Kann Gouda mehr als Käse? Mit diesen Tipps lohnt sich ein Besuch
Dass Gouda ein echter Ort ist, den man besuchen kann, kam mir lange nicht in den Sinn. Die Käse-Hauptstadt wirkte in meinem Kopf eher wie eine Art Themenwelt in einem Freizeitpark, nicht wie eine „echte“ Stadt. Als ich mich nach kleineren Orten umschaute, die ich auf meiner Reise in die Niederlande besuchen könnte, fiel meine Wahl schnell auf Gouda – und was soll ich sagen: Die Stadt hat mich gleich mehrmals überrascht.
Am Käsemarkt von Gouda
In Gouda ist jeden Donnerstag Rummel. Zumindest so ungefähr: Denn dann findet der große Käsemarkt am Hauptplatz statt, den ich natürlich auschecken muss. Ich glaube, meinen Ausflug perfekt getimt zu haben – bin dabei aber nicht alleine. Denn am Hauptplatz ist richtig was los: Vor dem großen Stadthuis, das übrigens auf einem Platz steht, der die Form eines Käsestücks hat, liegen unzählige Käselaibe – manche von ihnen in Geschmacksrichtungen wie Hanf oder Chili an Verkaufsständen, andere einfach am Boden und aufgestapelt zu Sitzen. Davor stehen Männer in Klompen, also traditionellen Holzschuhen, die, vermutlich inszeniert, über den Käsepreis verhandeln und irgendwo lassen sich traditionell gekleidete Frauen mit Tourist*innen fotografieren.
Mir fällt auf, dass die meisten Menschen hier deutlich älter sind, als ich es im Rest der Niederlande beobachtet habe. Deutsche Rentner*innen sehen hier niederländischen Rentner*innen dabei zu, wie sie alte Traditionen hochleben lassen. Kein besonders agiles Umfeld.
Kunst & Käse in Gouda
Der Käsemarkt in Gouda ist kein Ort, an dem ich das Gefühl habe, ein authentisches Bild von der Stadt zu bekommen. Stattdessen wirkt es, als wäre ich Teil einer Inszenierung aus längst vergangenen Zeiten. Zum Glück bleibe ich noch etwas länger in der Stadt und freunde mich mit Gouda an. Dafür sorgt unter anderem das Museumcafé Gouda. Vom chaotischen Hauptplatz erreiche ich die Ruheoase in nur zwei Minuten und trinke hier in einem wunderschönen Ambiente im Innenhof des Stadtmuseums Kaffee. Im Museum selbst kannst du dich über die Geschichte der Stadt informieren. Die Ausstellung ist interaktiv gestaltet und beinhaltet einige Kunstwerke.
Kunstliebhaber*innen sollten auch auf jeden Fall bei Seb’s Ceramics vorbeischauen. Der Keramikladen befindet sich in einer ehemaligen Garage, die du vom Hauptplatz ebenso in wenigen Minuten zu Fuß erreichst. Trotzdem geht es hier total ruhig und entspannt zu. So entspannt, dass du sogar dabei zusehen kannst, wie die Tassen, Vasen und Teller entstehen, die du hier kaufen kannst.
Wer in Gouda ist, muss auch Käse essen. Das geht bei ‘t Kaaswinkeltje, wo du dich durch ein riesiges Sortiment an verschiedenen Gouda-Geschmacksrichtungen probieren kannst. Natürlich kannst du den Käse hier danach auch kaufen.
Ein weiterer Pflicht-Programmpunkt in den Niederlanden ist der Besuch von mindestens einer Windmühle. In Gouda geht das bei einem vergleichsweise großen Exemplar, das mitten in einem Wohngebiet steht. Bei der Molen de Roode Leeuw kannst du nicht nur mehr über die Mehlproduktion lernen, sondern es auch gleich im Shop kaufen.
Schön übernachten und gut essen in Gouda
Wenn du nach einer Unterkunft suchst, dann hast du in Gouda nicht viel Auswahl. Glücklicherweise gibt es mit dem Relais & Châteaux Weeshuis Gouda trotzdem ein total stilvolles Hotel in der Stadt. Besonders der idyllische Innenhof hat es mir angetan. Hier können sich auch alle, die nicht eingecheckt haben, niederländische, mediterrane und regionale Gerichte schmecken lassen. Ein weiterer kulinarischer Tipp der etwas anderen Art ist das karibische Restaurant Miss Nice Banana. Alles hier ist glutenfrei und vegan und die Gerichte auf der Karte wechseln sich saisonal ab.
Stroopwafel-Workshop bei Berg’s Bakery
Wusstest du, dass nicht nur Käse aus Gouda kommt, sondern auch die Stroopwafel? Die hauchdünne Waffel, die mit einer Sirupschicht gefüllt ist, wurde hier erfunden und wird heute trotzdem nur noch von zwei Bäckereien im Ort hergestellt. Bei einer davon, Berg’s Bakery, kannst du immer donnerstags um 15 Uhr für 8,50 Euro an einem Stroopwafel-Workshop teilnehmen.
Dabei erklärt der Stroopwafel-Meister, der die Bäckerei in vierter Generation führt, erst, wie ich das Eisen bediene und die warme Waffel dann teile. Das funktioniert bei mir besser als gedacht, weil der Kern der Waffel noch flüssig ist. Im nächsten Schritt wird eine große Ladung Sirup auf eine Hälfte der Waffel gestrichen. Als letztes klappe ich beide Hälften zusammen und streiche die Füllung von innen nach außen. Die warmen Stroopwafels kann ich mir nach dem Workshop natürlich selbst schmecken lassen.
Unkonventionelle Highlights in Gouda
Weniger traditionell und idyllisch geht es bei GOUDasfalt zu. Das ehemalige Industriegelände kannst du nach einem Spaziergang auf die andere Seite des Flusses Hollandse IJssel erreichen. Ein Besuch lohnt sich vor allem abends, um am Strand von Gouda, dem Gouwestrand, die Füße in den Sand zu stecken und einen Sundowner zu trinken. Wenn du Lust hast, noch mehr von Gouda zu Wasser zu erkunden, dann leihe dir ein Stand-up-Paddle oder Kanu bei Jaba SUP im Stadtzentrum aus.