Den Haag – 11 Tipps für die unterschätzte Stadt in den Niederlanden

Shoppen im Stadtzentrum von Den Haag geht an wenigen Orten so schön und stilvoll wie an der Prinsestraat. Hier reihen sich Kunstgalerien an kleine Boutiquen, kreative Einrichtungsgeschäfte und Cafés, große Modehäuser suchst du glücklicherweise vergebens. Außerdem wimmelt es hier vor Delikatessenläden, die Lust auf ein Picknick im Schlossgarten machen, der an die Prinsestraat anschließt.

Schon, wenn du den Innenhof betrittst, in dem sich das Boutique-Hotel The Collector befindet, wirst du verzaubert. Denn mitten im Stadtzentrum von Den Haag geht es zwischen einem Springbrunnen und Cafés auf einmal ganz ruhig und entspannt zu. Aber auch von innen kann sich The Collector sehen lassen: Die Zimmer sind individuell und ziemlich freaky gestaltet, im Hotel findest du verschiedene architektonische Stilrichtungen und jede Menge Kunst. In der kunstvoll gestalteten Lobby gibt es kostenloses Obst und ganz viel Süßes und vor der Tür stehen für Gäste Fahrräder bereit.

Kulinarisch merkt man den Einfluss der ehemaligen Kolonie Indonesien überall in den Niederlanden. Eines der besten indonesischen Restaurants im ganzen Land ist Garuda. In gehobener Atmosphäre kannst du hier indonesische Klassiker auf moderne Weise interpretiert essen. Bestellen kannst du die Gerichte entweder einzeln oder als indonesische Rijsttafel zu zweit. Entscheidest du dich für das asiatische Festmahl, müssen die Kellner*innen an deinem Tisch Tetris spielen, um all die verschiedenen Schälchen mit indonesischen Leckereien auf deinem Tisch unterzubringen.

Schon verrückt, dass die Schlange, um die “Mona Lisa” im Pariser Louvre aus nächster Nähe zu sehen, manchmal bis in den nächsten Raum reicht – und man das “Mädchen mit dem Perlenohring” ganz für sich hat. Das Mauritshuis bezeichnet sich selbst nicht ohne Grund als das schönste Museum Den Haags und stellt bedeutende Werke niederländischer Künstler*innen aus – darunter eben auch das Meisterwerk von Vermeer und „Der Distelfink“ von Fabritius.

Wir geben ja zu: Ein bisschen schmunzeln mussten wir schon über den Namen des langgezogenen, schmalen Platzes in Den Haag. Abgesehen von der ulkigen Bezeichnung gibt es hier aber noch mehr Außergewöhnliches zu sehen: Im Sommer werden in Zusammenarbeit mit der Galerie Pulchri Skulpturen ausgestellt, jeden Donnerstag gibt es einen Kunst- und Antiquitätenmarkt und am dritten Dienstag im September fahren sogar der König und die Königin der Niederlanden mit einer gläsernen Kutsche über den Platz. Auch abgesehen vom Trubel kann man unter den Linden gut entspannen und die schicken Häuser an beiden Seiten bewundern.

Scheveningen ist Kult, denn der kilometerlange Sandstrand des Vororts ist nur eine kurze Straßenbahnfahrt vom Zentrum Den Haags entfernt. Die Architektur im Zentrum von Scheveningen ist allerdings gewöhnungsbedürftig: verwirrend: Neben dem imposanten Strandhotel Kurhaus, das genauso gut ein Palast sein könnte, reihen sich Beton-Klötze. Der Pier davor ist trotzdem einen Besuch wert, denn hier kannst du dich in den karibischen Bars in die Ferne träumen oder dich mit einer der Surfschulen aufs Surfbrett schwingen. Denn tatsächlich gilt Scheveningen als der beste Surfspot der Niederlande. Nur das Untergeschoss des Piers solltest du mit seinen schäbigen Spiel-Bars meiden. Geduld lohnt sich in Scheveningen: Wanderst du vom Pier etwa vier Kilometer nach Süden, landest du am entspannten Zuiderstrand, der bei Tourist*innen weitgehend unbekannt ist.

Bei einem Spaziergang durch den Haag kann es dir passieren, dass du aus dem Nichts vor einem großen Tor stehst, das auf den ersten Blick so gar nicht holländisch aussieht. Dahinter befindet sich Chinatown, wo du dich für ein paar Straßenzüge nach Asien katapultieren lassen kannst. Hier gibt es unzählige asiatische Restaurants, Supermärkte und, besonders hübsch, rote Laternen. Früher war übrigens genau hier das jüdische Viertel der Stadt. Nachdem es nach dem Zweiten Weltkrieg verlassen und heruntergekommen war, siedelten sich immer mehr Chines*innen an und verwandelten es mit ihren kleinen Restaurants und Geschäften schließlich in Chinatown.

Richtig guter Kaffee gemacht von absoluten Bike-Nerds? Eine Kombination, die in den Niederlanden natürlich auf Gegenliebe stößt. Bei Lola Bikes & Coffee kannst du dir Specialty Coffee schmecken lassen und dich im integrierten Shop für deine nächste Fahrradtour ausstatten. Bist du sowieso schon mit dem Fahrrad unterwegs, kannst du es hier auch reparieren lassen, außerdem organisiert das Café mehrmals wöchentlich Fahrradtouren. Jeden Samstag und Sonntag wird ab 9 Uhr für 80 bis 130 Kilometer in die Pedale getreten, Montag und Mittwoch wird für 40 Kilometer ab 19 Uhr in den Feierabend geradelt.

Im Zeeheldenkwartier ist immer was los: Sei es auf den geselligen Plätzen Anna Paulownaplein und Prins Hendrikplein oder auf den Einkaufsstraßen Piet Heinstraat und Prins Hendrikstraat. Das Viertel ist bekannt für sein vielfältiges kulinarisches Angebot und die schicken Wohnhäuser. Außerdem findet auf den Straßen beinahe jede Woche irgendeine Veranstaltung statt, am bekanntesten ist das mehrtägige “Zeeheldenfestival” jeden Sommer. Benannt wurden die Straßen und Plätze übrigens nach Seefahrern, was angesichts der Blutspur, die sie während der Kolonialisierung hinterließen, in Den Haag kritisch diskutiert wird.

Wenn du mit Den Haag eine Sache verbindest, dann ist es vermutlich der internationale Gerichtshof, in dem nach internationalem Völkerrecht Kriegsverbrecher*innen geahndet und Konflikte zwischen Staaten gelöst werden sollen. Beheimatet ist die Institution im beeindruckenden Friedenspalast, der 1913 im Stil der Neorenaissance erbaut wurde. Was die wenigsten wissen: Man kann den Palast im Rahmen einer Führung besichtigen. Das ist immer am Wochenende nach Voranmeldung möglich. Mittwoch bis Sonntag kannst du in der kostenlosen Ausstellung beim Besucher*innenzentrum trotzdem einen Einblick in die Arbeit der Richter*innen bekommen.

Ein Kunstausflug, für den es sich lohnt, das Stadtzentrum zu verlassen, führt dich zum Voorlinden Museum, das sich ruhig gelegen auf einem Landgut im Vorort Wassenaar befindet. Hier wird moderne Kunst ausgestellt, die der umfangreichen Privatsammlung von Joop von Caldenborgh entstammt. Auch an sich ist das Museum mit seiner modernen Architektur schon kunstvoll designt und fügt sich schön in die Landschaft ein. Im Anschluss an deinen Besuch kannst du von hier aus aufbrechen und über die Wiesen in Richtung der nahen Dünenlandschaft wandern.