Nachhaltige Flüge – 11 Tipps, wie du umweltbewusster reisen kannst

© Anthea Schaap

Du hast die Überschrift gelesen und willst freudig die nächsten drei Urlaube in weit entfernte Länder buchen? Dann muss ich dir leider sagen: So etwas wie nachhaltige Flüge wird es in näherer Zukunft nicht geben. Solange es keine Alternativen für herkömmliches Kerosin gibt, ist Fliegen noch immer die umweltbelastendste Art, sich fortzubewegen. Aber es gibt ein paar Möglichkeiten, wie du deinen CO2-Fußabdruck auch auf einer Flugreise minimieren kannst und in diesem Artikel verrate ich dir, wie.

1. Informiere dich, welche Auswirkungen Flüge auf die Umwelt haben

Wenn du bisher noch überhaupt keine Ahnung hast, welche Auswirkung Fliegen auf die Umwelt hat, dann empfehle ich dir, diesen Artikel zu lesen. Darin erklären wir dir, wie klimaschädlich verschiedene Transportmittel im Allgemeinen und vor allem das Flugzeug im Speziellen sind. Nicht nur der CO2-Ausstoß ist dabei zu beachten, sondern auch Faktoren wie Leerflüge, Reifenabrieb, Infrastruktur und Auslastung. Den Ausstoß von Wasserstoff und Stickstoffoxiden in hohen Luftschichten schätzt der Weltklimarat IPCC rund zwei- bis fünfmal klimaschädlicher ein als die Klimawirkungen durch CO₂. Wenn du den CO2-Ausstoß verschiedener Verkehrsmittel für eine bestimmte Strecke vergleichen willst, kannst du zum Beispiel den Rechner von Quarks bemühen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie hoch der Unterschied ist.

2. Fliege nur, wenn es "unvermeidbar" ist und reduziere deine Flugreisen generell

Alle Flüge sind natürlich vermeidbar. Du kannst dich ganz einfach dafür entscheiden, nie wieder zu fliegen und stattdessen andere Arten des Transports zu nutzen. Aber oftmals hat man dafür weder die Zeit, noch das Geld und manche Orte sind ohne Flugzeug einfach nicht erreichbar. Du solltest also nur dann fliegen, wenn es wirklich nich anders geht. Für drei Tage nach Mallorca zu der Hochzeit der besten Freundin, weiter nach London für eine Konferenz und anschließend zwei Wochen nach Thailand, weil der Flug gerade so günstig ist – überlege zweimal, welche Flugreise wirklich nötig ist.

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© Anthea Schaap

3. Verzichte auf Flugreisen innerhalb der Europäischen Union

Fast alle Flugreisen innerhalb der Europäischen Union sind vermeidbar, innerhalb Deutschlands sowieso, denn es gibt ein gut ausgebautes Bahnnetz, das aufgrund der Nachfrage immer weiter wächst. Auch mit dem Bus und verschiedenen Fähren kannst du selbst entlegenere Orte und Inseln in Europa entdecken. Wir sind schon mit dem Zug und der Fähre von Berlin nach Mallorca gefahren, haben Osteuropa mit Bus und Bahn entdeckt und sind mit der Fähre von Deutschland nach Finnland gefahren. In diesem Artikel stellen wir dir tolle Fernbusrouten in Europa vor. Über spannende Zugreisen in Europa kannst du dich hier informieren.

4. Suche nach alternativen Urlaubszielen

Willst du nach Bali, um die Kultur, das Land und die Leute kennenzulernen? Oder willst du eigentlich nur am Strand chillen und zwischendurch mal ein bisschen Yoga machen? Auch in Europa gibt es paradiesische Strände, die den Urlaubszielen in Südostasien in nichts nachstehen und viel umweltfreundlicher und schneller zu erreichen sind. Auch was das Thema Surfen betrifft, kannst du jede Menge Emissionen einsparen, wenn du zum Wellenreiten, Kite- oder Windsurfen nach Frankreich, Portugal oder sogar Norwegen reist, statt nach Südafrika, Sri Lanka oder Marokko. In diesem Artikel verraten wir dir 11 Surfspots in Europa.

Illas Cíes
© Charlott Tornow

5. Achte auf ein angemessenes Verhältnis zwischen Reisedistanz und Reisedauer

Je länger der Aufenthalt, desto angemessener ist die Reise an sich – das gilt generell für jeden Urlaub, aber besonders für Flugreisen. Um die CO2-Belastung mal zu illustrieren: Bei einem Flug von Deutschland nach Bali werden knapp 7 Tonnen CO2 ausgestoßen, das ist so viel wie ein Jahr Autofahren. Und das Klimaverträgliche CO2-Jahresbudget eines Menschen liegt bei circa 1,5 bis 2 Tonnen. Einmal im Jahr eine lange Flugreise zu einem weit entfernten Ziel zu machen, ist also logischerweise besser als viele, kurze Urlaube zu weit entfernten Zielen.

6. Recherchiere, we sich die Airlines um Nachhaltigkeit bemühen

Du hast dich also für ein Urlaubsziel entschieden, jetzt geht es an die Recherche des Fluges. Beim nächsten Mal solltest du nicht nur auf die Flugzeit und den Preis achten, sondern auch auf die Airline. Denn die Fluggesellschaften bemühen sich auf verschiedenste Weise um mehr Nachhaltigkeit: easyJet beispielsweise kompensiert für seine Fluggäste den CO2-Ausstoß und serviert Heißgetränke nur noch in recycelbaren Bechern. Turkish Airlines hat sich von Einweggeschirr verabschiedet und nutzt ausschließlich Metallbesteck. Und KLM arbeitet sogar mit der niederländischen Regierung zusammen, um einen Hyperloop, ein Hochgeschwindigkeitssystem auf Schienen, zu entwickeln, der Amsterdam mit anderen Großstädten in Europa verbinden soll, um Kurzstreckenflüge zu reduzieren! Das Magazin Reisetopia stellt zehn Fluggesellschaften vor, die auf verschiedenste Art und Weise Nachhaltigkeit in den Fokus rücken und die du durch deine Flugbuchung unterstützt.

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© Wiebke Jann

7. Investiere bei der Buchung in Sustainable Aviation Fuels

Die größte Umweltbelastung beim Fliegen entsteht durch die Verbrennung von Kerosin. Sustainable Aviation Fuels – kurz: SAF – ist quasi die Bio-Alternative zu herkömmlichen Kerosin und stammt aus erneuerbaren Quellen wie Mais, Raps oder Palmöl. Wissenschaftler*innen von der Deutschen Luft- und Raumfahrtagentur und der Nasa hoffen, 50 bis 70 Prozent der Rußpartikel durch die Beimischung von Bio-Kerosin zu reduzieren, wie das Magazin Ingenieur.de berichtet. Die EU-Kommission hat die Initiative "Fit für 55" ins Leben gerufen, die Flughäfen verpflichtet, "ab 2025 mindestens zwei Prozent nachhaltig produzierten Flugtreibstoff bereitzustellen und diesen Anteil bis 2050 auf bis zu 63 Prozent zu erhöhen", wie Der Standard berichtet. Der Flugzeughersteller Airbus mischt schon jetzt bis zu 50 Prozent SAF dem konventionellen Kerosin bei, bis 2030 sollen es 100 Prozent SAF sein. Die Lufthansa wiederum stellt es ihren Kund*innen frei, ob sie die Mehrkosten für SAF bei der Buchung zahlen. Mehr dazu erfährst du auf der Website der Lufthansa.

8. Reduziere dein Gepäck

Je mehr Masse ein Objekt hat, desto mehr Energie wird benötigt, um es fortzubewegen. Logisch, oder? Das gilt für jedes Objekt, also auch für Flugzeuge. Je schwerer ein Flugzeug, desto mehr Kerosin wird benötigt, damit es in die Luft steigen und dort bleiben kann. Dein 20-Kilo-Koffer macht da sicher keinen Unterschied, oder? Nehmen wir mal an, dass alle 440 Passagier*innen, die in eine Boeing 747 passen, 20 Kilo Gepäck plus einen Rucksack mit zusätzlichen fünf Kilo mitnehmen, dann sind das 11 Tonnen an extra Gewicht, die durch die Luft transportiert werden. Am besten reist du also nur mit Handgepäck, denn wenn wir mal ehrlich sind, nutzen wir im Urlaub eh nur die wenigsten Kleidungsstücke und waschen lieber das liebste T-Shirt viermal, als irgendwas zu tragen, das uns gerade nicht gefällt. Überlege beim Packen, was du wirklich brauchst und was du zu Hause lassen kannst. Übrigens zahlt auch die Art deines Gepäcks in die Gleichung ein: In diesem Artikel stelle ich dir 11 nachhaltige Accessoires für den Urlaub vor.

Pinqponq, Rucksack
© Anthea Schaap

9. Vermeide Müll im Flugzeug

Hast du dich auch schon mal darüber geärgert, wie unglaublich viel Müll während eines Flugs entsteht? Gerade auf Langstreckenflügen, bei denen bis zu dreimal Essen serviert wird, summiert sich der Müll aus Plastikbechern, -geschirr und -besteck inklusive Servietten auf ein unglaubliches Maß. 11 Stunden ohne Essen auszukommen, ist natürlich für die meisten eine eher unzumutbare Situation, deswegen achte bei der Flugbuchung darauf, welche Airlines sich Müllreduktion auf die Fahnen geschrieben haben. Bei Kurzstreckenflügen kannst du dich auch selbst versorgen, eine wiederbefüllbare Flasche mit Wasser füllen und dir vorab ein selbst gemachtes Verpflegungspaket zusammenstellen

10. Achte auf Nachhaltigkeit vor Ort

Nachhaltigkeit sollte nicht nur etwas sein, worauf du zu Hause achtest, sondern auch im Urlaub. Schöne Strände, grüne Wälder und imposante Berglandschaften, in denen viele Tiere zuhause sind, sollten auch für diejenigen erhalten werden, die nach uns kommen. Auf Reisen kannst du beispielsweise in nachhaltige Unterkünfte einchecken, lokal essen und einkaufen, Strom sparen, deinen Wasserverbrauch reduzieren und darauf achten, keinen Müll zu produzieren.

Maribor Markt
© Sonja Koller

11. Kompensiere nach der Reise CO2

Ich habe ein zweigespaltenes Verhältnis zur CO2-Kompensation, wie ich in diesem Artikel ausführlich erkläre. Durch den Kauf von CO2-Zertifikaten werden Einnahmen für Klimaschutz-Projekte in Ländern generiert, wo es diese bisher kaum gibt. Die Projekte sollen den Anteil von CO2 in der Atmosphäre verringern, die Freisetzung verhindern oder der Atmosphäre CO2 entziehen. Positiv an CO2-Kompensation ist meiner Meinung nach, dass es ein Bewusstsein für das Problem schafft und Klimaschutzprojekte generell fördert. Allerdings fehlen oft langfristige Lösungen und in Ländern wie Deutschland, den USA oder China, die hauptsächlich für den globalen CO2-Ausstoß verantwortlichen sind, werden kaum Klimaschutzprojekte gefördert, weil es billiger ist, im globalen Süden CO2 auszugleichen. Und schlimmstenfalls wäscht man sich mit der CO2-Kompensation nur das Gewissen rein, anstatt das eigene Reiseverhalten grundsätzlich zu ändern. Allerdings sollten "unvermeidbare" Reisen grundsätzlich kompensiert werden, bevor man gar nichts tut.

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