Machen wir in Zukunft Urlaub in der Virtual Reality?

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In unserer Reihe  "Future Travel" beantworten wir spannende Fragen zum Thema Nachhaltigkeit im Tourismus und wie wir in Zukunft reisen werden. Kann Massentourismus nachhaltig sein? Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf unser Reiseverhalten? Worauf sollte ich bei der Kompensation meiner Reise achten? Welche alternativen Reisemodelle gibt es? Diesen und vielen weiteren Fragen gehen wir mit diesem Format auf den Grund. Hast du selbst eine interessante Frage zum Thema? Dann schreib uns an kontakt@reisevergnuegen.com.

Einmal den Mount Everest erklimmen

Ungefähr vier bis fünf Jahre ist es jetzt her, dass ich das erste Mal eine VR-Brille auf der Nase hatte. Damals gab es in einem Outdoor-Geschäft die Möglichkeit, den Himalaya zu erklimmen und das mitten in der Kölner Innenstadt. Ich hatte wirklich das Gefühl, irgendwo im Hochgebirge vor einem Abgrund zu stehen. Einige Zeit später auf der Tourismusmesse ITB in Berlin bin ich dann virtuell mit einem Kajak über den Yukon in Kanada gepaddelt. In der Messehalle war ein Minipool mit Kajak aufgebaut, in das ich mich setzen konnte. Mir wurde eine klobige, schwarze Brille und Kopfhörer aufgesetzt und seltsamerweise hat es sich fast so angefühlt, als wäre ich im tiefsten kanadischen Wald, umgeben von Braunbären und Seeforellen –und nicht in einer Messehalle in Berlin Charlottenburg. 

Was ist eigentlich Virtual Reality?

Total fasziniert von dieser Technologie, habe ich mich in letzter Zeit gefragt, wie die moderne Technik den Tourismus in Zukunft verändern wird. Schon 1968 entwickelte der Spezialist für Computergrafik Ivan Sutherland die erste künstliche Intelligenz, womit er Vorreiter des Virtual-Reality-Systems ist. Das erste VR-Headset hat er erfolgreich in 1968 gebaut und schon im gleichen Jahr wurde es von der Nasa für Raumfahrtzwecke übernommen. Doch erst seit einigen Jahren ist die Technologie richtig bei uns etabliert. 

Für all diejenigen, die nicht so Technikaffin sind: Virtual Reality, oder kurz VR, ist eine künstlich erzeugte Wirklichkeit, die du mithilfe einer speziellen Brille, der VR-Brille, erleben kannst. Dort sind meist zwei hochauflösende Bildschirme eingearbeitet, die die Aufnahmen zeigen. Auf einmal ist es möglich, von zu Hause aus einen simulierten Flug zu erleben, mit Zombies zu kämpfen oder eben, wie ich, den Yukon entlang zu paddeln oder den Himalaya zu besteigen. 

Aber wie genau kann diese Technologie im Tourismus verwendet werden?

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CYBER TRAVEL: REISE IN DIGITALE WELTEN

Mit der Pandemie waren Reisen im Jahr 2020 urplötzlich nicht mehr möglich. Obwohl viele Unternehmen in dieser Zeit extreme Umsatzeinbußen hinnehmen und zum Teil sogar Insolvenz anmelden mussten, hat die Pandemie in vielen Bereichen des Tourismus zu mehr Digitalisierung geführt und Prozesse vereinfacht und weiterentwickelt: Apps zum Ein- und Auschecken oder QR-Code-Ordering im Restaurant waren vorher nicht so professionell, wie sie es heute sind. 

Und auch VR wurde immer mehr ausgebaut. Fernab von typischen Reisen kannst du nämlich viele coole Abenteuer erleben. Von virtuellen Museumsbesuchen über eine digitale Taxifahrt mit Drive and Listen durch die Städte dieser Welt bis hin zur virtuellen Überraschungsreise von zu Hause mit Random Street View – es gibt unfassbar viele Möglichkeiten zu „reisen“. Mit VR-Reiseapps, wie von National Geographic oder The Climb, kannst du dich, gemütlich von zu Hause aus, in andere Welten begeben: virtuell die Nordlichter sehen, an einem einsamen Strand in Mexiko spazieren oder gotische Kathedralen besichtigen.

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Urlausbilder von Orten, die es nicht gibt

Eine weitere künstliche Intelligenz (KI), die ich während meiner Recherche entdeckt habe, ist MidJourney. Ich kann es nicht anders sagen: Ich bin geflasht. Das Programm generiert mit einer KI Bilder, die teilweise so real werden, dass ich mir beinahe eigene Urlaubsbilder generieren kann. Mit Stichworten, die ich in die KI einspeise, kann ich verrückte, real anmutende und futuristische Bilder generieren lassen. Die App zeigt mir, was eigentlich alles mit künstlicher Intelligenz im kreativen Bereich möglich ist. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt und auch wenn ich der Meinung bin, dass es das Reisen nicht direkt ersetzen wird, kann ich mir durchaus vorstellen, dass solche Technologien zukünftig immer mehr genutzt werden, um in andere Welten zu flüchten. Wie cool sind denn bitte diese Orte?

Mixed Reality & Co

Aktuell überlegen sich immer mehr Urlaubsregionen, wie man futuristische Technik mit einem normalen Tourismus-Aufenthalt verbinden kann. Seit 2021 wird in der Stadt Essen die digitale Welt mit der analogen Welt verbunden. Das Konzept “Essen 1887” ist eine sogenannte Mixed-Reality-Stadtführung. Mit der VR-Brille werden die Teilnehmer*innen in das Jahr 1887 katapultiert und auf einmal fahren Kutschen als Hologramme vor dir und du kannst die historische Stadt entdecken. 

Die Anne-Frank-Organisation in Amsterdam hat eine App entwickelt, mit der Nutzer*innen das Versteck von Anne Frank erleben und einen Eindruck davon bekommen können, wie beklemmend die Zeit während ihrer Flucht vor den Nazis gewesen sein muss – und dafür musst du nicht mal Amsterdam reisen. Geschichtliche, kulturelle Ereignisse können so in den Tourismus eingearbeitet werden und ermöglichen gleichzeitig eine Entzerrung von viel besuchten Orten in Städten.

© Pexels / Pixabay

Wird Virtual Reality zum Urlaubsersatz?

Dass wir in Zukunft alle nur noch auf der Couch, mit einer VR-Brille auf der Nase unsere Abenteuer erleben oder uns mit MidJourney an KI-Orte träumen, anstatt in den Urlaub zu fahren, kann ich mir zum aktuellen Zeitpunkt nicht vorstellen. Es fehlt an Gerüchen, dem Austausch mit Menschen vor Ort und dass man sich durch lokale Spezialitäten naschen kann. Aber als Add-on oder für einen Mini-Urlaub an einem verregneten Samstag, als Zusatz zu herkömmlichen Stadtführungen oder zum immersiven Erleben von (Fantasie-)Orten kann VR eine tolle Möglichkeit sein. 

VR-Apps für einen Miniurlaub zu Hause

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