Geheimtipp Szczecin – 11 Tipps für die polnische Hafenstadt

Ein*e Tourist*in fragt in Szczecin eine*n Einheimische*n: "Welche Tram fährt zum Meer?" Diese*r antwortet: "Du musst nur mit der Tram 6 bis zur Endstation fahren." Natürlich bringt dich Tram 6 nicht zum Meer, sondern nur zu einer Marina an der Oder. Der Witz spielt darauf an, dass sogar viele Polen denken, dass Szczecin am Meer liegt. Dank der breiten Oder, die entlang der Stadt mäandert, dem großen Hafen und dem kleinen Stadtstrand ist diese Verwirrung verständlich.

Tatsächlich liegt die Szczecin gute 65 Kilometer von der Odermündung entfernt, unterhalb des Stettiner Haffs. Aber auch ohne Brandung gibt es genug Gründe, einen Wochenendtrip nach Szczecin zu planen. Die unaufgeregte Stadt hat eine wechselhafte Geschichte: Sie gehörte zu Schweden, Preußen, Deutschland – darum ist bei uns der deutsche Name Stettin verbreitet – und der Polnischen Volksrepublik zu Zeiten der Sowjetunion. All diese Epochen lassen sich am Stadtbild ablesen. Doch nicht nur historisch ist Szczecin spannend: Es gibt eine lebendige Kulturszene, tolle moderne Architektur und junge Gastronomie. Und Szczecin hat sich ein großes Ziel gesetzt: Mit der Kampagne "Szczecin 2050 floating garden project" möchte die Stadt sich zu einem umwelt- und menschenfreundlichen Ort rund um die Oder entwickeln.

Szczecin – gut zu wissen

11 Tipps für Szczecin

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Flaniere entlang der Wały Chrobrego

Eine der berühmtesten Ansichten Szczecins ist die Hakenterrasse, heute polnisch Wały Chrobrego genannt. Das mächtige Ensemble aus Freitreppen, Plateaus, Pavillons und Brunnen klettert die steile Uferböschung hinauf bis zum imposanten Nationalmuseum. Das Museum wird von einigen anderen schönen, historischen Gebäuden flankiert, sodass der Anblick wirklich beeindruckend ist. An den Pavillons stehen meist Coffee-Bikes, bei denen du dir einen wirklich guten Kaffee kaufen und in Ruhe den Ausblick über die Oderinsel und den Hafen genießen kannst.

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Frühstücke im Vorgarten des Cafés Spotkanie

Das Spotkanie ist ein Frühstücks-Geheimtipp im Souterrain eines schönen Altbaus im Centrum, einem hippen Szczeciner Viertels. Das kleine Café ist liebevoll eingerichtet und hat einen bezaubernden Vorgarten, in dem du bei Sonnenschein frühstücken kannst. Die Spezialität des Hauses sind salzig belegte Frühstückswaffeln, aber auch das Shakshuka ist zu empfehlen. Für Veganer*innen gibt es leckere Sandwiches zur Auswahl und verschiedene Kuhmilch-Alternativen. Der Kaffee stammt von Korona, der ältesten Kaffeerösterei Polens, die in Szczecin ansässig ist.

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Entdecke die Bunker in den Underground City Trails

In Szczecin hast du die Möglichkeit, Polens größten zivilen Schutzbunker auf eigene Faust zu erkunden. In den Underground City Trails kannst du einem großen Rundgang durch die unterirdische Anlage folgen, der in drei thematische Routen aufgeteilt ist. Die erste Route beschäftigt sich mit Stettin während des Zweiten Weltkriegs, die zweite mit der Stadt im Kalten Krieg und die letzte schließlich ist eine humorvolle Selfie-Tour durch die Polnische Volksrepublik. Die Runde ist nicht nur sehr informativ, sondern auch abwechslungsreich gestaltet, mit vielen verschiedenen Kunstwerken polnischer und ausländischer Künstler*innen. Der Eingang zum Bunker ist etwas schwierig zu finden. Du musst durch das Bahnhofsgebäude auf das erste Gleis und dort zu einem gläsernen Pavillon gehen, den du ganz rechts am Ende des Bahnsteigs findest. Die Suche lohnt sich auf jeden Fall!

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Betrachte moderne Kunst im TRAFO

Das TRAFO Zentrum für zeitgenössische Kunst ist ein interdisziplinäres Ausstellungshaus, das sich als Post-Institution versteht. Das bedeutet, dass es sich hier nicht um eine klassische Galerie oder ein Museum handelt, sondern um einen Treffpunkt für Künstler*innen aller Art, wobei TRAFO selbst eine Übersetzungsfunktion einnimmt, um die Arbeiten dem Publikum zu präsentieren. Das Herzstück der Ausstellungsräume ist die große Halle der ehemaligen Trafostation – daher auch der Name. Diese riesige Halle, die entweder lichtdurchflutet oder komplett abgedunkelt sein kann, gibt den Ausstellenden viele Möglichkeiten, mit der Location selbst zu spielen. Insgesamt gibt es Ausstellungen auf drei Etagen, einen kleinen Souvenir- und Buchladen sowie ein nettes Café, in dem man sich nach der Besichtigung stärken kann.

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Blicke über die gesamte Stadt aus dem Café 22

Was dem Café 22 an ausgefallener Einrichtung fehlt, gleicht es mit der Aussicht wieder aus. Es befindet sich im 22. Stockwerk des Szczeciner Funkturms, dem höchsten Gebäude der Stadt. Somit kannst du einen 360-Grad-Ausblick über die Stadt genießen und die Kathedrale, die Philharmonie, den Hafen und bei guter Sicht sogar den Dąbie-Małe-Stausee sehen. Der Kaffee und der Kuchen sind auch völlig in Ordnung, aber das ist nicht der Grund, warum man hier hingeht.

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Besuche das Centrum Dialogu Przełomy

Der Ort, an dem sich das Centrum Dialogu Przełomy – auf Deutsch etwa "Dialogzentrum Umbrüche" – befindet, ist nicht zufällig gewählt. Hier auf dem heutigen Plac Solidarności, dem Platz der Solidarität, wurden am 17. Dezember 1970 die ersten Schüsse gegen Demonstrant*innen abgegeben, die ihre Unzufriedenheit mit der Regierung zum Ausdruck bringen wollten. Das Zentrum widmet sich daher den Umwälzungen und Umbrüchen in Polen nach dem Zweiten Weltkrieg. Die drei Teile der Dauerausstellung behandeln den Bevölkerungsaustausch nach Kriegsende, die Streiks in den 1970er- und 1980er-Jahren sowie das Ende der Volksrepublik. Die Ausstellung ist auf Polnisch, Englisch und Deutsch beschriftet und arbeitet multimedial mit Text, Bild und Video. Sehr spannend ist auch das Gebäude selbst, das größtenteils unterirdisch unter dem Platz verborgen liegt. Ganz wie der Widerstand im Verborgenen begann, möchte man hinzufügen.

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Nutze den perfekten Fotospot an der Oder-Promenade

Entlang beider Seiten der Oder wurden breite Boulevards angelegt, die zum Flanieren einladen. Eine Route, die wir dir unbedingt empfehlen würden, ist mit der Straßenbahn auf die Ostseite des Flusses zu fahren und von der Most Długi w Szczecinie Richtung Hafen zu laufen. An diesem Bulwary Szczecińskie kommst du an zwei coolen Bar- und Restaurantschiffen vorbei. Unter der Autobahnbrücke kannst du Streetart bewundern und das beeindruckende Gebäude des leider noch nicht eröffneten Maritime Science Center sehen. Das Highlight ist jedoch der unverstellte Blick auf die Wały Chrobrego, die Hakenterrasse, das strahlende Schloss der Pommerschen Herzöge und die gesamte Altstadt-Silhouette auf der anderen Seite der Oder. Von hier aus ist der Plaża Szczecin, der Stadtstrand, erreichbar, wo du im Sommer Beachvolleyball spielen oder einfach mit einem Drink am Wasser entspannen kannst. Wenn du dem Boulevard bis zum Ende folgst, hast du noch die Gelegenheit, ein historisches altes Segelschiff zu besichtigen und dein Selfie am Szczecin-Zeichen zu machen.

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Probiere die lokalen Spezialitäten im Paprykarz Fish Market

Paprykarz Szczeciński ist eine bekannte kulinarische Spezialität der Hafenstadt, für die auf der Insel Łasztownia sogar eine Skulptur errichtet wurde. Der oft in Dosen verkaufte Brotaufstrich besteht aus Fisch, Tomatenpaste, Öl und Gewürzen und wurde wohl von einem westafrikanischen Gericht namens "Chop-Chop" inspiriert, das Szczeciner Seeleute auf Reisen kennengelernt haben. Eine der besten Adressen, um dieses Gericht in frischer und sehr köstlicher Form zu probieren, ist das Restaurant Paprykarz Fish Market im Zentrum. Das Lokal ist einem alten Fischmarkt nachempfunden und sehr stilvoll eingerichtet. Auf der Karte gibt es Gerichte mit Fisch aus der Region und Übersee, der jeden Morgen frisch auf dem Markt eingekauft werden. Und vor jedem Hauptgericht gibt es ein Brot mit köstlichem Paprykarz Szczeciński zu probieren.

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Bewundere die Architektur der Filharmonia Szczecinie

Wenn du damit beginnst, deine Reise nach Szczecin zu planen, solltest du unbedingt prüfen, ob du ein Konzert in der Mieczysław-Karłowicz-Philharmonie besuchen kannst. Das Sinfonie-Orchester ist sehr gut, die Tickets erstaunlich günstig und das Gebäude einmalig. Das Konzerthaus ähnelt einem Eispalast und ragt unwirklich hinter dem Plac Solidarności hervor. Dieser Eindruck wird abends durch die Beleuchtung noch verstärkt. Solltest du keine Chance haben, ein Konzert zu besuchen, kannst du dank des Cafe Symfonia im Erdgeschoss zumindest einen Blick ins Gebäude werfen. Im vierten Stock findest du eine Galerie mit wechselnden Kunstausstellungen, die samstags und sonntags von 12 bis 16 Uhr besucht werden kann. Zusätzlich gibt es monatlich jeweils eine Führung durch das Haus auf Englisch und Deutsch.

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Shoppe auf der hippen Deptak Bogusława

Die Deptak Bogusława, auch bekannt als Boguslaw-Promenade, ist eine wuselige Einkaufsstraße in einem der schönsten Bezirke von Szczecin. Hier findest du kleine Boutiquen, Cafés, eine Pierogarnia, einen wunderbaren Eisladen und vieles mehr. Die Altbauten entlang der Fußgängerzone sind farbenfroh renoviert und sobald die Bauarbeiten rundherum abgeschlossen sind, wird es ein prächtiges Viertel sein. Nach Ladenschluss der Geschäfte öffnen die vielen Bars in der Straße und sie verwandelt sich in eine Ausgehmeile, in der du von Craftbeer über hausgemachte Shots bis hin zu Cocktails alles bekommst, was deine Trinklaune begehrt.

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Folge dem Stare Miasto Spaziergang

Rund durch das Stare Miasto, die Altstadt Szczecins, führt eine gestrichelte, rote Linie. Ganze sieben Kilometer lang ist dieser Rundweg, der dich über 42 Stopps an wirklich jeder Sehenswürdigkeit des Viertels vorbeiführt. An jedem Stopps steht ein mehrsprachiges Schild, das dir alles Wissenswerte über den Ort verrät. Dieser kostenfreie Stadtrundgang ist die entspannteste Art, den historischen Teil der Stadt zu erkunden. Wo du einsteigst, ist dabei egal, es ist ja ein Rundweg. Wahrscheinlich stolperst du von alleine über die Linie, aber wenn du den genauen Verlauf erfahren willst, kannst du dir bei der Touristeninformation im Schloss eine Karte holen.

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