Traditionen erleben – So geht Völkerverständigung auf Bayerisch
Wir lieben Bayern als Urlaubsregion nicht nur wegen der wunderschönen Natur und der Kombination aus beeindruckenden Bergregionen, grünen Wäldern und süßen Bergdörfern, sondern vor allem auch wegen der Menschen und der zahlreichen Traditionen, die im Freistaat noch immer gelebt werden. Deswegen stellen wir dir im Rahmen der Kampagne "Und Du so? Bayern im grenzenlosen Kultur-Austausch" vier spannende Bayer*innen vor, die Kultur und Traditionen ihrer Heimat leben, neu interpretieren und erlebbar machen. Das bayerische Lebensgefühl ist aber auch über die deutschen Landesgrenzen hinaus bekannt, weshalb sich die Vier mit Gleichgesinnten aus Europa ausgetauscht haben, um mit und von ihnen zu lernen. Die Bayern-Botschafter*innen wollen mit ihren Reisen für ein besseres interkulturelles Verständnis sorgen – ein Vorhaben, das auch uns nicht allzu fern liegt. Wir düsen dann mal mit.
Winzertradition radikal neu gedacht im Fränkischen Weinland
In breiten Schleifen windet sich der Main durch die Hügel des Fränkischen Weinlands. Am Ufer befindet sich das Örtchen Randersacker, hinter dessen Fachwerkhäusern die Weinberge steil in die Höhe ragen. Es ist das Reich von Thomas Schenk. Der junge Winzer stellt „Handwerksweine“ her: Weil die Steigung der Weinberge mit bis zu 70 Grad zu steil für Maschinen ist, entstehen sein Riesling, Silvaner und Spätburgunder in Handarbeit. „Auf den Hängen von Randersacker wachsen seit 1.250 Jahren Reben“, erzählt Schenk und berichtet von seinem besonderen Anspruch, die Weine so nachhaltig und verantwortungsbewusst wie nur möglich herzustellen. „Konkret heißt das zum Beispiel, dass wir im Weinberg keine Herbizide und Insektizide einsetzen, sondern mit biologischen Methoden arbeiten.“
Wie der „Handwerkswein“ des bayerischen Winzers Schenk schmeckt, können Besucher*innen in der Heckenwirtschaft des Weinguts im Frühjahr und Herbst probieren. Zum Wein werden fränkische Klassiker wie Bratwürste, Blaue Zipfel und Wurstplatten angeboten. Thomas bietet Interessierten auch Weinwanderungen rund um den Ort an.
Wenn du schon in der Gegend bist, solltest du dir die Würzburger Residenz nicht entgehen lassen. Ein Geheimtipp versteckt sich hinter dem barocken Schlossbau: der Hofgarten, in dessen wunderschöner Gartenanlage du mitten in der Stadt angenehme Ruhe genießen kannst.
Winzerin Beatrice Gaudio baut ihren Wein im piemontesischen Monferrato zwar unter ähnlichen Bedingungen, aber mit anderen Techniken und deutlich weniger schweißtreibend an. Wie genau sich die Arbeitsweisen von der Italienerin Beatrice und des Franken Thomas Schenk unterscheiden, was sie bei ihrem Treffen voneinander lernen konnten und wie sie ihre jeweilige Heimat vorstellen, das siehst du im ersten, auf YouTube erschienenen Video zum "Kulturaustausch".
Weingut Schenk | Ochsenfurter Str. 21, 97236 Randersacker | Montag bis Freitag: 9–18 Uhr, Samstag: 10–17 Uhr | Zur Website
Käse und Naturerlebnisse im Allgäu
Es geht kulinarisch weiter, zum Allgäuer Thomas Breckle, Deutschlands einzigem Hartkäse-Affineur. Wenn er seinen kleinen Laden jamei Laibspeis in Kempten dreimal in der Woche öffnet, stehen seine Fans Schlange. Verkauft werden dort handwerklich hergestellte Käse, die im Keller eines fast 200 Jahre alten Klostergewölbes bis zu fünf Jahre reifen. Das Besondere: Die Milch für den Käse stammt ausschließlich von behornten Kühen, die ohne Kraftfutter ernährt werden. In den Niederlanden trifft er den Käsespezialisten Jan Dirk van der Voort, einen Biobauer, dessen Hof seit 420 Jahren in Familienhand ist. Die spannendsten Momente des Treffens kannst du hier nachschauen.
Wenn du Lust auf Urlaub im Allgäu hast und nicht nur den vielleicht besten Käse Deutschlands probieren, sondern auch einen Überblick über die Gegend bekommen willst, dann ist die Rundtour zur Sölleralpe das Richtige für dich. Auf der etwa vierstündigen Wanderung öffnen sich immer wieder schöne Ausblicke auf die Allgäuer Alpen. Und auf der Sölleralpe warten Kuchen oder Käse auf hungrige Wanderer*innen. Auch die Hörner-Panorama-Tour, die in Ofterschwang beginnt und über gleich fünf kleine Gipfel führt, ist ein tolles Naturerlebnis.
jamei Laibspeis | Hildegardpl. 3, 87435 Kempten (Allgäu) | Mittwoch & Samstag: 8–13 Uhr, Freitag: 12–18 Uhr | Zur Website
Moderne Tracht aus dem oberbayerischen Wirtshaus
Von den Allgäuer Bergen weiter zur ersten Wirtshaus-Boutique Bayerns: Barbara Stadler aus Anzing bietet im Kirchenwirt traditionelle Küche und nebenan moderne Trachten an. Klassische Dirndl suchst du in der Wirtshaus-Boutique aber vergeblich: „Ich setze mich damit auseinander und interpretiere sie als moderne Trachtenmode neu. Wir wollten eine Alternative zum Dirndl schaffen, eine Lifestyle-Tracht“, erzählt Stadler. In Tschechien trifft die Bayerin Barbara die Designerin Zuzana Osako, die dort die Lifestyle-Marke Tradice gründete und sich bei ihren Produkten von der Folklore des Landes inspirieren lässt.
Wenn du rund um München unterwegs bist, solltest du nicht nur beim Kirchenwirt einkehren, sondern auch eine Floßfahrt auf der Isar machen. Besonders schön ist die Strecke von Wolfratshausen in die bayerische Hauptstadt. Im Dezember lohnt sich ein Shopping-Trip nach Anzing besonders, dann wird rund um das Wirtshaus ein Weihnachtsmarkt aufgebaut.
Zum Kirchenwirt | Högerstraße 2, 85646 Anzing | Donnerstag & Freitag: 17.30 Uhr "bis wir den Spaß beenden", Samstag & Sonntag: 11.30–15 Uhr und 17.30 Uhr "bis wir den Spaß beenden" | Zur Webseite
Cooler bayerischer Rap aus der Hallertau
Beim letzten Stopp unserer Reise wird’s musikalisch. Es geht zu RiA Reiser, einer Musikerin aus der Hallertau, die ihre Karriere als Jodelqueen startete und nun mit niederbayerischem Rap durchstartet. RiA blieb in Deutschland und traf einen Shanty-Chor hoch oben im Norden. Im Video, das Anfang August erscheinen wird, siehst du, wie sich die beiden traditionellen und doch so unterschiedlichen Musikrichtungen kombinieren lassen.
Bayern-Besucher*innen empfiehlt die Rapperin, ihre Heimat Hallertau und die Region rund um Kelheim, besonders die bunten Felder und Hopfengärten, die traditionellen Biergärten und kleinen Städte haben es ihr angetan. Auch eine Radtour von Puttenhausen nach Kehlheim empfiehlt sie. Wer auf der Strecke durstig wird, kehrt in vielen gemütlichen Biergärten ein wie dem vom Schloss Ratzenhofen oder der Brauerei Zum Kuchlbauer in Abensberg mit ihrem bekannten Hundertwasser-Turm. Auch einen Geheimtipp hat die Rapperin: den idyllischen Biergarten auf dem Biohof Kreitmair in Notzenhausen.
Sonja Koller