Volunteering im Urlaub – Das solltest du bei der Freiwilligenarbeit beachten

© Unsplash | OCG Saving The Ocean

In unserer Reihe  "Future Travel" beantworten wir spannende Fragen zum Thema Nachhaltigkeit im Tourismus und wie wir in Zukunft reisen werden. Kann Massentourismus nachhaltig sein? Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf unser Reiseverhalten? Worauf sollte ich bei der Kompensation meiner Reise achten? Welche alternativen Reisemodelle gibt es? Diesen und vielen weiteren Fragen gehen wir mit diesem Format auf den Grund. Hast du selbst eine interessante Frage zum Thema? Dann schreib uns an [email protected].

Bei Future Travel stellen wir uns nicht nur die Frage, wie die Zukunft des Reisens aussehen kann, sondern beschäftigen uns auch damit, was Nachhaltigkeit im Tourismus bedeutet. Dazu gehört auch Voluntourismus, ein Wort, das sich aus den Wörtern Tourismus und Volunteering zusammensetzt. Vereinfacht gesagt: Freiwilligenarbeit im Urlaub. Oft sind es Vorstellungen wie: Menschen und ihren Alltag kennenzulernen, einer Kultur näherzukommen und gleichzeitig dabei vor Ort zu helfen. Wenn du dich gesellschaftlich engagieren willst, ist das auf jeden Fall erstmal eine gute Sache. Aber es gibt einige Dinge, die du beachten solltest.

Reisetrend: Voluntourismus

Volunteering Urlaub, engagieren auf Reisen
© ray sangga kusuma | Unsplash

Viele Menschen wollen sich auf Reisen engagieren und einmal irgendwo im Ausland etwas Positives im Leben anderer Menschen zu bewirken. Jährlich machen sich allein in Deutschland 15.000 bis 25.000 Freiwillige im Rahmen von ungeregelten Freiwilligen-Projekten auf den Weg ins Ausland. Staatlich geförderte Freiwilligendienste haben knapp 7.000 freiwillige Helfer*innen vermittelt. Wenn du einmal online nach Angeboten suchst, erscheinen zahlreiche Einträge.

Selbst große kommerzielle Tourismuskonzerne wie TUI oder STA Travel bieten ein vielseitiges Angebot an Freiwillig*innenarbeit im Ausland an und viele Veranstalter bewerben Voluntourismus als nachhaltige Tourismusform. Für vier Wochen „Englischunterricht geben in Mosambik“ bis hin zu „Schildkröten retten in Griechenland“ – du kannst so ziemlich alles finden. Inklusive des Fluges, Unterkunft vor Ort und Organisation der Reise kommen da schon mal mehrere Tausend Euro für eine Reise zusammen.

DAS SOLLTEST DU BEI FREIWILLIGENPROJEKTEN IM AUSLAND BEACHTEN

Viele Anbieter haben die Profitabilität dieses Tourismuszweiges erkannt. Bedauerlicherweise werden die Bewerber*innen oft nicht ausreichend überprüft, ob sie die notwendigen Qualifikationen mitbringen. Gerade im Austausch mit verletzlichen Bevölkerungsgruppen, wie beispielsweise Kindern, kann das zu Schäden führen. Was zunächst absurd klingt, ist teilweise traurige Wirklichkeit: Durch die erhöhte Nachfrage von Mitarbeit in Kinderheimen steigt die „Nachfrage“ nach Waisenkindern. Gerade in ärmeren Ländern ist das für Menschen eine Möglichkeit, Geld zu verdienen. Hinzu kommt der ständige Wechsel von Bezugspersonen, was zu einer zusätzlichen psychischen Belastung führen kann. Deswegen solltest du bei Angeboten, bei denen Menschen und vor allem Kindern involviert sind, besonders aufmerksam sein. Eine gute Möglichkeit ist, sich über staatlich geförderte Freiwilligendienste wie beispielsweise kulturweit oder weltwärst zu bewerben. 

Auch beim Tier- und Naturschutz solltest du Acht geben, denn du darfst nicht vergessen, dass Tiere wilde Lebewesen sind und ein Eingriff in den natürlichen Lebensraum Tieren schaden kann. Wenn du dich nur für kurze Zeit engagieren möchtest, können Reinigungsaktionen an Stränden und im Wald sinnvoll sein. Hier hast du keinen direkten Kontakt zu Menschen oder Tieren und jede zusätzliche Hand hilft. Richtig mit anpacken kannst du beispielsweise auf Berghütten bei Familien in der Schweiz. Über die Schweizer Caritas findest du viele Standorte, die Bergeinsätze anbieten. In Deutschland kannst du dich über das Bergwaldprojekt engagieren, wo du von Moorschutz bis Bäume pflanzen für ein paar Tage an verschiedenen Standorten mithelfen kannst. Außerdem schaffen solche Aktionen wieder mehr Bewusstsein für nachhaltiges Verhalten zu Hause – weit über den Urlaub hinaus.

Volunteering Schweiz, Bergeinsatz Caritas, Ruedi von Allmen
Ruedi von Allmen beim Befestigen der Zäune © Charlott Tornow

CHECKLISTE: WIE DU DICH GUT ENGAGIEREN KANNST

Natürlich sind nicht alle hilfsorientieren Angebote schlecht. Wenn du Lust hast, dich zu engagieren, solltest du auf einige Punkte achten:

  1. Mache dir deine eigenen Qualitäten bewusst: Welche Fähigkeiten bringst du mit, hast du Vorerfahrung in einem bestimmten Bereich? 
  2. Wenn du dich nur für kurze Zeit engagieren möchtest, sind Umweltprojekte eine bessere Option. 
  3. Wenn du mit wenig Erfahrung ins Ausland gehst, solltest du versuchen, für soziale Projekte einen möglichst langen Aufenthalt zu planen, bestenfalls einen staatlich geförderten Anbieter wählen und Projekte mit direktem Kontakt zu Kindern vermeiden. 
  4. Um zu helfen, brauchst du nicht weit zu reisen. Auch in Deutschland kannst du dich freiwillig für Sozial- und Umweltprojekte engagieren und das oftmals auch langfristig. 
  5. Für eine nachhaltige Reise kannst du beispielsweise einen Trip über einen TourCert-zertifizierten Veranstalter buchen. Es gibt oft tolle Möglichkeiten, auf andere Weise mit der lokalen Bevölkerung in Kontakt zu treten.

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