Willkommen in der Zukunft: Eine Stadttour mit der KI ChatGPT

© Charlott Tornow

Wie du bestimmt in den letzten Wochen mitbekommen hast, erfährt der ChatBot ChatGPT einen weltweiten Hype und in nur kürzester Zeit haben mehrere hundert Millionen Menschen die AI ausprobiert. Für alltägliche Fragen habe ich das Programm des Unternehmens OpenAI schon ein paar mal getestet. Aber mich hat interessiert, ob man das Tool auch für den Urlaub nutzen kann, um zum Beispiel eine Stadttour zu planen. 

Wie funktioniert ChatGPT?

ChatGPT ist im Dialogformat aufgebaut und wurde trainiert, deine Fragen zu beantworten oder unangemessene Anfragen zurückzuweisen. Das heißt also, du kannst jede beliebige Frage eingeben und du bekommst innerhalb weniger Sekunden eine ausführliche Antwort. Aktuell wurden in ChatGPT nur Informationen bis 2021 eingespeist, weswegen tagesaktuelle Themen noch nicht abgefragt werden können.

© Charlott Tornow

Frühstückstipps à la Künstliche Intelligenz

Informationen abfragen ist das eine, einen kompletten Tag in einer fremden Stadt organisieren das andere. Wie gut sind die Tipps, die ChatGPT gibt? Ich will es ausprobieren und überlege, was meine erste Frage an die AI ist. Wenn ich mir vorstelle, als Touristin in Berlin unterwegs zu sein, dann würde ich als Erstes wissen wollen, wo ich frühstücken gehen kann. Mein Magen knurrt und ohne Kaffee ist es für mich kein guter Start in den Tag. Also gebe ich ein: „Wo kann ich in Prenzlauer Berg einen Kaffee trinken“ und innerhalb von Sekunden erhalte ich sechs Vorschläge in meiner Nähe. Um sicherzugehen, dass sie auch existieren, schaue ich nochmal auf Google Maps nach. Leider sind zwei Cafés geschlossen und ein anderes existiert nicht mehr. Also entscheide ich mich für das Café Five Elephant, das ganz in der Nähe ist und, laut Internet, geöffnet haben soll.

© Marie-Theres Detmer

Die Kellner*in in dem kleinen Café serviert mir einen Cappuccino mit Hafermilch und ein leckeres Schokocroissant. Ich erfahre, dass diese in der eigenen Backstube gebacken werden, sodass ich ziemlich zufrieden mit meinem ersten AI-Stopp bin. Am liebsten hätte ich den Bot noch gefragt, was ich hier bestellen soll, so weit ist das System aber noch nicht programmiert. Davon abgesehen, finde ich es unersetzbar, vor Ort die Tipps des Hauses von einem richtigen Menschen zu erfahren.

Mit AI auf den Spuren von Streetart & Currywurst

Weil das Wetter gut ist und ich gern ein bisschen was sehen möchte, gebe ich meine nächste Frage in den Chat ein. „Was kann ich in Berlin-Mitte und Prenzlauer Berg entdecken?“ Ich finde das ganze super cool und verrückt zur gleichen Zeit. ChatGPT empfiehlt mir, durch Prenzlauer Berg nach Mitte zu spazieren, um mir dort die Boutiquen und Streetart in den Hackeschen Höfen anzuschauen. Eine genaue Route bekomme ich nicht vorgeschlagen – das gefällt mir, denn so habe ich ein bisschen Freiraum und kann mich treiben lassen.

Und wer hätte das gedacht, auf dem Weg finde ich wirklich Streetart, die mir noch nie aufgefallen ist, obwohl ich hier oft unterwegs bin. Immer wieder muss ich denken: Das ist wirklich eine Stadttour durch Berlin, die ich selbst als Einheimische interessant finde. Ein Guide würde mir jetzt etwas zu den Werken erzählen und die Hintergründe erklären, das kann die AI nicht – oder soll ich lieber sagen, noch nicht. 

© Marie-Theres Detmer

Ein bisschen Kultur darf auch nicht fehlen und deswegen lasse ich mir Museen vorschlagen, die ich besuchen kann. Der erste Vorschlag ist die Museumsinsel und das Pergamonmuseum und so mache ich mich auf, um dem Willen der AI zu folgen. Mir werden außerdem das Brandenburger Tor, der Checkpoint Charly, der Reichstag, das Jüdische Museum und die Berliner Mauer vorgeschlagen. Um ehrlich zu sein, habe ich den Eindruck, dass sich die Tipps jetzt nicht mehr von klassischen Reiseguides unterscheiden. Aktuell fehlen mir noch die Geheimtipps, denn die Vorschläge, die ich bekomme, sind noch sehr touristisch. 

Als sich langsam der Hunger bemerkbar macht, möchte ich von ChatGPT wissen, welches typische Gericht ich probieren sollte: Currywurst, Berliner Weiße und Döner. Der Bot sagt nicht nur, was ich probieren soll, sondern auch wo. Ich setze mich in Berlin-Mitte in die U-Bahn und fahre zum berühmten Currywurst-Imbiss Curry36 in Kreuzberg, wo ich eine vegane Currywurst und Pommes schnabuliere.

© Marie-Theres Detmer

ChatGPT: Werden Reisejournalist*innen bald obsolet?

Abgesehen von ein paar Bugs – wie Restaurants, die mittlerweile nicht mehr existieren – war der Tag mit dem Chatbot ein voller Erfolg, sofern man eine typisch touristische Tour durch Berlin machen möchte. Das größte Manko ist aktuell, dass man die Tipps nochmal gegenchecken muss, bevor man sich auf den Weg macht. Wirkliche Geheimtipps hat mir die AI nicht gegeben und Empfehlungen von Freund*innen kann sie nicht ersetzen, aber für Vorschläge zu klassischen Touristen-Hotspots in der Stadt hat mich der Bot in den Bann gezogen. 

Wirkliche Geheimtipps hat mir die AI nicht gegeben und Empfehlungen von Freund*innen kann sie nicht ersetzen, aber für Vorschläge zu klassischen Touristen-Hotspots in der Stadt hat mich der Bot in den Bann gezogen. 

Aktuelle Neueröffnungen kann das System noch nicht vorschlagen, aber es ist eine Frage der Zeit, bis sich das verbessern wird. So cool, wie ich ChatGPT finde, frage ich mich, welche Rolle AI in unserer Zukunft spielen wird. Wird es unseren Job als Reisejournalist*innen vielleicht sogar ersetzen oder es in manchen Situationen vereinfachen? Aktuell kann ich mir nicht vorstellen, dass es einen Trip mit besonderen Empfehlungen ersetzen kann, denn ein Chatbot kann keine Pizza probieren, einen Strand bewerten oder eine Kunstgalerie besichtigen. Insofern kann die AI nur das wiedergeben, was schon mal irgendwo im Internet geschrieben wurde. Trotzdem bin ich mir sicher, dass wir in ein paar Jahren immer mehr mit solchen Systemen arbeiten und diese auch für den Tourismus, in Form von Tipps für generische, bekannte Hotspots, nutzen werden.

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