Wanderung auf einen aktiven Vulkan: So kannst du den Vesuv besteigen
Er thront über Neapel und ist der einzige aktive Vulkan auf dem europäischen Festland: der Vesuv. Ihn zu besteigen klingt nach einer aufwändigen und etwas verrückten Aktion. Aber das muss es gar nicht sein. Denn vom Stadtzentrum Neapels kommst du schnell und einfach zum Fuße des Vulkan und kannst schließlich auch auf jenem Krater wandern, der einst so viel Vulkanasche produzierte, dass ganz Pompeii darunter begraben wurde.
Der Ausgangspunkt für einen Ausflug auf den Vesuv
In den Straßen von Neapel wimmelt es von Anbieter*innen, die Tagestouren zum Vesuv oder im Kombi-Paket mit Pompeii anbieten. Der Ausflug ist aber so einfach selbst zu organisieren, dass du ihn, falls du auf Erklärungen vor Ort verzichten möchtest, auch kurzfristig und entspannt alleine machen kannst. Dafür fährst du am besten zuerst mit der Vorortbahn Circumvesuviana von Napoli Puerta Nova oder der Station am Hauptbahnhof, Piazza Garibaldi, in das Städtchen Ercolano Scavi. Das Ticket kostet weniger als drei Euro und die Fahrt dorthin dauert ungefähr eine Viertelstunde.
Wenn du in Ercolano Scavi aus der Bahn aussteigst, findest du direkt vor dem Bahnhof das Büro des Vesuvio Express. Hier werden Bustickets in Kombination mit dem Eintritt zum Nationalpark für 25 Euro pro Person verkauft. Achtung: Bei meinem Besuch konnte man hier nur bar bezahlen. Um dich nicht doppelt anstellen zu müssen, nimm dir also Bargeld mit. Die Busse starten zu jeder vollen Stunde. Um sicherzugehen, dass du nach deiner Ankunft nicht lange warten musst, kannst du die Tickets auch online vorbestellen. Hast du in Ercolano Scavi etwas Zeit, kannst du hier die Ruinen der alten Stadt Herculaneum anschauen, die weit weniger überlaufen sind als im nahen Pompeii.
Auf den Vesuv wandern
Auf den Vesuv zu wandern klingt erstmal cooler, als mit dem Bus auf den Vesuv zu fahren. Aber: Der Weg hinauf führt eine Straße entlang, die von Reisebussen und Autos stark frequentiert ist. Romantisch und abenteuerlich ist die Wanderung nicht, sondern durch die vielen engen Kurven, in denen dich Autos leicht übersehen können, eher gefährlich. Vor 20 Jahren wurden zwar noch weitere Wanderwege zum Krater des Vesuvs geschaffen, aktuell aber sind die meisten geschlossen oder werden restauriert. Bei manchen musst du durch Tore wandern, die nicht zuverlässig geöffnet sind. Den ganzen Weg zum Krater zu wandern ist also keine gute Idee.
Der Vesuvio Express schlängelt sich während der Fahrt von Ercolano Scavi etwa eine halbe Stunde durch die Serpentinen zum Eingang des Nationalparks. Schon die Anfahrt ist beeindruckend, weil du Neapel von oben siehst und beobachten kannst, wie sich die Natur mit jedem Höhenmeter verändert und die Vegetation von den vergangenen Lavaströmen schwarz gefärbt wurde. Geparkt wird direkt vor dem Eingang des Nationalparks, wo sich Autofahrer*innen auch Tickets für den Nationalpark holen können. Weil nur eine limitierte Personenzahl täglich zum Krater darf, ist es auch hier ratsam, schon vorher online Tickets zu reservieren.
Am Krater des Vesuvs
Wenn du es, so wie ich, schade findest, dass du durch die einzigartige Landschaft des Vesuvs bisher nicht wandern konntest, dann kann ich dich beruhigen: Vom Eingang des Nationalparks zum Krater wartet noch eine kleine Wanderung auf dich. Etwa eine halbe Stunde geht es auf schwarzem Geröll nach oben und dann einmal um etwas mehr als die Hälfte des Kraters herum. Du kommst sogar ganz dicht ran und kannst in den Krater hineinsehen! Je nach Aktivität des Vulkans kann es sein, dass hier mehr oder weniger Rauch aufsteigt. Bei meinem Besuch war es relativ ruhig, sodass ich nicht unbedingt den Krater, wohl aber die Umgebung auf dem Wanderweg rundherum beeindruckend fand.
Ein Highlight für sich ist auch die Aussicht auf die Bucht von Neapel, die man von hier hat. Rechts kann man die Großstadt bewundern, links die Bucht bis nach Sorrento verfolgen. Dazwischen liegt die wunderschöne und bergige Insel Capri.
Was ist das perfekte Ende einer Wanderung? Natürlich eine Hütte! Die gibt's hier auch, aber im Süditalien-Style. Natürlich nicht mit Almdudler oder Germknödel, sondern mit Aperol und Pizza – und das zu fairen Preisen. Ich gönne mir für fünf Euro einen Aperitif und trinke ihn am Krater eines aktiven Vulkans. Auf dass er noch ein bisschen ruhig bleibt!