Aufs Motorrad umsteigen: Das musst du zur Führerscheinerweiterung B196 wissen

© Anthea Schaap

Rauf aufs Motorrad und rein ins Abenteuer! Das war mein Plan für diesen Sommer. Nachdem ich seit ein paar Jahren als Sozius auf dem Motorrad meines Freundes mitfahre, wollte ich nun auch endlich dieses Freiheitsgefühl erleben, von dem alle Biker*innen immer sprechen. Aber gleich einen kompletten Motorradführerschein machen, obwohl ich gar nicht weiß, ob mir das Fahren wirklich gefällt?

Wenn es dir ähnlich geht, habe ich gute Neuigkeiten: Seit 2020 gibt es die Möglichkeit, eine sogenannte Führerscheinerweiterung B196 zu machen, mit der man Leichtkrafträder, also Motorräder mit einer niedrigen Leistung, fahren kann. Die perfekte Möglichkeit, ohne großen Aufwand, Motorrad zu fahren und kleine Ausflüge in die Umgebung zu machen. In diesem Artikel erkläre ich dir alles, was du zur B196 wissen musst.

1. Was ist die B196 überhaupt?

Die Führerscheinerweiterung B196 berechtigt dich zum Führen von Krafträdern der Klasse A1, also mit einem Hubraum von nicht mehr als 125 Kubikzentimetern und einer Motorleistung von nicht mehr als 11 Kilowatt. Mit den meisten 125ccm-Maschinen kannst du 100 km/h fahren, wobei sie einen Höchstwert von bis zu 115 km/h erreichen können.

2. Welche Voraussetzungen braucht man?

Um die Führerscheinerweiterung B196 zu erhalten, musst du mindestens 25 Jahre alt sein und seit mindestens fünf Jahren einen Führerschein der PKW-Klasse B besitzen.

3. Melde dich rechtzeitig bei der Fahrschule an und vergleiche die Preise der Fahrschulen

Die schönste Zeit zum Fahren eines Motorrads sind in Deutschland die warmen Monate, in denen es nachts und tagsüber keinen Frost gibt, die Unfallgefahr also geringer ist. Die Fahrschulen sind daher schon ab März, spätestens aber ab Mai gut ausgelastet und nehmen irgendwann keine neuen Fahrschüler*innen auf. Je nachdem, wann du mit der Fahrschule beginnst, hast du also mehr oder weniger Zeit zum Fahren, bis es dafür zu kalt wird. Für die Führerscheinerweiterung B196 gibt es außerdem keinen festen Preis, jede Fahrschule legt diesen selbst fest. Vergleiche also die verschiedenen Angebote in deiner Region. Im Preis sollten aber definitiv die vier theoretischen und fünf praktischen Unterrichtseinheiten zu jeweils 90 Minuten erhalten sein, die du absolvieren musst (mehr dazu siehe Punkt 5).

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4. Kaufe vor deinem ersten Fahrtermin passende Motorrad-Kleidung

Einfach so aufs Motorrad steigen und fahren lernen? Das geht leider nicht. Vor der ersten Fahrstunde musst du dich einmal komplett ausstatten. Das heißt: Helm, Jacke, Hose, Schuhe, Handschuhe. Achte auf hochwertiges Material und ausreichende Polsterung. Der Helm sollte vorn nicht offen sein, sondern komplett geschlossen, die Jacke muss am Rücken, an den Schultern und an den Ellenbogen verstärkt sein, ebenso die Hose an den Knien und bestenfalls am Becken. Solltest du irgendwann mal einen Unfall haben – was ich nicht hoffe! –, bist du ansonsten nicht ausreichend geschützt. Die Kleidung sollte mit der Ziffer EN 17092:2020 genormt sein, eine Zertifizierung von technischen Motorradjacken und -hosen.

Kleiner Tipp: Als Fahrschüler*in in Berlin bekommst du bei dem Händler Polo Rabatt auf verschiedene Waren.

5. Du musst keine theoretische oder praktische Prüfung ablegen, brauchst aber die Bestätigung der Fahrschule

Einer der Gründe, warum die B196 so beliebt ist, ist, dass du im Gegensatz zu einem normalen Führerschein keine Prüfungen ablegen und bestehen musst. Voraussetzung für den Erwerb der Erweiterung ist die Teilnahme an mindestens vier theoretischen und fünf praktischen Unterrichtseinheiten zu jeweils 90 Minuten. Die Fahrstunden absolvierst du zusammen mit einem*r Fahrlehrer*in. Ich habe tatsächlich auf dem Motorrad meines Lehrers das Fahren gelernt, eine vierzylindrige Yamaha mit viermal so viel Power wie das Motorrad, das ich jetzt fahre.  Dein*e Fahrlehrer*in ist zufrieden mit deinen Skills? In der Regel gibt er*sie deiner Fahrschule Bescheid, die eine Bescheinigung für das Amt ausstellt. 

6. Vereinbare einen Termin beim Bürgeramt oder der Führerscheinstelle

Wenn du die Bescheinigung der Fahrschule über die absolvierten theoretischen und praktischen Unterrichtseinheiten in der Tasche hast, musst du einen neuen Führerschein beim Bürgeramt oder der Führerscheinstelle beantragen. Das Ganze nennt sich "Kartenführerschein umtauschen" und ist notwendig, weil die Berechtigung auf dem Führerschein durch die Eintragung der Schlüsselzahl 196 bei der Fahrerlaubnisklasse B gekennzeichnet wird. In kleineren Städten hast du meistens schnell einen Termin vereinbart, in Großstädten wie Berlin bekommst du oftmals wochenlang keinen Termin, kümmere dich deshalb am besten schon ganz am Anfang des Fahrschulunterrichts darum. Welche Dokumente du mitbringen musst, kannst du zum Beispiel hier nachlesen (Service-Seite für Berlin).

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7. Du kannst Probefahrten nicht ohne neuen Führerschein machen

Einen kleinen Downer, den ich erlebte, als ich den neuen Führerschein endlich beantragt hatte: Bearbeitungszeit sechs Wochen. Da ich nicht erst im Oktober mit dem Motorrad fahren wollte, habe ich mich an die Führerscheinstelle gewendet und ihnen meinen Fall geschildert – nach nur zwei Wochen hatte ich den Schein glücklicherweise in der Tasche. Das ist vor allem auch deshalb wichtig, weil du ohne entsprechenden Nachweis keine Probefahrten machen darfst. Wenn du nämlich noch nicht weißt, welches Design dir besonders gefällt und du nicht einschätzen kannst, wie das Fahrgefühl ist, solltest du eine Probefahrt beim Motorradhändler absolvieren.

8. Recherchiere, welche Hersteller es gibt und wo du sie in deiner Stadt kaufen kannst

Vermutlich weißt du, welches Motorrad du fahren willst, noch bevor du die erste Fahrstunde nimmst. Zumindest ging es mir so, als ich das erste Mal eine Maschine des japanischen Herstellers Brixton sah. Brixton bietet verschiedene 125ccm-Motorräder an, die meiner Meinung nach ziemlich retro und cool aussehen. Aber auch andere bekannte Motorradmarken bieten mittlerweile solche Maschinen an. Wenn du noch keine Ahnung hast, welches Modell am besten zu dir passt, empfehle ich dir, auf einschlägigen Seiten zu recherchieren, zum Beispiel hier. Wenn du dich entschieden hast, solltest du schauen, welche Händler in deiner Stadt das Modell verkaufen. Da die 125er von Brixton ziemlich beliebt sind, waren sie fast überall ausverkauft, sodass ich mein Motorrad letztendlich gebraucht von einem privaten Anbieter gekauft habe. Das Inserat habe ich bei mobile.de gefunden, aber auch auf ebay Kleinanzeigen wirst du fündig.

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9. Wenn du von privat kaufst: Versicherung abschließen und umschreiben lassen

Du hast dich für ein Motorrad entschieden und es sogar schon gekauft? Dann musst du als Nächstes eine Haftpflicht-Versicherung abschließen, denn ohne diese darfst du auf deutschen Straßen kein motorisiertes Fahrzeug führen (das gilt sowohl für Motorräder (auch elektronische) als auch für Autos). Auf check24.de kannst du entsprechende Angebote vergleichen. Wichtig ist auch, dass du dein Fahrzeug umschreiben lassen musst, wenn du es von einem privaten Anbieter abgekauft hast. Das kannst du einfach über dieses Online-Formular machen. Achte darauf, dass der Verkäufer alle Dokumente – Zulassungsbescheingung 1 und 2 – mitliefert und einen ordentlichen Kaufvertrag aufsetzt. Außerdem solltest du vor der Umschreibung in Erfahrung bringen, ob das Motorrad aktuell ein Saisonkennzeichen hat. Wenn du mit dem Bike ganzjährig fahren willst, musst du ein neues Kennzeichen beantragen.

10. Die Erweiterung berechtigt dich nicht zum Fahren größerer Maschinen

Die B196 ist eine Erweiterung der Führerscheinklasse B, also jene, die du bei einem normalen Autoführerschein erwirbst. Mit der B196 handelt es sich nicht um eine Motorradfahrerlaubnisklasse. Auch eine Erweiterung auf die Klassen A2 oder A ist normalerweise nicht möglich. Solltest du also Blut geleckt und Lust bekommen haben aufs Fahren von schnelleren Maschinen, musst du den entsprechenden Führerschein machen.

11. Die B196 ist nur in Deutschland gültig

Tatsächlich beschränkt sich die Führerscheinerweiterung B196 auf Deutschland. Im Ausland kannst du damit keine Motorräder der Klasse A1 leihen oder fahren.

Gute und sichere Fahrt!

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