Mikroabenteuer im Spreewald – Kajaktour & Übernachtung im Gurkenfass

© Henri Rudolf

Der Regen ist an diesen Dienstag unser Glück. Er sorgt dafür, dass wir beim Kajakfahren durch den Spreewald nur dem Zirpen der Vögel über uns und dem Prasseln des Regens auf der Wasseroberfläche lauschen können. Es fühlt sich an, als wären wir völlig allein und hätten die Natur ganz für uns. Dabei sind wir gerade einmal eine Stunde von Berlin entfernt.

Grün, Grün, Grün

Ich bin mit meinem Freund für ein Mikroabenteuer in den Spreewald gefahren, um ihn auf eine ganz besondere Art und Weise kennenzulernen. Wir starten unsere Kajaktour beim Bootsverleih Richter in Lübbenau und leihen uns dort fahrbare Untersätze aus. So ein Kajak liegt schon ganz schön tief im Wasser, erinnere ich mich wieder, bin aber nach einem kurzen Schaukel-Test doch schnell zuversichtlich, dass ich dem Wasser zwar nahe komme, das Kajak aber nicht so schnell zum Kentern bringen kann.

Paddeln im Spreewald
© Henri Rudolf

Vom Bootsverleih geht es aus Lübbenau hinaus und den breiten Südumfluter entlang. Schon nach den ersten Minuten bin ich begeistert, wie ruhig es hier zugeht. Die Ausflugsboote haben wir schon wenige Meter nach dem Start hinter uns gelassen und hier, etwas weiter von Lübbenau entfernt, kommen uns nur noch alle paar Minuten einzelne Kajakfahrer*innen entgegen. Nach etwa einer halben Stunde blicken wir immer wieder nervös auf die Karte, auf der uns ein Mitarbeiter des Verleihs eine Route eingezeichnet hat. Obwohl der zweite Freiheitskanal, auf den wir jetzt einbiegen sollen, nicht besonders deutlich gekennzeichnet ist, schaffen wir es dank Google Maps hinein und ich bin geflasht: Der Kanal ist super eng und windet sich mit vielen Kurven durch den Spreewald. Dadurch rammen wir das Ufer beim Fotografieren zwar mehr als einmal, es ist aber auch besonders schön, wenn sich das Grün vor uns im Wasser spiegelt. Und: Hier kommt uns heute wirklich niemand mehr entgegen.

Paddeln im Spreewald
© Henri Rudolf
Paddeln im Spreewald
© Sonja Koller & Henri Rudolf

Deutschlands Venedig

Wir verlieben uns mit jeder Minute mehr in den Spreewald, sind begeistert von der Route und fahren weiter auf dem Leider Fließ und hinein in den Ortsteil Lehde, den ich jetzt einfach großspurig als das Venedig Deutschlands bezeichne. Lehde wirkt wie die italienische Lagunenstadt im Kleinformat, wohlgemerkt in viel entspannterer Variante. Mit dem Kajak paddeln wir an unzähligen Häuschen vorbei. Bei einigen Restaurants könnte man sogar direkt anlegen und das Kajak an dem dafür ausgewiesenen Parkplatz anbinden. Wir aber wollen weiter und unserem Mikroabenteuer durch den Spreewald noch eins draufsetzen.

Obwohl wir nach etwa drei Stunden auf dem Wasser tiefenentspannt sind, geht es noch nicht zurück in den Großstadttrubel Berlins. Wir laufen vom Ortskern Lübbenaus in Richtung Bahnhof, wo, nicht ganz ungewöhnlich für den Spreewald, ein Gurkenfass steht. Durchaus ungewöhnlich ist aber, dass man in diesem darin übernachten kann.

Gurkenfass Spreewald
© Sonja Koller

Fas(s)t wie eine Gurke

Als wir durch einen Sichtschutz aus Holz gehen, der den Parkplatz eines Restaurants von unserem kleinen Camp für heute trennt, sehen wir gleich mehrere der kleinen Spreewald-Hotels. Fünf hölzerne Gurkenfässer stehen hier relativ eng nebeneinander, sie alle sind heute belegt. Wir haben ein Fass zugeteilt bekommen, in dem gleich vier Personen unterkommen können. Schließt man das Gurkenfass auf, in dem übrigens tatsächlich einmal Gurken gelagert wurden, kann man sich schnell einen Überblick verschaffen. Die Mini-Hotels sind 3,3 Meter lang und 2,1 Meter breit und haben neben dem Schlafbereich auch einen kleinen Vorraum, in dem man sein Gepäck abstellen kann. In unserem Fass ist ein Stockbett untergebracht, das von Wand zu Wand geht. Eine authentische Möglichkeit, sich wie Gurken im Gurkenfass zu fühlen, ist so eine Übernachtung also allemal.

Gurkenfass Spreewald
© Sonja Koller & Henri Rudolf
Gurkenfass Spreewald
© Sonja Koller

Vor jedem der kleinen Unterkünfte steht ein Holztisch mit integrierter Sitzbank, denn die Holzfässer sind wirklich nur zum Schlafen gemacht und zu klein, um sich lange darin aufzuhalten. Auch für Getränke ist gesorgt: An einem Kühlschrank in einer kleinen Holzhütte auf dem Gelände können sich Gäste mit Bier und Wasser versorgen und den Betrag dafür nach Vertrauensprinzip einwerfen. Dusche und Toilette befinden sich für uns Teilzeit-Gurken übrigens auf dem Parkplatz. Die Anlage ist sauber, trotzdem verzichte ich darauf, mit Handtuch an der Hauptstraße, an der das angrenzende Restaurant liegt, vorbeizugehen.

Gurkenfass Spreewald
© Sonja Koller
Gurkenfass Spreewald
© Sonja Koller

Ein ungewöhnlicher Wecker

In der Nacht aber höre ich die vorbeifahrenden Autos kaum. Dafür lausche ich aus nächster Nähe einem Vogelkonzert, das weit vor der Morgendämmerung anfängt. Ein sehr schönes Erlebnis, an dem ich beim nächsten Mal aber nicht unbedingt um drei Uhr morgens teilhaben muss. Hier im Fass ist kein Platz für Schnickschnack, aber auch gedämmt ist hier natürlich nichts. So werde ich von einem Eichhörnchen geweckt, das wenige Zentimeter über mir über die Außenseite des Fasses tanzt. Eins ist sicher: Einen solchen Wecker habe ich noch nie gehört.

Mini Hotel Übernachten Im Gurkenfass | Dammstraße 59A, 03222 Lübbenau/Spreewald, Brandenburg, Deutschland | Preise: Eine Übernachtung im Fass mit Frühstück kostet 100 Euro  | Zur Website

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