Das kannst du tun, wenn dein Flug verschoben wird

© Anthea Schaap

Während meines letzten Urlaubs ist ziemlich viel schief gegangen, sodass mein Freund und ich kurzfristig unsere Destination geändert und spontan teure, neue Flüge gebucht haben – in der festen Überzeugung, den Urlaub zum Positiven gewandt zu haben. Bis zwei Tage vor Abflug die Mail kam, dass unser Flug um mehr als 24 Stunden nach hinten verschoben wurde. Auf einmal hat sich der Himmel über Berlin noch grauer angefühlt und alle Vorfreude auf den neuen Anlauf für den Urlaub war verflogen. Die Unterkunft war natürlich schon bezahlt, zudem haben wir 1,5 Urlaubstage verloren – so eine kurzfristige Verschiebung des Abflugdatums ist nicht nur ein absoluter Stimmungskiller, sondern frisst auch einiges an Budget. Das zumindest dachte ich, bis ich erfahren habe, wie ich die Urlaubskasse wieder auffüllen kann, wenn ein Flug verschoben wird.

Wann steht mir eine Entschädigung zu? 

Als Erstes ist es wichtig zu klären, ab wann eine Flugverspätung als „schlimm genug“ gilt, um Ansprüche geltend zu machen. Nach der EU-Fluggastrechteverordnung macht es ab einer Ankunftsverspätung von drei Stunden Sinn, sich um eine Entschädigung bemühen. Wenn du weniger als sieben Tage vor dem Abflugdatum über eine Flugänderung informiert wirst, hast du ein Recht auf Entschädigung. Das gilt nicht nur für den Fall, dass dein Flug später als geplant am Zielort ankommt, sondern auch dann, wenn du mehr als eine Stunde früher als geplant landest.

Selbst, wenn du sieben bis 14 Tage vor deinem Flug darüber informiert wirst, dass du entweder mehr als zwei Stunden früher oder mindestens vier Stunden später als geplant am Zielort ankommst, steht dir eine Entschädigung zu. Erfährst du früher als zwei Wochen vor Abflug von einer Änderung der Flugzeiten, lässt sich leider nichts machen und du hast keinen Anspruch auf Entschädigung.

Nacht am Flughafen_Milena Magerl
© Milena Magerl

Mit wie viel Geld kann ich rechnen? 

Wie viel Geld du von der Fluglinie zurückbekommst, hängt nicht nur vom Zeitpunkt der Änderung ab, sondern auch von der Länge des Fluges. Bei einem Flug von bis zu 1.500 Kilometern stehen dir 250 Euro Entschädigung zu. Eine solche Länge hat etwa ein Flug von Hamburg nach Barcelona. Wichtig ist hierbei, dass die Entfernung der Luftlinie als Maßstab gilt, nicht jene der tatsächlichen Flugroute. Liegen dein Ankunfts- und Abflugsort innerhalb der EU um mehr als 1.500 Kilometer voneinander entfernt, stehen dir 400 Euro zu. Diese Summe kannst du auch dann einfordern, wenn dein Urlaubsort außerhalb der EU und zwischen 1.500 und 3.500 Kilometer vom Abflughafen entfernt liegt. Bei Flügen, die eine Distanz von mehr als 3.500 Kilometern zurücklegen, steht dir eine Entschädigung von 600 Euro zu.

Wie bekomme ich meine Entschädigung von der Fluglinie? 

Dazu solltest du zuerst die Fluglinie anschreiben und deine Entschädigung einfordern. Das klingt zu einfach, um wahr zu sein – ist es in den meisten Fällen auch. Juristisch ist es aber wichtig, dass du diesen Schritt gehst und der Fluggesellschaft eine Frist von vier Wochen setzt. Wenn diese Frist verstrichen und du noch kein Geld auf dem Konto hast, lohnt es sich, einen Anwalt oder der Hilfe von Portale wie flug-verspaetet.de, flightright oder fairplane zu nehmen, die einen Teil der Entschädigung einbehalten. Du kannst aber mit Hilfe des ADAC-Formulars selbst noch etwas weiterbohren. Das Formular ist einfach zu verstehen und so kannst du die gesamte Entschädigung behalten.

Lass dich nicht abwimmeln, wenn dich Fluggesellschaften in Warteschlangen abschieben, erst nach Monaten antworten oder selbst dann nur auf „außergewöhnliche Umstände“ hinweisen. Obwohl das übliche Maschen sind, ist es in den meisten Fällen nicht der Fall; du hast also rechtlich immer noch Anspruch auf die Entschädigung. Möchtest du Nerven und Zeit sparen, kannst du auch dann noch auf Fluggastrechtsportale umsteigen.

Was muss ich beachten, um eine Entschädigung zu bekommen?

Wenn es dir wie mir geht und du die Ohnmacht, wenn bei Flügen etwas schiefgeht, gar nicht ausstehen kannst und am liebsten sofort selbst etwas dagegen tun willst, dann gibt es ein paar kleine Dinge, um du dich schon am Gate kümmern kannst. Du kannst etwa in deinem E-Mail-Postfach nach der Buchungsbestätigung suchen, auch die Bordkarte ist ein wichtiges Dokument, das du aufbewahren solltest. Sollten durch Taxifahrten oder eine Unterkunft weitere Kosten aufkommen, lohnt es sich auch hier, die Belege aufzuheben und auch Mahlzeiten können mit Beleg zurückerstattet werden. Falls du schon am Flughafen bist, solltest du dir die Flugverspätung schriftlich von einem/einer Mitarbeiter*in bestätigen lassen. Im besten Fall notieren sie auch den Grund dafür. Über die nächsten Stunden solltest du immer wieder auf die Uhr schauen und genau dokumentieren, wann was geschieht – bis du am Zielort aus dem Flieger steigst.

Falls jetzt Erinnerungen an längst verstrichene Flüge hochkommen und du dich ärgerst, warum du das alles noch nicht vorher gewusst hast: Du kannst auch Entschädigungen für Flüge anfordern, die bis zu drei Jahre zurückliegen. Außerdem gilt dein Anspruch mindestens bis zum Ende des Jahres. Du kannst also bis 31. Dezember 2023 Entschädigungsansprüche für einen Flug geltend machen, der im Januar 2020 verschoben wurde.

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