Der Natur so nah – So entdeckst du Rügen fernab von Strandurlaub

© Charlott Tornow

Wer einen Urlaub an der Ostsee plant, der denkt auch immer an die größte deutsche Insel Rügen. Rügen ist bekannt für die Kreidefelsen, die Seebrücke in Sellin, das Strandbad Binz und den ehemaligen KdF-Komplex in Prora. Dabei hat Rügen noch so viel mehr zu bieten – und ist ein kleines Naturparadies, in dem du mehrere Wochen verbringen kannst, ohne dass es dir langweilig wird. Sonnenuntergänge, die den Himmel und das Meer in romantische Rottöne tauchen; Ferienwohnungen, die über dem Wasser schweben; und ein steinernes Meer, das immer wieder steinzeitliche Spuren freigibt – ich habe Rügen fernab der touristischen Hotspots besucht und die Insel auf dem Wasser, zu Fuß und aus der Luft entdeckt. Hier kommen meine Rügen Insider-Tipps. Vielen Dank auch an das Team von Mecklenburg-Vorpommern Tourismus, die mir bei der Recherche geholfen haben. Noch mehr Infos zu Rügen findet ihr auf ihrer Website.

Segeln auf dem Greifswalder Bodden

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© Charlott Tornow

Wer im Sommer Urlaub auf Rügen plant, will vor allem eins: am Strand liegen, schwimmen gehen, Muscheln sammeln und inständig hoffen, Bernstein im feinen Sand zu finden. Noch schöner ist es allerdings, Rügen beziehungsweise die Ostsee vom Wasser aus zu erkunden und den Blick mal Richtung Land schweifen zu lassen. Im Südosten Rügens gibt es ein weniger bekanntes Kleinod, von dem aus sich so ein Trip aufs Wasser ganz fabelhaft starten lässt: In Lauterbach befindet sich zwischen viel grüner Heide der idyllische Yachthafen von Im Jaich.

"Im Jaich" ist an der Ostseeküste ein großer Name. Vor 35 Jahren gründete der ehemalige Seemann Ingo Jaich sein Familienunternehmen, das an neun Standorten Yachthäfen und in vier Orten zusätzlich Ferienunterkünfte betreibt. Die Im Jaich Wasserferienwelt in Lauterbach ist der vielleicht bemerkenswerteste Standort: Sohn Till Jaich hat hier nicht nur den Yachthafen groß gemacht, sondern auch zusätzlich noch eine Segelschule, eine Bootsvermietung, das Restaurant Kormoran und einzigartige Unterkünfte aufgebaut. Nachdem ich zuletzt meine Liebe fürs Wasser auf einer Fährfahrt von Helsinki nach Travemünde entdeckt habe, war klar, dass ich unbedingt mit dem Segelboot raus aufs Wasser will.

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© Charlott Tornow
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In Lauterbach hast du die Qual der Wahl: Wenn du ohne großes Können einfach nur ein bisschen rumschippern willst, kannst du dir ein Motorboot, ein Kajak oder Stand-up-Paddle mieten und das angrenzende Biosphärenreservat Südostrügen entdecken. Wenn du dagegen schon immer mal voller Stolz eine Kapitänsmütze tragen wolltest, dann kannst du deinen Rügen-Urlaub direkt mit einem Segelkurs verbinden und während deines Aufenthaltes hier einen Segelschein machen.

Normalerweise lernt man die Grundlagen des Segelns hier schon in vier Tagen und insgesamt 12 Stunden. Dazu gehören Theorie, Segelkunde, Knoten, Gesetze und Naturschutz sowie die Praxis des Segelns wie An- und Ablegen, Wenden, Halse, Mann-über-Bord-Manöver, Vorfahrtssegeln und eine Kenterübung.

Bei meinem Besuch bekomme ich einen dreistündigen Crashkurs im Segeln. Zwar kann ich mir all die physikalischen Gesetze, die fürs Segeln wichtig sind, und die korrekten Benennungen all der Manöver und Bestandteile des Segelbootes kaum merken, das Wichtigste aber ist: Ich bekomme richtig Lust, einen kompletten Urlaub auf dem Wasser verbringen.

Dabei ist für mich das Schönste am Segeln die Entschleunigung – auch wenn wir in drei Stunden nicht weit fahren, wirkt die Zeit auf dem Wasser und die volle Konzentration aufs Segel setzen und Steuern absolut beruhigend. Beim Segeln kommt es nicht darauf an, wie viel Strecke du machst, sondern wie du die Zeit mental nutzt.

Über dem Wasser schlafen in der Im Jaich Wasserferienwelt

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© Charlott Tornow

Während wir uns nach drei Stunden zurück in den Hafen manövrieren, gleiten wir vorbei an den Highlights der Wasserferienwelt in Lauterbach: den Pfahlhäusern, die zwischen den Bootsliegeplätzen in die Höhe ragen und den Blick auf sich ziehen. Bereits seit 1999 baut Till Jaich hier die – da lehne ich mich jetzt mal aus dem Fenster – schönsten Ferienunterkünfte auf Rügen. "Nah am Wasser" bekommt hier eine ganz andere Bedeutung, denn hier nächtigst du nur wenige Meter direkt über der Ostsee, schläfst mit den sanften Wogen der Wellen ein und wachst mit dem Blick auf den Sonnenaufgang auf. Vom hauseigenen Steg kannst du dann morgens direkt ins Wasser springen oder einfach den ganzen Tag in dem Boot chillen.

Dabei solltest du weder eine Tendenz zur Seekrankheit haben, noch die Nähe zur Natur scheuen. Denn wenn die Ostsee sich von ihrer stürmischen Seite zeigt, kann es hier durchaus auch mal etwas wackeln. Dazu befinden sich auf den Dächern der Häuser kleine Biotope: Auf dem Gras nisten verschiedene Insekten und Tauben nutzen das Grün als Brutfläche. Du kannst Fischotter, Robben, Fische und Schwäne sichten, die sich zwischen den Häusern und vor dem Hafen tummeln.

Richtig cool ist auch der nachhaltige Ansatz, der hier verfolgt wird: Beim Bau wird auf natürlich Rohstoffe und Recycling-Materialien gesetzt. Ein angeschlossenes Blockheizkraftwerk wandelt Biogas in Strom und Wärme um, dazu kommt der Nutzung von Sonnenenergie, sodass die Wasserwelt seit 2011 CO2-neutral arbeitet.

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Im Jaich Wasserferienwelt | im-jaich Marina Lauterbach und Wasserferienwelt Rügen, Am Yachthafen 1, 18581 Lauterbach | Pfahlhaus-Suiten ab 89 Euro | Website

Auf den Spuren der Steinzeitmenschen in Prora

Wer an Prora denkt, hat als erstes einen sehr langen Betonkomplex vor Augen, der zu Zeiten des Nationsozialismus 20.000 Menschen gleichzeitig als Urlaubsunterkunft dienen sollte. Das ist schade, denn Prora ist so viel mehr als sein ehemaliges KdF-Heim. Wer sich ein bisschen weg vom Strand entfernt, der kann hier bei Wanderungen entlang eines grünen Streifens unberührte Natur und Menschheitsgeschichte entdecken.

Was zu DDR-Zeiten als Schießfeld für die NVA diente, wurde schon vor 3000 bis 4000 Jahren geformt: ein riesiges Feld aus Feuersteinen. Damals lösten sich bei schweren Sturmfluten an der Küste des heutigen Rügens riesige Massen von Kreide, die ins Inselinnere gespült wurden und ein steinernes Meer hinterließen. Das Feuersteinfeld bei Prora ist heute 2 Kilometer lang, 200 Meter breit und 4 Meter tief und in dieser Größe weltweit einmalig.

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Wer schonmal Urlaub an der Ostsee gemacht hat, wird die Feuersteine kennen. Ich erinnere mich noch, wie ich selbst als kleines Kind am Strand sogenannte Hühnergötter gesucht habe – Feuersteine mit Löchern, die Glück bringen sollen. Auch heute ist das Finden von Hühnergöttern ein Muss bei einem Besuch des Feldes. Wer einen findet, kann ihn behalten – oder hängt ihn an einen der bizarr anmutenden knorrigen Sträucher. Überhaupt wirkt das Feld wie ein Land vor unserer Zeit an, was nicht verwundert: In der Nähe des heutigen Lietzow, in der Nähe der Felder, befanden sich vor mehreren Tausend Jahren Werkstätten und Behausungen für Steinzeitmenschen. Möglicherweise haben sie hier das Feuer für sich entdeckt, denn natürlich kann man mit Feuersteinen und den richtigen Utensilien auch Feuer machen.

Wer sich für Archäologie und Frühgeschichte interessiert, sollte unbedingt an einer "Archäo Tour Rügen" teilnehmen. Führungen über die Feuersteinfelder können auch über das Natur Erbe Zentrum Prora gebucht werden: info@nez.de oder 038393-662200

Erklimme den Baumwipfelpfad und bestaune Rügen von oben

Obwohl es in Deutschland mittlerweile zahlreiche Baumwipfelpfade gibt, ist das Erlebnis, auf Höhe der Bäume zu laufen, immer wieder überragend. Meistens sehen wir die Könige der Wälder nur von unten und schauen staunend nach oben, wo sich die Blätter im Wind bewegen. Baumwipfelpfade bieten die einmalige Möglichkeit, die Perspektive zu wechseln.

Nachdem ich also Rügen zu Wasser erlebt und den Boden von Nahem inspiziert habe, geht es jetzt hoch hinaus. Der Baumwipfelpfad in der Nähe von Prora liegt versteckt mitten in einem schönen Buchenmischwald. Der Weg schlängelt sich vom Besucherzentrum aus vorbei an Lehrpfaden und Mitmachstationen zunächst auf bis zu 17 Metern Höhe. Dann folgt das eigentliche Highlight: der Aufstieg auf bis zu 40 Metern Höhe. In sanfter Steigung geht es rund um eine große alte Buche im Kreis bis hinaus zum Aussichtspunkt, der über den Baumkronen liegt und den Blick freigibt auf die Insel, den Kleinen Jasmunder Bodden und die Ostsee. An klaren Tagen kann man den Blick weit schweifen lassen, die Vögel vorbei ziehen sehen und vielleicht sogar einen Seeadler erblicken, die hier auf Rügen brüten.

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Baumwipfelpfad Rügen | Naturerbe Zentrum Rügen, Forsthaus Prora 1, 18609 Ostseebad Binz / OT Prora | November bis März: täglich 9.30–16 Uhr, April & Oktober: täglich 9.30–18 Uhr, Mai bis September: täglich 9.30–19 Uhr Eintritt: 12 Euro, ermäßigt 6 Euro, bis 6 Jahre Eintritt frei | Website

Wandere durch den Nebel im Nationalpark Jasmund

Zum Schluss darf das Rügen-Highlight schlechthin natürlich nicht fehlen, wobei du gut daran tust, auf schlechtes Wetter zu warten. Ja, das ist mein Ernst. Eigentlich wollen die meisten Rügen-Touristen ja einmal in ihrem Leben einen Blick auf die berühmten weißen und majestätischen Kreidefelsen werfen, die schon Casper David Friedrich zu seinem bekanntesten Meisterwerk hinreißen ließen. Die Kreidefelsen sind Teil des Nationalparks Jasmund und um zu ihnen zu gelangen, muss man durch einen Buchenwald laufen, der an einem normalen sonnigen Tag die Meisten eher nicht zum Staunen hinreißen lassen wird – auch wenn er zum UNESCO-Weltnaturerbe gehört. Wenn aber über der ganzen Insel Nebel liegt und zwischen den Bäumen langsam auf dich zu rollt, dann fühlst du dich hier plötzlich wie in einem Gespensterwald – während die Luft feucht ist und der Wald einen frischen Duft verströmt, ist die Atmosphäre wahnsinnig mystisch. Klar, die Kreidefelsen siehst du dann auch von dem berühmten Aussichtspunkt Victoria-Sicht nicht, aber in ein weißes Nichts zu schauen, hat auch was für sich!

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Nationalpark Jasmund | Wanderungen durch den Buchenwald bis zum Königstuhl dem ab Parkplatz in Hagen | Website

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