Eingecheckt – Industriecharme trifft auf Design im Meisterzimmer Leipzig
In unserer Serie Eingecheckt stellen wir dir schöne und nachhaltige Unterkünfte in ganz Europa vor: hippe Design-Hotels, gemütliche Ferienhäuser für Familien, abgeschiedene Berghütten, schicke und ausgefallene Lodges oder hübsche Glamping-Domizile. Hier ist für jeden Urlaubstypen etwas dabei. Hast du auch in einer Unterkunft übernachtet, die wir unbedingt mal vorstellen sollen? Dann schreib uns an kontakt@reisevergnuegen.com.
Wenn man auf dem Spinnerei-Gelände im Leipziger Westen auf die Suche nach den Meisterzimmern geht, dann beschleicht einen schon mal das Gefühl, hier komplett falsch zu sein. Irgendwo zwischen all den riesigen backsteinernen Industriegebäuden aus der Gründerzeit steht das Haus 18, in dem sich die ausgefallenen Ferienwohnungen befinden sollen. Der Code zum Schlüsselfach funktioniert schon mal und auch die Meisterzimmer 1 bis 4 sind ausgeschildert. Aber es dauert noch ein paar Momente, bis man zwischen schmucklosen, grün gestrichenen Betonwänden und beschmierten Türen, an denen Kunstprojektüberbleibsel lehnen, die Eingangstüren ausgemacht hat.
Übernachten im Meisterzimmer Leipzig
Kein Portier, keine Rezeption, kein Begrüßungsdrink – dafür jede Menge echter Industrieflair. Das macht den Charme der Meisterzimmer aus, die von Manfred Mühlhaupt und Jana Gunstheimer entworfen wurden. Anfang des 20. Jahrhunderts war die Baumwollspinnerei die größte ihrer Art Europas, eine richtige Fabrikstadt mit Produktionsgebäuden, Wohnungen für die Arbeiter*innen und Kindergärten. Baumwolle wurde hier an 240.000 Spindeln verarbeitet, noch bis 1989 arbeiteten in der Spinnerei 4.000 Menschen.
Leer standen die Gebäude danach aber nie. Schnell siedelten sich hier Künstler*innen und Handwerker*innen an, die günstigen Platz zum Wohnen und Arbeiten suchten und das Gelände zu einem der spannendsten und größten Kreativorte Deutschlands machten. Die Meisterzimmer waren übrigens die ehemaligen Werkstätten der Spinnereimeister, versehen mit hohen Decken und großen Glasfronten, durch die das Licht wunderbar fällt. Und in dem Meisterzimmer mit der Nummer 1 befand sich seit 1994 das Atelier von Mühlhaupt und drei weiteren Künstler-Freund*innen.
So sind die Meisterzimmer heute "ein Kunstprojekt zum Übernachten", wie es auf der Website heißt. Kein Zimmer gleicht dem anderen, die Möbel stammen noch aus Spinnereizeiten, vieles wurde selbst gebaut und auf die Bedürfnisse einer Ferienwohnung angepasst. Das Meisterzimmer 1 ist dabei das größte: Auf 116 Quadratmetern bietet das riesige Loft sechs Personen Platz. Das Alleinstellungsmerkmal ist die Waschbeckenreihe, die an die ehemalige Funktion als Damenwaschraum erinnert. Wer allein oder zu zweit unterwegs ist, kann zum Beispiel im Meisterzimmer 4 einchecken, das mit 42 Quadratmetern zwar wesentlich kleiner, aber dafür gemütlicher ist.
Nachhaltigkeit im Meisterzimmer Leipzig
In den Ferienwohnungen kann man bei seinem Aufenthalt ständig was Neues entdecken. Die meisten Einrichtungsgegenstände wie Spiegel, Radios oder Küchenutensilien stammen noch aus DDR-Zeiten, ebenso ein Großteil der Möbel. Für Spezialanfertigungen haben Mühlhaupt und Gunstheimer mit lokalen Handwerker*innen zusammengearbeitet. So sind die Meisterzimmer über mehrere Jahre quasi organisch gewachsen.
Ein weiterer ökologischer Vorteil ist die massive und nachhaltige Bauweise der Spinnerei-Gebäude, in denen eine Temperatur von 23 Grad gehalten werden musste, damit das Garn geschmeidig blieb. Das über einen Meter dicke Ziegelmauerwerk, die Kastenfenster, die Korkdämmung sowie die mit Schnittlauch bewachsenen Dächer sorgen so noch immer für eine natürliche Isolierung. Wem es dennoch vor allem im Winter zu kalt ist, kann natürlich auch die Heizung aufdrehen.
Alle Infos zum Meisterzimmer Leipzig
Wer sollte hier Urlaub machen: Pärchen, Familien und Freundesgruppen finden in den vier unterschiedlich großen Meisterzimmern gleichermaßen Platz. Du solltest Lust haben auf ein alternatives Viertel, das etwas weiter vom Stadtzentrum entfernt ist.
Das solltest du unbedingt einpacken: ein bisschen Kleingeld für die Minibar, die mit Kaffee, Tee, Wein, Schokolade und Brezeln ausgestattet ist.
Weitere Highlights in der Gegend: Die Meisterzimmer befinden sich auf dem Gelände der Baumwollspinnerei, auf dem es viel zu entdecken gibt. Ob du dich nun an Kunst in einer der 14 Galerien satt siehst, eine Vorstellung im LuRu-Kino oder im Lofft-Theater besuchst, Designer*innen bei der Arbeit über die Schulter schaust oder in der Mule Bäckerei deinen Hunger stillst – hier wird dir garantiert nicht langweilig.
Meisterzimmer | Spinnereistraße 7, 04179 Leipzig, Deutschland | ab 110 Euro pro Nacht für zwei Gäste | Zur Website