Alpen ohne Schnee: Werden wir in Zukunft noch Skifahren?

© Sonja Koller

In unserer Reihe  "Future Travel" beantworten wir spannende Fragen zum Thema Nachhaltigkeit im Tourismus und wie wir in Zukunft reisen werden. Kann Massentourismus nachhaltig sein? Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf unser Reiseverhalten? Worauf sollte ich bei der Kompensation meiner Reise achten? Welche alternativen Reisemodelle gibt es? Diesen und vielen weiteren Fragen gehen wir mit diesem Format auf den Grund. Hast du selbst eine interessante Frage zum Thema? Dann schreib uns an [email protected].

In den Tagen über den Jahreswechsel 2022/2023 wurden in den Alpen die wärmsten Temperaturen seit der Wetteraufzeichnung gemessen. Von Österreich bis Frankreich – viele Skiorte unter 2000 Metern sind aktuell schneelos. Vielleicht hast du in den letzten Wochen auch die bizarren Bilder von grünen Skipisten gesehen? Auf vielen Gipfeln schlängelt sich teilweise nur eine künstlich beschneite Piste ins Tal vieler bekannter Skiorte.

Die Alpen ohne Schnee

Der Skitourismus hat in den Alpen eine lange Tradition und bildet eine wichtige ökonomische Basis von vielen Gemeinden. Allein in Österreich werden durch den Skitourismus jährlich 15 Milliarden Euro pro Jahr erwirtschaftet. Da wird schnell klar, dass das Ausbleiben von Schnee einen massiven wirtschaftlichen Einbruch zur Folge hat. Seit 1850 haben die Alpengletscher 60 Prozent ihres Volumens verloren und die Temperaturentwicklungen im Alpenraum wirken sich deutlich stärker aus als im globalen Mittel. 

© Anthea Schaap

Die Zukunftsprognosen sind nicht unbedingt vielversprechend. Das heißt konkret, dass bis 2050 die Erderwärmung um circa 1,4 Grad steigen wird, in den Alpen bis zum Ende des Jahrhunderts im schlimmsten Fall sogar bis 5 Grad. Selbst wenn das angestrebte 1,5-Grad-Ziel eingehalten werden sollte, sind dann 50 Prozent der deutschen Skigebiete nicht mehr schneesicher. Das hat schon jetzt zu Schließungen einiger Skigebiete geführt und es ist wahrscheinlich, dass in Zukunft noch weitere folgen werden. In Deutschland wären bei diesem Temperaturanstieg nur die Zugspitze und das Fellhorn Ski sicher.

Die Skigebiete reagieren darauf mit künstlichen Beschneiungsanlagen, die den natürlichen Schneefall ergänzen oder teilweise sogar ersetzen; doch auch der künstliche Schnee braucht Minustemperaturen. Das Problem: Die Schneekanonen benötigen viel Energie und Wasser, das für die Landwirtschaft oder sogar als Trinkwasser fehlt. Um dir den enormen Verbrauch zu verdeutlichen: Schneekanonen in den Alpen verbrauchen rund viermal so viel Wasser wie ganz München in einem Jahr.

© Sonja Koller

DER TOURISMUS IN DEN ALPEN IN DER ZUKUNFT

Fakt ist: Es wird in Zukunft immer wärmere Winter mit immer weniger Schnee geben. Niedrig gelegene Orte müssen sich auf ganzjährigen Tourismus einstellen, weshalb einige Skigebiete jetzt schon nach Möglichkeiten suchen, ihre Abhängigkeit von der Beschneiung zu verringern und stattdessen andere Freizeitaktivitäten anzubieten. Mountainbiking, Zip-Lining, Spa- und Wellnessbehandlungen oder Wandern sind einige der Optionen. Im Winter können Langlauf oder (Indoor-)Schlittschuhlaufen eine Möglichkeit sein, weiterhin Besucher*innen im Winter anzuziehen. Viele Alpenstädte haben außerdem ein reiches kulturelles Erbe und auch kulinarische Reisen können an Bedeutung gewinnen. 

NACHHALTIGER SKIURLAUB: SO GEHT’S

Nicht nur die Skigebiete müssen sich auf die veränderten Umweltbedingungen einstellen, sondern auch wir als Winterurlauber*innen. Mit diesen kleinen Veränderungen kannst du jetzt schon nachhaltiger unterwegs sein. 

  • Knapp 70 Prozent der Emissionen im Tourismus sind auf die An- und Abreise zurückzuführen. Deswegen ist es am besten, mit nachhaltigen Transportmitteln in den Urlaub zu fahren. In unserem Artikel kannst du dir direkt ein Skigebiet in Europa aussuchen, das du mit dem Zug oder Bus erreichst.
  • 2006 haben sich diverse Gemeinden aus sechs Alpenstaaten zusammengetan und die Alpine Pearls gegründet, um den Tourismus in ihrer Region nachhaltiger zu gestalten. Alle teilnehmenden Regionen sind mit dem ÖPNV erreichbar.

  • Leih dir Ski-Ausrüstung aus. Das macht deine Anreise mit Bus und Bahn deutlich entspannter, außerdem sparst du Ressourcen.

  • Es gibt mittlerweile einige Skigebiete, wie die SkiWelt Wilder Kaiser in Österreich, die mit regenerativen Energien und 100 Prozent Ökostrom auskommen.

  • Klein, aber fein! Für große Skigebiete werden oftmals große Flächen Wald gerodet. Such dir ein kleines Skigebiet aus, denn je kleiner das Gebiet, desto weniger muss gerodet werden.

  • Statt auf Skifahren zu bestehen und künstlich beschneite Mini-Pisten herunterzufahren, kannst du andere Wintersportaktivitäten wie Langlauf oder Schneeschuhwandern ausprobieren. Diese sind nämlich auch weniger invasiv für die Umwelt, während du gleichzeitig die Natur intensiver genießen kannst.

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