginn meines Apulien-Trips nicht sicher, wie gut der Süden für einen Camping-Urlaub geeignet ist. "Ein paar Campingplätze wird es schon geben", dachte ich. Ich war dann aber doch überrascht, wie gut die Camping-Infrastruktur in Apulien ist und möchte dir zur Vorbereitung deines eigenen Trips ein paar Tipps geben.

Reisezeit

Die Camping-Saison geht in Apulien von April bis Ende Oktober beziehungsweise Anfang November. Sowohl im Frühjahr als auch im Spätsommer ist es mit bis zu 25 Grad schon beziehungsweise noch angenehm war, sodass du im Meer baden gehen kannst und im Camper nachts nicht frieren musst. Beide Jahreszeiten sind dann auch perfekt für einen Camping-Trip, denn im Hochsommer, vor allem im Juli und August, wenn die Temperaturen über 30 Grad klettern, wimmelt es in Apulien nur so von Touristen, die wie Sardinen am Strand liegen und die schönen Spots, die ich Herbst für mich allein hatte, bevölkern.

Wildcampen

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Einerseits ist Wildcampen in Italien grundsätzlich verboten. Vor allem in der Hauptsaison wird an den bekannten und beliebten Spots stark kontrolliert und Geldbußen erhoben, wenn man erwischt wird. Andererseits sind die Reglungen Sache der Kommunen und es kann sein, dass das Parken abseits eines ausgewiesenen Campingplatzes erlaubt ist.

In Apulien gibt es zahlreiche Campingplätze, an denen man mit viel Komfort und toller Aussicht stehen kann (mehr dazu weiter unten). Daneben gibt es zahlreiche ausgewiesene Parkplätze („area di sosta“, „area comunale di sosta campeggistica“) , an denen du bis zu fünf Tage stehen darfst. Wenn dort die Mindestanforderungen an Hygiene, Sicherheit und Umweltschutz nicht erfüllt sind, wenn es also beispielsweise keine öffentlichen Waschräume gibt, dürfen auf diesen Parkplätzen nur Fahrzeuge stehen, die über „unabhängige Hygienedienste“ verfügen – zum Beispiel Camper mit eigenem WC, eigener Küche oder Dusche.

Gerade an der Küste im Süden Apuliens gibt es viele Halteverbotsschilder für Camper; zudem kontrolliert die Polizei hier auch noch in der Nebensaison. Wer an nicht ausgewiesen Park- oder Campingplätzen halten will, muss die Genehmigung der Behörden einholen. Alternativ kannst du auch immer bei Privatpersonen nach einem Stellplatz fragen – die Italiener sind sehr offen, freundlich und hilfsbereit.

Maut

Auf den italienischen Autobahnen wird eine Maut fällig, die sich nach der zurückgelegten Strecke berechnet. Wenn du von Deutschland über die Brenner Autobahn und die Autostrada Adriatica bis nach Apulien fährst, legst du nicht nur einige Hunderte Kilometer zurück, sondern musst auch ordentlich blechen: nämlich fast 100 Euro. Du kannst die Autobahn auch umgehen und auf Landstraßen fahren, wenn du aber schnell an dein Ziel kommen willst, ist diese Alternative nicht empfehlenswert.

Straßen

Zwar sind die italienischen Autobahnen nicht mit den deutschen zu vergleichen, aber wenn man sich einige Straßen im Landesinneren anschaut, versteht man, warum auf den Autobahnen Maut fällig wird. Zwar sind eigentlich alle Straßen sehr gut ausgebaut, aber es gibt dennoch hin und wieder Abschnitte, auf denen du Schlaglöcher oder vom Wurzelwerk der Bäume aufgerissenen Straßenbelag umfahren musst. Alles in allem musst du dir darum aber keine Sorgen machen.

Die besten Orte zum Campen in Apulien

Da ich nur zwei Wochen mit dem Camper in Apulien unterwegs war, habe ich natürlich nicht jeden einzelnen Campingplatz getestet. Aber ich möchte dir an dieser Stelle die schönsten auf meiner Reise vorstellen. Die Preise für eine Nacht variieren je nach Saison, aber plane ungefähr 10 bis 20 Euro ein.

Campeggio Villaggio Baia Calenella im Gargano Nationalpark

Wenn du von Norden nach Apulien fährst und als erstes im Gargano Nationalpark Halt machst, ist der Campeggio Villaggio Baia Calenella sowas wie die erste Anlaufstelle für Camper. Ich habe zu Anfang und ganz am Ende, bevor es wieder zurück nach Deutschland ging, hier übernachtet, weil der Campingplatz einfach der schönste der ganzen Reise war. Circa 200 Meter von der Hauptstraße entfernt liegt der Campingplatz mit Blick auf endlose Olivenhaine in einer kleinen ruhigen Bucht, in der man jeden Abend Wahnsinnssonnenuntergänge beobachten kann. Wer Glück hat, steht mit dem Camper direkt am Meer, aber auch die anderen Stellplätze, die zwischen Olivenbäumen auf einem großen Wiesengrundstück liegen, sind schön und idyllisch. Auf dem Campingplatz erwartet dich zwar nicht viel Luxus, aber viel Charme: Es gibt eine kleine unüberdachte Waschstation mit zwei Waschbecken und Wasseranschluss; direkt am Strand befinden sich zwei Toiletten sowie Warm- und Kaltwasserduschen, für die man allerdings bezahlen muss. Außerdem gibt es einen Stromanschluss. Die Anlage ist top gepflegt und perfekt für Menschen, die zwar gern ein bisschen Komfort in Form von sanitären Anlagen haben, aber trotzdem mitten in der Natur campen wollen.

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Apulien, Italien
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Mattinata Camping

Auch im Gargano Nationalpark, allerdings auf der anderen Seite, befindet sich in der unscheinbaren Stadt Mattinata ein kleiner Campingplatz, der von einem alten, süßen Ehepaar betrieben wird, das sich auch bei fast voller Belegung darum bemüht, einen schönen Stellplatz für dich zu finden. Mattinata Camping liegt in der Nähe des wunderschönen Steinstrandes Spiaggia di Vignanotica, ist perfekt für die Durchreise  und mit den nötigen Sanitäranlagen sowie Strom- und Wasseranschluss ausgestattet. Ich empfehle dir, am Abend in die kleine Bar zu gehen, die sich links vom Campingplatz befindet, einen Aperol Spritz zu trinken und den Sonnenuntergang über der Bucht zu bestaunen.

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Apulien, Italien, Gargano Mattinata
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Alberobello Camping Bosco Selva

Alberobello ist bekannt für seine Trulli-Häuser und eigentlich will man bei einem Besuch der Stadt viel lieber in den alten Steinhäusern übernachten. Wer dennoch nicht den Camper gegen eine kleine Behausung tauschen will, der sollte den Campingplatz Camping Bosco Selva, der nur circa zehn Autominuten von Alberobello entfernt ist, aufsuchen. Das Schöne an dem Ort ist, dass er in einem der wenigen kleinen Wäldchen der ganzen Region zu finden ist, sodass du mit deinem Camper hier unter alten Pinien und Laubbäumen stehen kannst. Abends fällt die Sonne durch die Bäume und noch dazu gibt es keine festen Stellplätze, sodass du dir den schönsten Platz aussuchen kannst. Der Campingplatz ist überdies gut ausgestattet: Es gibt nach Geschlechtern getrennte Sanitäranlagen, eine Abwaschstation, Waschmaschinen sowie eine Entsorgungsstelle für Grauwasser.

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Parkplätze kurz vor San Foca

Im Süden Apuliens zwischen San Foca und Otranto, da wo die Küste steil ins azurblaue Wasser fällt, tummeln sich zahlreiche Campingbegeisterte. San Foca beispielsweise ist ein beliebter Badeort in der Region Salento, der im Spätsommer fast wie ausgestorben wirkt, aber immer noch genügend Tagestouristen und Einheimische anlockt. Hier gibt es zahlreiche tolle Strände, bekannte Touristenmagneten wie den Cave of Poetry und unentdeckte Kleinode – wer hier direkt an der Küste stehen will, muss lange suchen, denn zahlreiche Schilder weisen darauf hin, dass man das eben nicht darf. Ich habe kurz vor dem Ortseingang einen großen wilden Parkplatz gefunden, von dem aus viele Tagesausflügler Spaziergänge entlang der Küste machen. Im Herbst war der Parkplatz nicht mehr bewacht und auch ein Polizeiauto schien sich nicht groß an unserer Anwesenheit zu stören. Hier zu stehen und mit dem Sonnenaufgang aufzuwachen war definitiv eines meiner Highlights.

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Casa Vacanza Gli Oleandri

Einer schönsten Strände an der Adria-Küste im Süden Apuliens ist die Baia dei Turchi kurz vor Otranto. Die Bucht mit ihrem feinen Sandstrand erreichst du nur über einen Wanderweg, der durch einen verwunschenen Kiefernwald mit knorrigen Bäumen und Büschen führt und dadurch noch idyllischer wirkt. Kurz bevor die Straße in einen Parkplatz und in den Wanderweg mündet, befindet sich die Casa Vacanza Gli Oleandri. Das Anwesen mit mehreren Ferienwohnungen, einem tollen Außenpool und einem großen Campingplatz, der von Olivenbäumen umrahmt ist, wird von einer herzlichen italienischen Familie betrieben, die sich fürsorglich um alles kümmert. Der Campingplatz ist von April bis Oktober geöffnet.

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Bei Agriturismos anrufen 

In Apulien gibt es viele Agriturismos, kleine Bauernhöfe und Landgüter, die nachhaltige Landwirtschaft mit Tourismus verbinden und im Landesinneren zum Teil sehr schöne Unterkünfte inmitten weiter Olivenhaine anbieten. Wer keine Lust hat, auf einem großen Campingplatz zu stehen oder wem das Wildcampen nicht sicher genug ist, der ist gut beraten, nach einem Agriturismo in der Nähe zu suchen und direkt vor Ort nach einem Platz für die Nacht zu fragen. Gerade in der Nebensaison haben die Agriturismos oft keine Übernachtungsgäste mehr, sodass dich die Betreiber gegen eine kleine Gebühr auf ihrem Anwesen stehen lassen. Ich habe beispielsweise in der Nähe von Polignano a Mare bei einer sehr netten Familie übernachtet, die uns sogar die Nutzung des Bads im Ferienhaus angeboten hat. Die Italiener sind alle sehr herzlich, zuvorkommend und hilfsbereit und machen dadurch deinen Camping-Trip in Apulien noch schöner.

Viel Spaß in Apulien!

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