Meet the Host – Melchior Zeidler von der Jaima Teseguite auf Lanzarote

© Carsten Hermann-Hehl und Judith Hehl

Zusammen mit Good Travel stellen wir in unserer neuen Reihe "Meet the Host" spannende Persönlichkeiten, Gastgeber*in und Hoteliers vor, die unseren Urlaub mit ihren außergewöhnlichen und nachhaltigen Hotels, Bed & Breakfasts, Ferienhäusern und Unterkünften zu etwas Besonderem machen. Wir wollen von ihnen wissen, wie sie sich ihren Traum erfüllt haben, was die schönsten Momente sind, die sie mit ihren Gästen erlebt haben und wo sie eigentlich selbst am liebsten Urlaub machen.

von Cécile Meier

Inmitten der schwarz-roten Wüstenlandschaft Lanzarotes steht ein Beduinenzelt einsam auf einer Aloefarm am Rande eines Vogel-Naturschutzparks. Der Blick schweift vorbei an Palmen und Kakteen, über den heißen Sand bis hin zum blauen Meer. In der Jaima Teseguite kommt auf insgesamt 35 Quadratmetern orientalische Zeltatmosphäre auf. Das Kleinod hat der Deutsche Melchior Zeidler geschaffen, der 1996 nach Lanzarote auswanderte, um dort eine neue Heimat zu finden.

Nach 10 Jahren in einem alten Bauernhaus entschied er sich, einen neuen Lebensraum auf einem unerschlossenen Stück Land zu schaffen. Aus alten, riesigen Unterseekabeltrommeln bauten sie sich ein experimentelles Wohnhaus, kurze Zeit später folgte ein selbst genähtes Beduinenzelt zur Vermietung, die Jaima. Melchior war es besonders wichtig, Stoffe und Materialien zu verwenden, die sich gut in die Umgebung integrieren und gleichzeitig leicht abbaubar sind, sodass einzelne Teile gewaschen oder ausgebessert werden können. Die Unterkunft ist autark betrieben, der Strom wird aus Sonnenenergie gewonnen und alle Pflanzen werden mit Brachwasser aus dem Haus und der Jaima versorgt. Aktuell baut Melchior an einem weiteren Haus, dessen Wände aus dem Lehmboden des Anwesens bestehen.

jaima teseguite, Lanzarote
© Judith Hehl
© Judith Hehl

Wie und wann hast du diesen Ort auf Lanzarote gefunden?
Seit 2003 wohne ich schon in Teseguite. Die ersten zehn Jahre habe ich zusammen mit meinem damaligen Partner in einem alten Bauernhaus gelebt. Irgendwann kam die Idee, nach einem Grundstück zu suchen, um selber zu bauen. 2010 hat uns dann ein Nachbar ein Feld angeboten, das etwas außerhalb von Teseguite liegt. Er meinte, das könnte vielleicht das Passende für uns sein, und genau so war es!

Was war dein erster Gedanke, als du den Ort gesehen hast?
Mein erster Gedanke, als ich auf dieses trockene, steppenartige Feld kam, war: “Ob wir das wohl schaffen, so absolut bei null anzufangen und all die Infrastruktur zu bauen, die es für ein Wohnhaus braucht.” Aber die Location hat mich überzeugt: gelegen auf einer kleinen Senke, sodass der Ort von der Straße aus nicht wirklich sichtbar ist und andererseits einen offenen Blick auf die Ostküste und das Meer bietet.

Was waren die größten Hürden, um diesen Ort entstehen zu lassen?
Eine Herausforderung war es zeitweise, uns so zu organisieren, dass wir genug Mittel erwirtschaften konnten, um zu bauen und gleichzeitig Zeit und Kraft aufbringen zu können, um selbst mit anpacken zu können. Denn unser Bemühen war es, ohne Fremdmittel von Banken unser Vorhaben zu verwirklichen.

jaima teseguite, melchior zeidler
© Judith Hehl
jaima teseguite, melchior zeidler
© Carsten Hermann-Hehl

Wie würdest du diesen Satz vollenden? Zum Auswandern braucht man...
...einen klaren Kopf, Anpassungsvermögen und sicher auch ein bisschen Mut.

Was macht für dich das Leben auf Lanzarote aus?
Das hat sich im Laufe der vielen Jahre hier sicher immer wieder etwas verändert. Am Anfang war es das Klima, die Meernähe mit der Möglichkeit, das ganze Jahr hinweg an den Strand gehen und baden zu können. Aber mit der Zeit wurden mir die Menschen hier immer wichtiger: die Mentalität, die andere Sprache, ein neuer Lebensrhythmus. Und wenn man anfängt, zu bauen und sich zu verwirklichen, dann wird das auch zu einem Anker, oder man könnte sagen, man fängt selbst an, Wurzeln zu schlagen.

Was sind die alltäglichen Herausforderungen, die du als Gastgeber hat?
Gastgeber zu sein empfinde ich nicht als Herausforderung. Ich freue mich immer auf die Ankunft neuer Gäste und es bereitet mir selber Freude, die Unterkunft einladend und als Erlebnis für die Gäste vorzubereiten.

jaima teseguite
© Judith Hehl

Wie sieht denn ein normaler Arbeitstag bei dir aus?
Um 8.30 Uhr steht mein Mitarbeiter vor der Tür und erwartet, dass ich schon eine Idee habe, was an diesem Tag getan werden soll. Die Aufgaben sind oft von einem zum anderen Tag völlig verschieden, entsprechend der Arbeit, die ansteht. Einen Tag packen wir das Auto mit Werkzeug voll und fahren zu einem Haus oder einem Garten, den wir pflegen. Natürlich steht auch einiges an Vorbereitung für die Ankunft von Gästen an. An anderen Tagen arbeite ich zu Hause auf unserem Land und der Baustelle. Oftmals fängt der Tag auch mit etwas Büroarbeit und Telefonaten an: Angebote reinholen, mit Kunden ihre Vorhaben besprechen, mit anderen Firmen Termine abstimmen et cetera. Am liebsten arbeite ich im Moment auf unserer eigenen Lehmbaustelle, das geht aber natürlich nicht jeden Tag, da ich die Pflegeobjekte nicht vernachlässigen möchte. In der Regel geht der Vormittag bis 14.30 Uhr, nach dem Mittagessen wird eine Siesta eingelegt. Den Nachmittag widme ich mich dann dem Garten, oftmals ist das auch der Zeitpunkt, an dem mich Kunden oder auch Freunde besuchen. In der Regel bin ich draußen im Garten, bis der Tag zur Neige geht und es dunkel wird.

Was waren die schönsten, lustigsten oder absurdesten Momente, die du mit deinen Gästen erlebt hast?
Sehr schöne Momente habe ich erlebt, wenn Gäste mich beziehungsweise uns in der Unterkunft zum Essen eingeladen haben. Dabei sind schon oft intensive Gespräche entstanden. Wobei unsere Gäste natürlich ganz unterschiedlich sind: Manche suchen viel Kontakt, andere eher wenig. Die einen bringen sich aktiv am Geschehen vor Ort ein, die anderen winken nur aus der Ferne – und jeder ist genauso willkommen!

Die Gäste kommen zu euch, um Urlaub zu machen und sich zu entspannen. Wo machst du selbst am liebsten Urlaub?
Ich verbringe meinen Urlaub sowohl gerne in Großstädten als auch in der Natur, in anderen Klimazonen. Manchmal habe ich allein nur Sehnsucht nach einem Waldspaziergang bei Nieselregen und bade dann im Geruch von feuchtem Moos und Pilzen.

Ihr betreibt ein nachhaltiges Glamping. Warum ist Nachhaltigkeit wichtiger denn je? 
Nachhaltigkeit ist für uns generell wichtig. Ich versuche auch im normalen Leben Dinge so nachhaltig wie möglich zu tun. Darum war es gar keine Frage, dass auch unsere Unterkunft diesem Anspruch entspricht und darüber hinaus weiterhin immer nachhaltiger wird. Unsere neueste Errungenschaft ist ein Trinkwasserfilter, sodass wir unseren Gästen in Glasflaschen und Glas-Wasserspendern Trinkwasser zur Verfügung stellen können und sie keine Plastikflaschen mehr kaufen müssen.

Danke, Melchior!

Infos zur Jama Teseguite

Jaima Teseguite | Teseguite, 35539 Provinz Las Palmas, Spanien | Apartment ab 65 Euro pro Nacht | Zur Buchung

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