Zu Gast im Ozean – Erlebe verantwortungsvolles Whale Watching auf Madeira

© Lobosonda

Der Wind saust mir um die Ohren, während wir mit unfassbarer Geschwindigkeit über die gigantischen Wellen des Atlantischen Ozeans hüpfen. Ich halte mich gut fest und versuche, mich nach hinten umzudrehen, um die Aussicht auf die Inselküste Madeiras zu bestaunen, als ich zu meiner rechten Seite einen Fliegenden Fisch entdecke. Unser Boot drosselt die Geschwindigkeit und ich habe genug Zeit, mir in Ruhe die flügelähnlichen Flossen des Fisches anzusehen, der sekundenlang elegant übers Wasser gleitet.

Wer Madeira bereist, wird schnell feststellen, wie einzigartig die Natur der Insel ist. Dschungelartige Wälder, die mit einer ganzen Farbpalette an Grüntönen auftrumpfen, wilde Wasserfälle, steile Berghänge und tropische Früchte in Hülle und Fülle. Doch nicht nur zu Land, sondern auch zu Wasser ist Madeira ein Naturspektakel.

Wa(h)lheimat Madeira – Die Insel ist bei vielen Meeressäugern beliebt

Das portugiesische Eiland ist vulkanischen Ursprungs und bildet zusammen mit einigen kleineren Inseln ein Archipel mitten im Atlantischen Ozean. "Die ländliche Inselmasse, die aus dem Meer heraus ragt, ist nur die Spitze eines riesigen Unterwassergebirges", erklärt Meeresbiologin Paula. "Nach nur wenigen Seemeilen stürzen die Inselhänge auf bis zu 4000 Meter stufenartig in die Tiefe. Doch gerade deswegen ist die Insel so beliebt bei Meeressäugern, die im offenen Ozean leben."

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© Charlott Tornow

Paula Thake ist ein echtes Inselkind. Auf Malta aufgewachsen, arbeitete die Umweltwissenschaftlerin und Biologin in verschiedensten Ökotourismus-Institutionen, um mehr über das Ökosystem Meer zu erfahren und sich für den Meeresschutz einzusetzen. Seit vier Jahren lebt sie nun auf Madeira und beobachtet gemeinsam mit Lobosonda Wale, Delfine und andere Unterwasserlebewesen. Und das ist kein Zufall, denn die portugiesische Insel ist nicht nur unter der Wasseroberfläche, sondern auch bei Wissenschaftler*innen sehr beliebt, die sich auf das Studieren und Schützen der Tiefseeorganismen spezialisiert haben.

Whale Watching im Einklang mit dem Ozean

"Die Artenvielfalt rund um Madeira ist enorm: Große Tümmler, Kurzflossenpilotwale und Atlantische Fleckendelfine sehen wir hier sehr oft. Pottwale können das ganze Jahr über hier sein, sind aber vor allem im Oktober oder November häufig anzutreffen. Die meisten Sichtungen haben wir im Herbst", erklärt Paula. Die unmittelbare Wassertiefe rund um die Insel lädt viele Meereslebewesen dazu ein, in die küstennahen Gewässer zu schwimmen. Je nach Jahreszeit kommen immer wieder verschiedenste Wale, Delfine und Thunfische, aber auch Schildkröten und unterschiedliche Meeresvögel an Madeira vorbei.

Uns ist klar, dass wir die Gäste dort draußen sind.
Paula Thake
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© Charlott Tornow

"Die meisten, darunter beispielsweise Bartenwale, sind auf der Durchreise und suchen die erholsame Inselnähe auf, um zu rasten, Schutz vor Stürmen zu suchen oder zu jagen und Nahrung für ihre Jungen zu finden", sagt Paula. Wenn die Sonneneinstrahlung zunimmt und der Nährstoffgehalt steigt, beginnt mikroskopisch kleines Phytoplankton zu wachsen, was wiederum Kleinstlebewesen wie Krebse und somit auch die hungrigen Meerestiere anzieht. Ebenso sorgen sowohl der Golfstrom als auch der Kanarenstrom für Nahrungsreiche Gewässer. Bereits 27 Meeressäugerarten wurden in den Gewässern rund um Madeira dokumentiert.

Ein kleines, aber leuchtendes Highlight ist die Anwesenheit der neonfarbenen Portugiesischen Galeere. Die bis zu 30 Zentimeter große Qualle treibt auf der Wasseroberfläche und schimmert verführerisch in Blau und Rosa. Doch Vorsicht, nicht berühren, denn die Tentakel enthalten eine Giftmischung, die zu starken "Verbrennungen" auf der Haut führt.

So begegnest du den Giganten der Tiefe auf respektvolle Weise

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© Charlott Tornow

Seit fast zwanzig Jahren hat sich das Team von Lobosonda dem Schutz der Meere verpflichtet. Auf Whale-Watching-Touren in den südwestlichen Gewässern Madeiras klären sie Besucher über die Biodiversität der Ozeane auf und dokumentieren alle Sichtungen im natürlichen Lebensraum der Tiere. Die wissenschaftlichen Daten werden an regionale, nationale und internationale Forschungszentren weitergeleitet. "Ökotourismus kann manchmal auch schädlich für die Umwelt sein, doch bei Lobosonda hat ganz klar das Wohlbefinden der Tiere Priorität. Uns ist klar, dass wir die Gäste dort draußen sind. Die Tiere dürfen auf keinen Fall unter Druck gesetzt werden", so Paula.

Um nicht in den natürlichen Lebenraum der Tiere einzugreifen, wird die Crew an Board von ihrem "Vigia" Carlos unterstützt, der weit oben an den Inselhängen Madeiras sitzt. Mit seinem Fernglas beobachtet er die Wasseroberfläche ganz genau aus der Ferne und hält Ausschau nach Begebenheiten, die auf die Anwesenheit von Walen, Delfinen oder anderen Meerestieren hinweisen – Vögel, die über einen bestimmten Spot im Meer kreisen sind beispielsweise ein gutes Indiz dafür, dass dort große Meeressäuger unterwegs sind.

"Unser Späher hilft uns dabei, die Tiere ganz genau zu orten, sodass wir ihnen nicht zu nahe kommen und die Motoren rechtzeitig ausschalten, um sie nicht zu stören", erklärt die Meeresbiologin. Das ist nicht selbstverständlich, denn noch immer gibt es Tourenanbieter, die beim Whale Watching mit überfüllten Touristenbooten mehrmals täglich bis auf wenige Meter an die Meeressäuger heranfahren und sie somit nicht nur enormer Lärmverschmutzung aussetzen, sondern sogar verletzen können. Dieser aktive Eingriff schränkt das natürliche Verhalten von Walen, Delfinen und anderen Meeresbewohnern nicht nur kurzweilig, sondern auch auf lange Sicht ein und gefährdet beispielsweise die sichere Aufzucht des Nachwuchses oder Ruhephasen, die gerade für reisende Tiere essentiell sind.

Noch immer gibt es Tourenanbieter, die mit überfüllten Touristenbooten mehrmals täglich bis auf wenige Meter an die Meeressäuger heranfahren und sie somit nicht nur enormer Lärmverschmutzung aussetzen, sondern sogar verletzen können.
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© Lobosonda

"Die Arbeit eines Spähers ist unheimlich wichtig. Pottwale jagen beispielsweise in Gruppen. Wenn also viele Tiere gemeinsam unterwegs sind, kann das auf eine Jagdsituation hinweisen, die unser Späher von oben erkennt und uns dann Bescheid gibt, damit wir das Jagdgebiet nicht durchstreifen", erklärt Paula.  Auch bestimmte Verhaltensweisen der Meerestiere können aus der Vogelperspektive besser analysiert und dokumentiert werden. So können wir Menschen stetig dazu lernen und uns besser an die Natur anpassen. "Die Begegnung mit diesen intelligenten Tieren ist immer wieder faszinierend. Jedes Mal, wenn ich aufs Meer hinaus fahre, lerne ich etwas Neues. Deshalb freuen wir uns auch immer wieder über Gäste, mit denen wir unser wertvolles Wissen über die Unterwasserwelt des Atlantiks teilen können", so Paula.

Das kann ich sofort nachvollziehen, denn schon nach dieser kurzen Interaktion mit den marinen Lebewesen ist mir einmal mehr bewusst geworden, wie wichtig es ist, eine verantwortungsvolle Form des Tourismus zu leben und zum Schutz wertvoller Naturräume beizutragen. Wenn du auch einmal zu Gast im Ozean sein möchtest und auf der Suche nach einem umweltbewussten Tourenanbieter bist, kann ich dir einen Ausflug mit Lobosonda auf jeden Fall empfehlen. Neben informativen Beobachtungstouren lädt das Team auch regelmäßig zu lokalen Beach-Clean-Ups ein, an denen du spontan teilnehmen und dich für die Umwelt engagieren kannst.

Lobosonda | Porto de Recreio da, Av. D. Manuel I, 9370-135 Estreito da Calheta, Portugal | Montag – Samstag: 9.30–19 Uhr | Touren ab 45 Euro pro Person | Mehr Infos

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