Ätna-Besteigung – Nervenkitzel am Krater eines der aktivsten Vulkane der Welt

© Anthea Schaap

Der mächtige Ätna in Italien, Europas höchster aktiver Vulkan, ist schon von Weitem zu erkennen, während wir uns ihm auf einer kurvigen Bergstraße aus dem Landesinneren nähern. Aus zwei weit über uns thronenden Kratern steigen stetig dichte Rauchsäulen auf.

Bei einem Besuch auf Sizilien, der größten Mittelmeerinsel, steht ein Ausflug zum Ätna meist ganz oben auf der Liste, denn es ist ein einmaliges Erlebnis.
Über der Stadt Catania an Siziliens Ostküste ragt der Berg über 3000 Meter empor, die genaue Höhe variiert je nach seiner vulkanischen Aktivität. Das Ätna-Massiv umfasst 1200 Quadratkilometer, der Vulkan hat vier Gipfelkrater und über 300 Nebenkrater, seit 2013 ist der Ätna UNESCO Weltnaturerbe. Soll heißen: Es gibt hier einiges zu entdecken.

Vor der Besteigung

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© Anthea Schaap

Auf zum Vulkan

Der Treffpunkt für unsere Vulkan-Tour ist eine Hütte am Rifugio Sapienza. Wir haben unsere Tour bei Gruppo Guide Alpine Etna Sud gebucht, die verschiedene Pakete anbieten. Die Touren selbst starten täglich um 9.30 Uhr und 10.30 Uhr an der Station. Von den geschmacklosen Shops rund um das Rifugio darfst du dich nicht abschrecken lassen, sobald du in der Seilbahn sitzt und den Vulkan näher kommen siehst, wirst du sie vergessen haben. Die Größe der Gruppe – circa 40 Personen auf zwei Guides – und der Zustand der Pflicht-Ausrüstung, sind eher suboptimal. Ich hätte um einiges lieber meine Turnschuhe angelassen, als die völlig ausgelatschten und profillosen Leihschuhe anzuziehen. Aber nun ja, 50 Euro für die auf fünf Stunden angelegte Vulkantour ist auch nicht gerade ein Vermögen, also versuchen wir gute Laune zu bewahren, während wir im Gänsemarsch zur Gondel dackeln.

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© Anthea Schaap

Wenn man nicht wie ich unter mittelstarker Höhenangst leidet, ist die Gondelfahrt sicherlich wunderbar. Auf der langsamen, circa zehn Minuten dauernden Fahrt über den staubigen, schwarzen Skipisten kann unser Blick über die Ebene bis nach Catania und dem in der Sonne glänzenden Mittelmeer schweifen. Am unteren Teil des Hanges wachsen noch einige tapfere Büsche im brüchigen Lavagestein. Als wir an der oberen Station ankommen, haben wir mit 2500 Metern die Vegetationsgrenze erreicht – ab hier befinden wir uns in einer vulkanischen Wüste. In dieser Mondlandschaft wächst nichts mehr. Nur Insekten, die von warmen Meereswinden hinauf geweht werden, verirren sich hierher. So sind wir alle überrascht von der schieren Anzahl der Marienkäfern, die über die dunklen Steine rund um uns herum krabbeln.

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Die Besteigung beginnt

Nun geht es weiter zu Fuß und wir merken sofort, dass es sich lohnt, mit einem Guide unterwegs zu sein. Anstatt der weiten, ausgefahrenen Straße zu folgen, auf der auch die Unimog-Touren bis auf ungefähr 2800 Meter weiterfahren, steuert unser Bergführer kundig kleine Wege den Hang hinauf an. Die Geschwindigkeit ist sehr langsam, da sich eine Gruppe ja am schwächsten Glied orientieren muss, doch so haben wir zumindest genug Zeit innezuhalten und die – in der dünnen Luft im wahrsten Sinne des Wortes – atemberaubende Aussicht auf uns wirken zu lassen. Die dominante Farbe rundherum ist Schwarz, nur einzelne weiße Gips- und gelbe Schwefel-Linien im Gestein sorgen für farbliche Abwechslung.

© Anthea Schaap

Nach einigem Klettern über die locker liegenden Lavasteine erreichen wir einen Lavastrom vom Ausbruch 2019. Es ist klar zu erkennen, wo der neue Strom sich über das ältere Gestein geschoben hat. In diesem Jahrtausend war der Ätna äußerst aktiv, beinahe jährlich kam es zu neuen Ausbrüchen, der letzte war erst im Frühling 2022. Daher ist das Gebiet auch eines der am besten überwachten der Welt, so dass vor Eruptionen frühzeitig gewarnt werden kann. Dank der Früherkennungs-Systeme ist auch bei den starken Explosionen 2001 und 2002, die beide Stationen und große Teile der Infrastruktur am Berg zerstörten, niemand zu Schaden gekommen.

Je höher wir kommen, umso egaler werden mir meine ausgelatschten Schuhe und unsere riesige Gruppe im Angesicht der einmaligen Landschaft. Wir klettern durch einen für den Ätna typischen, immer schmaler werdenden Lavatunnel hinauf, in dem der Guide uns anhand der verschiedenen Gesteinsschichten den Verlauf eines Ausbruchs erklären kann. Weiter oben erreichen wir eine heiße Gesteinsschicht, wo er uns einen richtigen Party-Trick vorführt: Er schiebt ein kleines Stück Zeitung zwischen die Steine, das sofort Feuer fängt. Beeindrucktes Raunen geht durch die Gruppe.

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© Anthea Schaap

Ab auf die Spitze

Wir machen einen kurze Lunchpause mit tollem Blick auf den qualmenden höchsten Punkt des Vulkans und hinab in das Valle del Bove. Nun nähern wir uns dem absoluten Highlight der Wanderung, der Umrundung des südöstlichen Kraters, dessen Steine eine tolle rötliche Färbung zeigen. Hier oben scheint alles zu dampfen. Ist es Rauch, der zwischen den Steinen aufsteigt oder sind es Wolken, die sich über die Gipfel schieben? Die Umgebung wird immer unwirklicher, im Minutentakt verändert sich die Aussicht vollkommen, je nachdem, worauf die dichter werdenden Wolkenbänke den Blick frei lassen. An schmalen Stellen ist der Weg auf dem Kraterrand gerade einmal einen Meter breit. Auf beiden Seiten geht es steil hinab, auf der einen Seite ins Innere des Vulkankraters, auf der anderen tief runter ins Tal.

Der Abstieg ist abenteuerlich: Schnell und steil geht es einen schwarzen Geröllhang hinab, mehr Rutschen und Stolpern als Laufen, es wird vor Freude laut gelacht. Auf dem Weg zurück zur Gondel lächeln sich alle Teilnehmer*innen unserer Tour ungläubig an. Es fühlt sich an, als würden wir aus einer fernen, unwirklichen Weltden Weg zurück zur Erde antreten.

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© Anthea Schaap

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