Schwedische Fika: Wieso die Tradition mehr ist, als Kaffee trinken

© Sonja Koller

Wenn ein Schwede oder eine Schwedin gleich beim ersten Treffen eine Fika vorschlägt, dann steckt dahinter nichts Anzügliches, sondern einfach eine Einladung zum Kaffee. Naja, ungefähr. Denn Fika ist nicht etwa nur die schwedische Übersetzung für Kaffee, hinter dem Wort steckt eine ganze Kultur.

Der Ursprung der Fika

Die Schwed*innen lieben ihre Fika so sehr, dass sie in vielen schwedischen Unternehmen sogar im Arbeitsvertrag verankert ist. Zweimal täglich muss Kaffeepause gemacht werden. Kaffee kommt auch in der Reisevergnügen-Redaktion nicht zu kurz, eine Fika ist aber weit mehr, als neben dem Laptop immer mal wieder zur Tasse zu greifen. Fika ist auch die Zeit, die man sich bewusst zu zweit oder mit mehreren Freund*innen und Kolleg*innen nimmt. Hinter der schwedischen Tradition steckt also nicht einfach nur eine Kaffee- und Kuchenpause, sondern auch ein sozialer Aspekt. Ähnlich wie das dänische "hygge" wurde Fika in den letzten Jahren zum Trendbegriff und beschreibt einen ganzen Lifestyle. Heute hört man in Schweden also auch oft jemanden, der*die sagt: „Ich fühle mich nach Fika.“ Das kann jederzeit und überall passieren. Denn für eine Fika ist man keinesfalls an ein Café oder gar einen Tisch gebunden.

Schwedische Fika
© Sonja Koller

Der Begriff für die schöne Tradition kommt für unsere Ohren etwas lustig und anzüglich daher. Einige schwedische Wörter klingen recht ähnlich wie ihre deutschen Übersetzungen, hier aber gibt es keine Verwandtschaft. Zumindest nicht die, die wir auf den ersten Blick vermuten. Das Wort “Fika” stammt vom schwedischen Wort für Kaffee ab, das im 19. Jahrhundert noch “kaffi” lautete. Damals war es Trend, Silben von Wörtern zu verdrehen. Verdreht man also Ka-fi, entsteht fi-ka.

Deshalb schmeckt Kaffee in Schweden anders

Bei einer Fika darf Kaffee nicht fehlen. Der kommt in Schweden aber etwas anders auf den Tisch, als wir es in Deutschland gewohnt sind. Nämlich deutlich stärker, etwas saurer und vorzugsweise als sogenannter Kochkaffee. Dabei wird der Kaffee zusammen mit Wasser in der Kanne aufgekocht, bis sich der Kaffeesatz absetzt. Für mich eher gewöhnungsbedürftig, die Schwed*innen sind aber absolute Fans von der Brühe und trinken durchschnittlich ganze 1200 Tassen pro Jahr. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 450 Tassen. Ich erfahre bei meinem Besuch in Göteborg, dass sich Kund*innen im Café ihre Tassen so oft auffüllen können, wie sie wollen, aber kaum einer der Locals nutzt das Angebot mehr als einmal. Obwohl es in den meisten Cafés kostenlose Refills gibt, gilt es als gierig, sich die Tasse allzu oft nachzufüllen. "Das machen nur Tourist*innen", erzählt mir eine schwedische Freundin und Barista.

Cafe da matteo Göteborg fika
© Sonja Koller

Kochkaffee ist in Schweden so beliebt, dass man in Göteborg und anderen schwedischen Orten deutlich weniger Speciality-Cafés als in Berlin, Hamburg und anderen deutschen Städten findet, wo Getränke wie Espresso Tonic schon zum Standard-Repertoire gehören.

Göteborg ist die Hauptstadt der Fika

Wer eine Fika in Göteborg machen und dabei richtig guten Kaffee trinken will, sollte in einer der drei Locations von da Matteo vorbeischauen. Besonders cool finde ich den Laden in der Magasinsatan. Denn in den Räumlichkeiten, die früher als Stall und in den letzten Jahren zum Mahlen der Kaffeebohnen für die anderen Locations genutzt wurden, stehen jetzt einfach ein paar Stühle und Tische. Das Café ist voll im Industrial-Stil gehalten und vormittags kannst du zusehen, wie hier Bohnen geröstet und Brot gebacken werden, das du später als Sandwiches im unteren Stockwerk des Ladens kaufen kannst.

Im da matteo kannst du nicht nur richtig guten Kaffee trinken, sondern auch das Gefühl rund um Fika besonders gut erleben: Auf der Terrasse vor dem Café kann jede*r sitzen, auch ohne zu konsumieren, denn zur Fika ist man in Schweden fast überall und jederzeit willkommen. 

Schwedische Fika
© Sonja Koller
Schwedische Fika
© Sonja Koller

Wer eine typisch schwedische Fika machen will, ist in Göteborg besonders gut aufgehoben. Denn die Stadt in Westschweden gilt als Hauptstadt der Fika. Weil zu jeder Fika auch etwas Süßes dazugehört, solltest du dafür am besten im Café Husaren vorbeischauen. Es liegt auf der Hauptstraße des gutbürgerlichen Haga-Viertels und in einem typischen Backsteingebäude aus dem 19. Jahrhundert mit eindrucksvoller Glas-Decke. Hier befindet sich das Home of Hagabullen, wie die Kanelbullen aus diesem Stadtteil Göteborgs genannt werden. Die Zimtschnecken schmecken im Café Husaren nicht nur besonders gut, sie sind auch gigantisch groß – einen halben Kilo wiegt die Riesenschnecke hier. Aber keine Sorge: Du kannst die vegane Leckerei auch in kleineren Stücken kaufen.

Schwedische Fika im Café Husaren
© Sonja Koller

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